Fenster schließen  |  Fenster drucken

[posting]60497595[/posting]Danke für den Beitrag! Mal sehn ob ich zu den Fragen etwas sagen kann:

Schulden:
meine Rechnung wäre eher so: jemand kauft für 170m den Verein. Er hat dann zwar die 247m Schulden an der Backe aber gleichzeitig entsprechend viele Assets. 500m für das Kader, 400m für das Stadion. Kurzfristige Assets und Verbindlichkeiten mal ausgeklammert.
Ich bin nicht sicher woher die Schulden genau kommen. Hier mal für die letzten 5 Jahre nur die langfristen Schulden laut Morningstar:
2014: 108m
2015: 227m
2016: 334m
2017: 240m
2018: 254m
letztes Quartal: 247m

2016 war die Eröffnung des Stadions. 2016 war auch die große Kapitalerhöhung. Das würde sich also mit der These decken, dass man damit das Stadion+etwas Beiwerk finanziert hat. Seitdem kamen die Schulden sogar etwas zurück.

Müsste man wg der Unsicherheit der hohen Schulden einen gewissen Bewertungsabschlag mit einbeziehen?

Falls die Schulden drastisch hoch wären. Niedrig sind sie sicher nicht. Große Bauchschmerzen bereiten sie mir aber auch noch nicht. Sie sind ja im Grunde durch das Stadion "gedeckt", sofern man das Stadion nun auch tatsächlich gut bewirtschaftet.

Generell zum Bewertungsabschlag:
Den Bewertungsabschlag sehe ich daher eher durch die Annahme getrieben, dass manche Vereine ihr Kapital weniger gut bewirtschaften (Lazio, OL) als andere (ManU, Juve). Gedankenspiel: sagen wir zwei Vereine haben denselben Kaderwert den sie in ihrem gleich teuren Stadion auflaufen lassen. Und sagen wir sie haben auch noch denselben sportlichen Erfolg. Dann sind zwei denkbar wichtige Parameter: wie voll ist in den beiden Szenarien das Stadion (wie hoch die Ticketerlöse) und wie viele Trikots kriegt man an die Fanbase verkauft. Wenn Juve z.B. Ronaldo kauft, haben sie flott die Anschaffungskosten durch Trikot-Neuverkäufe drin. Wenn Celctic Glasgow sich Ronaldo für denselben Betrag kauft dann erlösen sie niemals soviel Geld daraus. Daher die schwere Vergleichbarkeit anhand des Kaderwerts. Ich denke das ist auch was @katjuscha-research am Ansatz bemängelt. Ich denke es ist trotzdem ein guter Startpunkt und man muss danach einfach eine entsprechende Anpassung am geschätzten Fair-Value vornehmen. KPGM macht das ja bei ihrer Methodik. Sie beziehen da folgende Faktoren mit ein: Profitabilität (cost-to-revenue ratio, wages of players), Popularität (social megia engagement, FB/Twitter Follower), Sporting potential (Transfermarkt-Werte), Broadcasting right, Stadium Ownership.
Zur Profitabilität lässt sich aufgrund des Zahlenwerks ziemlich wenig sagen. Da müsste man sehr akribisch ran und die Kosten für den Stadionneubau rausrechnen etc. Popularität: das kann man anschauen. Sie haben z.B. 1,63m Twitter Follower. BVB hat 3,29m, aber entsprechend ja auch höhere Spielerwerte etc. Wobei das nicht 1:1 in Proportion steht. BVB leistet sich quasi pro Follower 2€ Kaderwert, OL leistet sich ca. 3€ Kaderwert. Daher kann es für OL potenziell schwieriger sein, den wertigen Kader hinreichend zu bewirtschaften. Von daher ist ein gewisser Abschlag sicher gerechtfertigt.

Ajax:
Bewertungsansatz ist derselbe. Ich bin damals auf 27€ gekommen und habe mich mit knapp 22€ dann zufrieden gegeben. Gut möglich, dass ich hier etwas falsch gemacht habe, da durch den jüngsten erfolg der Kaderwert potenziell aufgewertet wird, sich die Fanbase vergrößert, der Markenwert steigt etc. Ich persönlich gewichte gegenwärtige sportliche Eregnisse einfach nicht so hoch wie der Markt, daher stehe ich zu meiner Entscheidung. Bei OL sehe ich für die Zukunft einfach das Höhere relative Potenzial.
Bei Ajax kommt noch erschwerend hinzu, dass der Verein 73% der Stimmrechte hält und mehr oder weniger non-profit agiert. Sie stecken das Geld in die Weiterentwicklung des Vereins. Das ist prinzipiell auch im Sinne des Aktionärs. Aber es fehlt langfristig die Vision für "owner earnings" in Form von Dividenden oder Aktienrückkäufen. Bei OL habe ich diese Vision, da man dem CEO nachsagt er führe den Verein wie ein Unternehmen. Er steckt ja selber mit etlichen Millionen drin.

Sehr wichtig finde ich bei allen Fussballaktien den durchschnittlichen Umsatz und den durchschnittlichen Gewinn daraus unter Berücksichtigung der möglichen Risiken. Konkret, was passiert bei OL Lyon, wenn sie die CL verpassen, ist der Kader dann finanzierbar oder müssen Transfereinnahmen, bzw. Kapitalerhöhungen die Löcher stopfen?


Völlig richtig. Meine Überlegung ist langfristig. Sollte Aulas (der CEO) merken, dass er mit seinem 500m Kader und 400m Stadion keine nennenswerten Umsatzsteigerungen zusammenbekommt, dann wird er sein investiertes Geld schützen und den Kader verkleinern. D.h. entweder der Umsatz steigt und die Margen verbessern sich, oder er casht einen Teil durch Transfers aus. Das ganze ist riskant (ich finde er ist hier etwas größenwahnsinnig bzw. prescht zu schnell vor mit Investitionen; die Fanbase verdoppelt sich ja nicht von heute auf morgen), daher kann man dafür sicher einen Abschlag berechnen, aber ich glaube eben nicht, das Aulas 10-15 Jahre lang zusieht wie sein teures Kader im funkelnden aber leeren Stadion Geld verbrennt. Die 20% Beteiligung von Aulas und sein damit verbundener Anreiz ist der absolute Dreh-und-Angelpunkt meines Cases. Ich verstehe leider kein Französisch, aber er macht auf mich zunächst mal keinen durchgeknallten Eindruck. Mit einer Margin of Safety von weit über 50% vertraue ich ihm da gerne mal ein paar Euro an.

Was man im Blick behalten sollte:
Die wichtigsten Größen, die man mMn tracken sollte sind die Zuwächse der Follower und des Umsatzes oder alternativ die konsequente Verkleinerung des Kaders. Schrumpfende Followerzahlen, schrumpfender Umsatz und negative Transfersergebnisse würden bedeuten, dass mein Case nicht intakt ist.

Twitter:
Laut Twitter-Feed von OL hat man die 1m Follower anfang 2017 geknackt: https://twitter.com/OL/status/817841348321705985
(wenn ichs richtig verstehe)
Also ein Zuwachs von 63% in gut zwei Jahren. Pro Jahr ergibt sich also etwa 1.63^(1/2.4)-1 = ~22% Zuwachs. Pi mal Daumen. Ich habe jetzt mal 2.4 Jahr angenommen, habs nicht genau durchgerechnet. Ich habe keinen optimalen Vergleich aber ich habe mir am 30.03.2018 mal Zahlen von Lazio und BVB notiert. Da lag man bei 527k (Lazio) und 3.19m (BVB). Damit ergibt sich bei Lazio ein leichter Rückgang und beim BVB ein Zuwachs von (3.29/3.19)^(1/1.09)-1= ~3% pro Jahr. Der Vergleich hinkt etwas. Vielleicht war der große Twitterschub ja generell in 2017 und nicht in 2018, dann sind die Zahlen kaum vergleichbar. Aber prinzipiell finde ich die 22% zeigen an, dass man on track ist.
 
aus der Diskussion: Olympique Lyonnais
Autor (Datum des Eintrages): fallencommunist  (06.05.19 17:44:34)
Beitrag: 4 von 24 (ID:60498240)
Alle Angaben ohne Gewähr © wallstreetONLINE