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Seit langem habe ich mir wieder einmal eine HV eines DAX-Unternehmens angetan. Neues kam für mich dabei wenig rum.

Erstaunt war ich etwas über die Reden der Institutionellen und der Aktionärsschützer. Eine Gruppe der Aktionärsschützer fällt mir schon seit langem durch ihre Unkonstruktivität und Planlosigkeit auf. Bei dieser Gruppe fehlt es nur noch, dass sie sich über das Menü während der HV beschweren, dann hätten sie ihr mäßiges Niveau noch übertrumpft. Eine andere Aktionärsschützer-Gruppe kritisierte viel, aber das hielt sich für mich im Rahmen, war für mich teils begründet aber in den meisten Punkten unbegründet.

Ein Fondsvertreter (Institutionelle) kritisierte die Unternehmenspolitik der Lufthansa. Er wolle, dass die Lufthansa sich auf das Kerngeschäft konzentriert und von zukünftigen Übernahmen absehen möge. Insbesondere das Bestehen und den Ausbau der Billig-Tochter Eurowings stellte dieser Fondsvertreter in Frage. Obwohl der Mann einige andere Punkte ganz gut angesprochen hat, frage ich mich manchmal bei Bankanalysten und Institutionellen, wofür diese Leute überhaupt bezahlt werden. Bestimmt nicht für ihre Fachkenntnisse. Er hat meiner Meinung nach nicht begriffen, was hier überhaupt abgeht und welche Strategie die Lufthansa fährt.

Beide Fondsvertreter kündigten übrigens an, Vorstand und Aufsichtsrat nicht entlasten zu wollen. Warum, versteht wohl niemand, der sich ernsthaft mit diesem Unternehmen befasst hat.

Ein Punkt der heftig diskutiert wurde, war das neue Vergütungssystem für den Vorstand. Das stieß mir beim ersten Mal, als ich das durchlas, ebenfalls etwas auf. Wenn ich mir dies aber mit anderen deutschen Unternehmen vergleiche, ist das aber - aus meiner Sicht - in Ordnung, auch wenn man hier das eine oder andere vielleicht anders gestalten könnte. Mit Vergütungssystemen in den USA möchte ich das erst gar nicht vergleichen, denn da sind wir in einer völlig anderen Welt.

Die Strategie, die gefahren wird ist weiter völlig klar - auch wenn Herr Spohr ganz klar erklärte: "Bestimmte Dinge werden wir auch nicht in Zukunft vorab veröffentlichen, da wir hier den Wettbewerb nicht in unsere Karten sehen lassen wollen."

Man rechnet mit einer weiteren Konsolidierung - sprich weiteren Insolvenzen - auf dem Markt und will hier nach rentablen Gelegenheiten Ausschau halten. Eine Alitalia möchte man aktuell bei den angebotenen Konditionen nicht abnehmen. Meiner Meinung nach, bekommt der italienische Staat die Alitalia zu den aktuellen Konditionen nie los. Hier spielt die Zeit für Interessenten, denn Alitalia geht bald die finanzielle Luft aus.

Was für mich zwischen den Zeilen ziemlich klar heraus kam, dass man bei den Ticketpreisen im ersten Quartal Zugeständnisse gemacht hat. Das sieht man aber auch, wenn man sich die GuV genauer ansieht. Damit übt die LHA massiv Druck auf den europäischen Wettbewerb aus.

Ein großes Problem für die LHA stellt die Situation an den Flughäfen dar. Für Verspätungen und Annulierungen von Flügen, die die LHA nicht zu verantworten hat, sind sehr hohe Aufwendungen fällig.

Wiederholt wurde auf die "Biligeimer", wie ich diese ganz gerne nenne, eingegangen. Mit Eurowings wird dieses Preissegment massiv angegriffen. Man rechnet hier mittel- bis langfristig mit einem schrumpfenden Markt, geht aber von einem Überleben der Ryanair und Easyjet aus.

Eurowings bleibt wohl die große Wundertüte und man kann nicht vorhersagen, wie sich Eurowings in diesem Jahr entwickeln wird. Wie auch, dachte ich bei mir, denn die "Billigeimer" trifft der Kerosinpreis am heftigsten.

Im Ganzen war für mich nicht viel neues dabei. Das erste Quartal ist traditionell das schlechteste Quartal der Fluggesellschaften. Aktuell bleibt daher abzuwarten, wie sich der Handelskonflikt zwischen den USA und China weiter entwickelt. Eine Verschärfung in der Tonart wird die Börsen weiter belasten und damit die Einzelwerte.

Kurse unter 18 EUR werde ich für neue Zukäufe nutzen. Man hält an der Ganzjahresprognose fest und die ist aus meiner Sicht auch gerechtfertigt. Meiner Meinung nach wird die LHA in diesem Jahr noch ein paar mal positiv überraschen.
 
aus der Diskussion: Lufthansa AG: Wie geht`s weiter?
Autor (Datum des Eintrages): DonVladimir  (10.05.19 15:19:50)
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