Fenster schließen  |  Fenster drucken

[posting]59633882[/posting]
Zitat von Friseuse:
Zitat von katjuscha-research: @Friseuse

LH ist investitionsintensiv (siehe Cape/Umsatz zu Ebit/Umsatz) und hat immer mal diverse Dauerthemen, die das Risiko von Gewinneinbrüchen beinhalten.


Ganz anders bei Lufthansa, hier sind die Zahlen auch aktuell im Niveau historisch bestens und die Frage nach der weiteren Entwicklung scheint interessant. Wenn die zyklischen Sektoren Schwäche zeigen, erst Autos und dann Chemie, warum dann eine Lufthansa nicht? Es kann am positiven Fundamentaltrend im Gesamtmarkt und beim Unternehmen liegen, kaputter Wettbewerb wird weiter verschwinden und eine historisch beste Umwelt für Lufthansa bilden. Gleichzeitig optimiert sich die Produktion von Lufthansa weiter mit geringeren Verspätungskosten und sinkender Leerfliegerei, Geschäft wird weiter deutlich profitabler mit einem satten Hebel auf ein EPS von 6-7€ 2020. Nur mal so als Szenario mit erwartbaren Kursen bei 45-60

Die Investmentszene übt sich im Angesicht politischer Risiken gerade in Zurückhaltung, von daher erklären sich Kurse in der Breite aus ganz vorsichtigen Annahmen. Nur wie wahrscheinlich sind die Gesänge vom zyklisch gesehenen Konjunkturhoch und kommenden akuten Einschlägen? Das kann alles sein, dann sehen wir eine Lufthansa auch zügig gegen 10 und erleben die halbe Einstellung der Weltkonjunktur. Nur wo liegen die Wahrscheinlichkeiten? Das Timing für Trendfolgehandlungen sehen wir scheinbar gleich als noch kommend, also warten wir es ab?

Oder kann man das hier besser greifen?


Lufthansa kann man besser greifen. Insbesondere dann, wenn man sich den GB richtig ansieht.

Vorweg: Lufthansa ist aktuell meine größte Position in meinem Bestand inkl. einem nicht unwesentlichen Bestand an EUREX-Call-Optionen.

Wie katjuscha richtig bemerkte, LHA ist sehr investitionsintensiv. Damit auch ein Profiteur der Niedrigzinsen.

Die LHA von heute hat mit der LHA vor zehn Jahren wenig zu tun. Die Bilanz wurde sehr stark aufgeräumt - sehr geringe Verschuldung - Pensionsverpflichtungen wurden abgetreten. Aktuell wird die Luftflotte sehr clever modernisiert. Man nutzt also die Niedrigzinsphase sehr clever aus, um das Unternehmen sehr gut aufzustellen.

Von den fünf Geschäftsbereichen ist die Networking Airlines - also die Markenluftlinien mit Lufthansa, Air Austria und Swissair - mit Abstand der profitabelste Bereich. Bereich Billigflieger mit Eurowings gibt es noch - nach Meinung des Vorstandes - erheblich Potenzial nach oben. Hier mußte im Herbst der Bereichsvorstand gehen. Bereich Sky Chefs trägt kaum etwas zum Ergebnis bei - hier scheint man auch nicht abgeneigt zu sein, diesen Bereich zu verkaufen. Bereich Technik - also Flugzeugwartung - ist man weltweit einer der Größten, doch deuten sich hier Schwierigkeiten an, da die Flugzeugbauer diesen Bereich wohl deutlicher an sich binden wollen und hier mit Blockieren von Wissenstransfer glänzen. Auch hier deuten sich Änderungen an.

Ursprünglich rechnete ich mit einem Ergebnis pro Aktie von 4,25 EUR pro Aktie für 2018 - nach 5,03 EUR in 2017. Ich gehe aber inzwischen von einem leicht höheren Ergebnis für 2018 aus. Würde man die Eingliederungskosten der ehemaligen Air Berlin Teile herausrechnen, würde man für 2018 etwa auf 5,50 EUR Gewinn/Aktie kommen.

Bei 5,03 EUR Gewinn/Aktie entspräche die letztjährige Dividende von 80 cent einer Ausschüttungsqoute von ca. 15 %. Im GB 2017 wurde von einem einzigartigen Jahr gesprochen und man begründete damit die niedrige Ausschüttungsqoute. Dieses Jahr wird von einem zu Ende gehenden lang anhaltenden Zyklus gesprochen. Dennoch gehe ich davon aus, dass man auch für 2019 zumindest 4,00 EUR pro Aktie erwirtschaften wird, sofern keine dramatischen Ereignisse eintreffen, denn die Airline ist extrem gut aufgestellt.

Lufthansa, Air France/KLM, British Airways/Iberia, Ryanair und Easyjet - diese fünf Fluggesellschaften haben in Europa einen Marktanteil von über 50%. Lufthansa ist hier der Primus und kratzt ganz hart an der 20%-Marke.

Bei der Air Berlin Pleite gab u. a. Hans Rudolf Wöhrl, Sanierer der Deutschen British Airways, ein Gebot mit ab. Er wurde aber nicht berücksichtigt, und Air Berlin wurde der Lufthansa zugeschlagen, was Wöhrl als Skandal bezeichnete und damit begründete, dass die Lufthansa bereits zum Zeitpunkt der Air Berlin Pleite eine immense Marktmacht in Europa inne habe. Falls Air Berlin komplett zerschlagen werde, würde diese Marktmacht noch deutlich zu nehmen. Als ich den Geschäftsbericht von LHA zerpflückte, verstand ich die Bedenken des Herrn Wöhrl immer mehr.

Lufthansa erklärt auch ganz deutlich in seinen Berichten, dass man bei weiteren Pleiten von Airlines hier bei Bedarf weiter zukaufen möchte, um den Bereich Eurowings zu stärken. Man kommuniziert auch ganz offen, man werde nur in Einzelfällen Flugzeuge bestellen, die Großzahl werde man bei entsprechend günstigen Konditionen den Flugzeugbauern abnehmen, da eine Vielzahl von Airlines, ihre in Auftrag gegebenen Flugzeuge aufgrund von Zahlungsschwierigkeiten letztlich nicht bezahlen werden könne.

Während Air France und Ryanair erhebliche Probleme mit Streiks hatten bzw. haben, hat LHA bereits im letzten Jahr Abkommen mit Gewerkschaften unterzeichnet und hier einen Burgfrieden bis ins Jahr 2022 geschaffen. Der Streik bei der Air France im letzten Jahr kostete die Gesellschaft einen höheren dreistelligen Millionenbetrag.

Es werden immer wieder die Treibstoffkosten ins Spiel gebracht. Die treffen auch die Lufthansa, aber bei weitem nicht so hart, wie andere Konkurrenten, dank der effizienten Kostenstruktur.

Fazit:

Ich gehe davon aus, dass die Lufthansa die Dividende auf mindestens 1,00 EUR erhöhen wird. Es ist auch vorstellbar, dass die Dividende auf 1,00 EUR plus 20 cent Sonderausschüttung erhöht wird.
Bei einem Verkauf der Sky Chefs oder der Techniksparte entstehen erhebliche Cash-Bestände. In diesem Falle gehe ich von einem Aktienrückkaufprogramm aus.

Kurse von 25 EUR und mehr halte ich in diesem Jahr für realistisch. Bei einem günstigen Börsenumfeld halte ich auch Kurse von 35 EUR für nicht realitätsfremd, aber für eher unwahrscheinlich in diesem Jahr.

Sollten wir in den nächsten drei bis vier Jahren eine halbwegs stabile Konjunktur und ein weiterhin niedriges Zinsniveau (bis ca. 3% bei den zehnjährigen Bundesanleihen) haben, kann der LHA durchaus eine Neubewertung bevorstehen.
 
aus der Diskussion: Lufthansa AG: Wie geht`s weiter?
Autor (Datum des Eintrages): DonVladimir  (15.01.19 23:58:09)
Beitrag: 12,400 von 21,516 (ID:59640137)
Alle Angaben ohne Gewähr © wallstreetONLINE