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[posting]60299143[/posting]
Zitat von Ines43: [...]
WWW,

ich wette, dass MF nach dem CH11 anders als Du es behauptst, mit mehr al 1 E in der
Bilanz der Holding zu finden sein wird.
Sollte ich da im Unrecht sein, verspreche ich Dir, hier im Steinhoff Forum nie mehr auch nur eine Zeile zu schreiben.

Alle Mitleser sind diesbezüglich meine und Deine Zeugen


Hallo Ines43,

du solltest diese Wette besser nicht eingehen und auch niemals nie sagen. Ich persönlich fände es sonst schon etwas schade, wenn du hier "nie mehr auch nur eine Zeile" schreiben würdest. ;)

Einer von mehreren Gründen, weshalb ihr euch hier ständig ankeift und aneinander vorbeiredet, ist: Manche - und da gehörst du leider dazu - unterscheiden nicht zwischen zwei grundverschiedenen Bilanzen: a) der "Bilanz der Holding" als Einzelunternehmen und b) der "Bilanz des Konzerns" als fiktivem Unternehmen, das neben der Holding auch alle direkt und indirekt kontrollierten Töchter enthält.

zu a)
MF stand nie in der "Bilanz der Holding" und wird es auch nach CH11 nicht tun (d. h., deine oben vorgeschlagene Wette würdest du verlieren).

In der "Bilanz der Holding" stand mal SUSHI (die Mutter von MF), doch bereits seit dem 5. Oktober 2018, also noch vor Abschluss von CH11, ist noch nicht einmal mehr das der Fall. Im Rahmen einer Konzernumstrukturierung hat die Holding nämlich all ihre Anteile an SUSHI an die SEAG übertragen. SEAG selbst ist eine 100%-Tochter von Möbel (Steinhoff Möbel Holding Alpha GmbH) und steht damit zwar in der Bilanz von Möbel, aber nicht in der "Bilanz der Holding". Möbel wiederum ist eine 100%-Tochter von SFHG und steht damit zwar in der Bilanz von SFHG, aber nicht in der "Bilanz der Holding". Erst SFHG ist eine (100%-)Tochter der Holding und steht damit auch in der "Bilanz der Holding".

zu b)
Ganz anders sieht es bei der "Bilanz des Konzerns" aus. Da stand und steht MF natürlich drin.

Genauer: Alle konzernexternen Aktiva und Passiva von MF sind ebenso wie die konzernexternen Aktiva und Passiva aller anderen direkt oder indirekt durch die Holding kontrollierten Unternehmen (wie z. B. SFHG, Möbel, SEAG, Pepkor Africa, etc.) in der Konzernbilanz enthalten. Insbesondere stehen auch die konzernexternen Schulden von Pepkor Africa zu 100% auf der Passivseite der "Bilanz des Konzerns".

Welche Bilanz ist wichtiger?
Für den normalen Steinhoff-Aktionär ist die "Bilanz der Holding", deren Aktionär er ist, von nachrangiger bzw. minimaler Bedeutung.

Das mag überraschend erscheinen, ist aber tatsächlich so. Warum? Die Holding hat im Falle Steinhoffs selbst kein operatives Geschäft. All ihre Einnahmen bezieht sie praktisch ausschließlich aus den an sie ausgeschütteten Ergebnissen ihrer Beteiligungen. Der "tatsächliche" Wert dieser Beteiligungen geht aber aus den Werten in der "Bilanz der Holding" kaum hervor. Der wird erst in der Konzernbilanz sichtbar (vorausgesetzt, die ist nicht gefälscht), weil da die Beteiligungen der Holding in ihre Einzelteile aufgesplittet, zum "tatsächlichen" Wert bewertet und getrennt ausgewiesen werden.

Klarer wird das alles, wenn man sich konkret z. B. den Jahresabschluss von Steinhoff von 2016 anschaut. Auf S. 77 sieht man die "Bilanz des Konzerns" und auf S. 161 sieht man die "Bilanz der Holding". Das sind auf den ersten Blick zwei offensichtlich komplett verschiedene Bilanzen.

Der "Bilanz der Holding" auf S. 161 entnimmt man, dass die Aktivseite der Holding bei einer Bilanzsumme von 21,2 Mrd. € zu 97% nur aus den Beteiligungen an den direkten Töchtern besteht. Welche Töchter das sind, steht in Note 3 auf Seite 162. MF und Pepkor Africa stehen da z. B. nicht dabei (allerdings deren Mütter SUSHI und SIHL). Da steht auch, wie deren Beteiligungswert für die Holding ermittelt wird, nämlich als "Shares at cost". Das bedeutet, dass auf der Aktivseite der Holding einfach nur der historische Preis steht, zu dem die Aktien der Töchter in der Vergangenheit mal gekauft wurden, unabhängig davon, was diese Aktien heute am Markt wert oder nicht mehr wert sein mögen.

An dieser Stelle wird bereits deutlich, dass die "Bilanz der Holding" dem Aktionär bei der Beurteilung seines Investments nicht wirklich weiterhilft: Die Werte, die auf ihrer Aktivseite stehen, sind historische Einkaufspreise und weisen damit keinen Bezug mehr zur Gegenwart auf. Der Aktionär ist aber nicht an der Vergangenheit interessiert, sondern an der Zukunft bzw. mindestens an der Gegenwart. Es ist bei der "Bilanz der Holding" überhaupt nicht klar, wie hoch die stillen Reserven bzw. stillen Lasten inzwischen sind, die erst in der "Bilanz des Konzerns" sichtbar(er) werden. Das heißt übrigens nicht, dass die "Bilanz der Holding" gefälscht sein muss, sondern sie ist höchstwahrscheinlich sogar korrekt.

Die Passivseite der Holding wiederum besteht zu 99,5% nur aus Eigenkapital. Wow, 99,5% Eigenkapitalquote, ist das nicht fantastisch? Die ernüchternde Antwort ist: Nein. Warum? Na wegen der Aktivseite in der Holding. Diese ist nichts weiter als ein historischer, saldierter Wert der Aktiva und Passiva der direkten Töchter. Berichtigte man dieses Saldo von seinem historischen auf seinen aktuellen Wert (Heben der stillen Reserven bzw. Lasten), müsste man dies beim Eigenkapital der Holding entsprechend gegenbuchen, und schon sähe die Eigenkapitalquote ganz anders aus.

Selbst eine Holding, die auf der Passivseite zu 100% nur aus Eigenkapital besteht, und damit nie pleite gehen kann, kann im Extremfall nichts weiter als eine wertlose Hülle sein: Nämlich z. B. dann, wenn ihre Beteiligungsaktiva auf Dauer keine Erträge mehr für die Holding-Aktionäre generieren können, weil alle Erträge vollständig von den Fremdkapitalgebern der Beteiligungen abgeschöpft werden.
 
aus der Diskussion: Steinhoff International
Autor (Datum des Eintrages): MGQ  (07.04.19 23:10:44)
Beitrag: 48,494 von 84,618 (ID:60300619)
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