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Norcom AG – Geschäftsbericht 2018


Der Geschäftsbericht für das Gesamtjahr 2018 liegt vor – und zeigt, wie erwartet, enttäuschende Zahlen.

Norcom vermeldet das Ganze unter folgender Überschrift:


„DGAP-News: NorCom verzeichnet stabiles Ergebnis trotz verringerter Umsätze“


(https://www.finanzen.net/nachricht/aktien/dgap-news-norcom-v…)


Das ist, um es klipp und klar zu sagen, einfach mal ganz frech gelogen.

Schon auf Seite 2 im Geschäftsbericht steht die traurige Realität:

„Ergebnis je Aktie in Euro (verwässert):
2017 = 0,98 €
2018 = 0,33 €“

Das ist ein Ergebnis-Rückgang um rund zwei Drittel!

Umsatzseitig sieht es kein bißchen besser aus. Dank des weiter rückläufigen Volumens der Agentur für Arbeit sinken auch die Gesamtumsatzerlöse weiter. Der zusätzliche Umsatz durch DaSense und Eagle kann das nicht kompensieren. Der Gesamtumsatz ist um rund 5% gesunken. Hier mal die Umsatzreihe, soweit sie sich in den Geschäftsberichten auf der Norcom-Website noch nachvollziehen läßt:

2004 = 23,2 Mio. €
2005 = 24,8 Mio. €
2006 = 29,9 Mio. €
2007 = 28,7 Mio. €
2008 = 27,7 Mio. €
2009 = 31,8 Mio. €
2010 = 34,6 Mio. €
2011 = 32,6 Mio. €
2012 = 19,8 Mio. €
2013 = 18,2 Mio. €
2014 = 14,7 Mio. €
2015 = 16,2 Mio. €
2016 = 17,8 Mio. €
2017 = 12,4 Mio. €
2018 = 11,8 Mio. €

Die Umsatzreihe zeigt bis 2010 einen Anstieg und seitdem ein mehr oder weniger konstantes Siechtum. Mittlerweile bedeutet dies eine Umsatzdrittelung innerhalb von acht Jahren.

Das KGV ist nunmehr auf einen stolzen Wert von 70 gestiegen – und das bei einem XETRA-Schlußkurs zum 30.04.19 von 23,20 €.

Die zur Jahresmitte noch versprochenen zwei bis drei neuen Kunden zum Jahresende, aus denen dann im Herbst schon zwei erhoffte geworden waren, sind dann, wohlwollend gesprochen, bei einem (AVL) geblieben. Von diesem Kunden allerdings, wenn man es nicht so wohlwollend sehen möchte, war bereits im Bericht zum Q3/17 die Rede.

So wie sich der Arbeitsmarkt derzeit darstellt, und angesichts der kontinuierlichen, und sich permanent weiter beschleunigenden, Schrumpfung der arbeitsfähigen deutschen Bevölkerung, ist für die Zukunft Vollbeschäftigung deutlich wahrscheinlicher als ein Anziehen der Arbeitslosenquote auf die Werte von vor zehn Jahren. Sehr wahrscheinlich wird der Bedarf der Agentur für Arbeit an Software-Dienstleistungen mitschrumpfen. Und dadurch auch der damit zu erzielende Umsatz und Gewinn für Norcom.

Gleichzeitig lassen nennenswerte Umsätze und Gewinn durch DaSense und Eagle weiter auf sich warten. Und selbst wenn sie kommen würden, wäre dies kein Garant für steigende Kurse (was natürlich Kursübertreibungen durch überoptimistische Kleinanleger nicht ausschließt), denn Norcom hat zur Zeit ein immer noch stolzes KUV von 4,2 und, wie oben bereits erwähnt, ein KGV von 70. Da müßte schon einiges kommen, um die derzeitige Bewertung überhaupt erst einmal zu rechtfertigen.

Schon der Geschäftsbericht 2015 ist überschrieben mit „DaSense und EAGLE – Make sense of your Data!“. Wir haben jetzt das Jahr 2019 – getan hat sich seitdem quasi nichts.

Wer sich ein Bild machen möchte von der Sicht der Geschäftsleitung auf die Realitäten, kann sich das entsprechende, mit sich selbst geführte, Interview durchlesen. Es stellt eine einzige Beschönigung und Verdrehung der Tatsachen dar. Es ist mir zu viel Zeitverschwendung, da jetzt im Einzelnen anzusetzen, aber man muß nur das oben von mir Geschriebene neben die Aussagen der Chefs legen, und dann kann man das schön nachvollziehen.

Auf die Frage „Warum sollten Aktionäre auf die Norcom-Aktie setzen?“ haben die Jungs übrigens folgende Antwort parat:

„Mit einem Investment in die NorCom­Aktie können Investoren am dynamischen Markt der Zukunftstechnologien partizipieren, wir arbeiten für renommierte Unternehmen und sind stabil aufgestellt. Wir sind derzeit nicht überbewertet, unser Unternehmen hat viel Potential – und auch der Aktienkurs hat Luft nach oben.“

Naja, jeder hat halt so seine Sicht auf die Dinge. Dieses ist die Sicht von Hr. Nordbakk und Hr. Abthoff. Den Vergleich mit den oben genannten Zahlen, und Annahmen über die zukünftige Entwicklung, kann jeder für sich selbst machen. Und dann seine Anlageentscheidung treffen. Viel Glück dabei!

Abschließend soll aber, für eventuelle Neuleser, noch einmal darauf hingewiesen werden, daß Norcom im Jahr 2018 nicht nur eine mehr als bescheidene Performance gezeigt hat, sondern sich auch eine neue Gesellschaftsstruktur (GmbH & Co. KGaA) gegeben hat, die die Aktionäre quasi jeder Form von Mitbestimmung und Einflußnahme beraubt.
 
aus der Diskussion: Norcom - ab jetzt nach oben?
Autor (Datum des Eintrages): Origineller_Name  (02.05.19 11:21:36)
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