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[posting]58606017[/posting]Hallo Wertefinder, es ist schon interessant, jemanden wie Dich über erneuerbare Energien reden zu hören. Jemanden, der ordentlich in die DRAG investiert ist, die ja wohl am schmutzigsten Ende der Energieproduktion steht. Aber klar, Investitionen sollen Geld bringen, und das Geld verdienen hinterfragst Du bei NEL.

Nicht ganz zu Unrecht, denn die aktuellen Zahlen sehen wirklich schauerlich aus. Von daher sollte man ganz sicher nicht größere Teile seines Geldes hier investieren. Aber das Du Wasserstoff als Energieträger komplett seine Wirtschaftlichkeit absprichst, wirkt etwas scheuklappenmäßig.

Natürlich kann Wasserstoff weder wirtschaftlich noch produktionstechnisch derzeit mit anderen Energien mithalten. Aber Wasserstoff steht doch auch noch ganz am Anfang! NEL hat angekündigt, seine Produktionskosten schon allein mit der neuen Fabrik um 40% (!) senken zu können. Was werden da erst für Möglichkeiten bestehen, wenn das ganze wirklich großindustriell angegangen wird.

Gleiches gilt für die momentan irre teuren Autos. Toyota hat schon gesagt, daß sie daran glauben, bereits in wenigen Jahren Brennstoffzellenautos zum Preis heutiger Verbrenner produzieren zu können.

Und auch die Tankstellen- und Speichertechnik wird sich in großen Sprüngen weiterentwickeln.

Natürlich entstehen Energieverluste durch die Umwandlung in Wasserstoff. Aber auch die Übertragung von Strom vom Kraftwerk zur Elektroladesäule sowie die Umwandlung verschlingt Strom. Und Wasserstoff kannst Du im Gegensatz zu Strom, wenn auch technisch aufwändig, relativ problemlos speichern.

Der große Vorteil von Wasserstoff gegenüber Batterieantrieb ist, daß nicht jedes Auto mehrere hundert Kilogramm Batterien mit sich herumschleppen muß. Allein die Energieeinsparung durch die geringere zu bewegende Automasse ist schon einen Umstieg wert.

Und auch vom Aktionsradius her kann die Batterie (momentan) keinesfalls mit Wasserstoff mithalten.

Die Problematik der momentan noch begrenzten Zahl der Betankungen je Tankstelle und Tag führt genau zu den Ergebnissen, die wir jetzt sehen: Wasserstoffantrieb wird sich zuerst in geschlossen Kreislaufsystemen durchsetzen. Ein gutes Beispiel ist der geplante Einsatz von Nikolas bei Anhaeuser-Busch. Die können aufgrund ihrer eingespielten Logistik genau kalkulieren, wieviel Lkw wo wann tanken müssen. Und die Betankung erfolgt firmenintern. Da kann man also genau berechnen, wieviele Tankstellen man benötigt, und diese auch optimal nutzen.

Und wie aus Korea zu lesen war, soll Wasserstoff dort auch vorrangig erstmal in geschlossenen Kreisläufen (Müllabfuhr) eingesetzt werden.

Den Einsatz zuerst einmal im Lkw-Betrieb zu forcieren macht auch deshalb Sinn, weil die Lkw-Logistik absolut kostenoptimiert arbeitet. In einem 40t-Sattelzug muß möglichst viel Ware und soll möglichst wenig unnötige Masse transportiert werden. Einen solchen Sattelzug mit Batterien zu betreiben ist wirtschaftlich nicht vertretbar. Mit Wasserstoff sieht das ganz anders aus.

Von daher ist der Deal mit Nikola auch so toll. Denn die setzen genau auf die Lkw-Karte, und die Transportlogistik wird wohl der erste Bereich sein, in welchem sich Wasserstoff lohnen wird.

Wobei man hinter die Seriösität von Nikolas Versprechungen duchaus ein kleines Fragezeichen setzen könnte. Und wen man ganz bösartig denken würde, könnte man auch die Theorie aufstellen, daß Nikola und NEL über Bande spielen. Nikola und NEL verkünden einen großen Deal. NEL profitiert direkt davon, indem sie unmittelbar danach eine Kapitalerhöhung über Pi mal Daumen 50 Mio. € durchziehen. Und als Provision für den Gefallen gibt NEL dann Nikola eine Finazspritze über 5 Mio. $.

Man muß also schon an NEL und Nikola glauben, um hier zu investieren.

Das Wasserstoff aber eine der, nicht die, Zukunftsenergie(n) sein wird, halte ich für sehr wahrscheinlich.

Als Ende der Achtiger/Anfang der Neunziger die ersten Handys in Deutschland (C-Netz) auftauchten, wogen die Teile 10 kg, hatten die Form eines Aktenkoffers und kosteten mehrere tausend D-Mark. Da hätte man natürlich laut rufen können, daß sich das nie durchsetzt, weil zu teuer, zu unhandlich und überhaupt. Fakt ist, daß heute quasi jeder mindestens ein Handy hat, Du die billigsten für 15 € im Supermarkt bekommst, und ein Edel-Handy-Hersteller die höchstbewertete Firma der Welt ist.

Wenn Wasserstoff und Batterien im Auto erstmal alltagstauglich und günstig und verbreiteter im Einsatz sind, wird es ganz schnell gehen. Dann will keiner mehr ein stinkendes, die Umwelt und dabei vor allem die Fußgänger und Radfahrer vergiftendes, lärmiges Verbrennerauto mehr haben wollen. Und dann wird die Politik, nach gehörig Druck durch die Bürger, Anwohner, Kommunen etc., dem schlußendlich auch einen Riegel vorschieben. Das wird nicht heute, morgen oder in 10 Jahren so sein. Aber in einem Vierteljahrhundert werden die Kinder unserer Kinder vielleicht völlig entgeistert auf die Stinkemaschinen vergangener Jahrzehnte schauen, und sich fragen, wie rückständig man einst war.
 
aus der Diskussion: NEL ASA - Elektrolyse-Spezialist aus Norwegen
Autor (Datum des Eintrages): Origineller_Name  (05.09.18 11:54:03)
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