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[posting]60681014[/posting]Ja, das ist schon krass was bei Extraction abgeht. Mein obiger Beitrag ist gerade mal eine Woiche alt, und nun steht der Kurs schon fast 19 % tiefer.

Das ist für jeden Investierten natürlich bitter. Und am bittersten ist es, dann den Entschluß zu fassen, die Aktie zu verkaufen. Denn je tiefer der Fall, desto höher die potentielle Erholung.

Da Du aber jemand bist, der, wenn ich Deine Dividendenargumentation bei der DRAG sehe, eher langfristig orientiert ist, ist es meine bescheidene Meinung, dann auch auf langfristige Trends zu setzen. Und langfristig hat Öl einfach keine Zukunft.

Natürlich werden auch in Jahrzehnten noch eine Menge Kraftfahrzeuge mit Benzin und Diesel angetrieben werden. Schon allein deshalb, weil die in Ländern wie Deutschland dann verstoßenen Verbrenner über den Umweg über Osteuropa dann irgendwann in den armen Ländern in Asien und (vor allem) Afrika landen werden, und dort der Bevölkerung zur Mobilität verhelfen werden. Aber dort wird am Ende auch nur ein Bruchteil der hier ausgemusterten Fahrzeuge ankommen. Mit Plaste und Co. ist es ähnlich. Jetzt begehren (endlich!) sogar die Länder auf, in welche wir unseren Müll exportiert haben.

Aber der Gegentrend ist definitiv eingeläutet. Menschen, und damit die Gesellschaften, aus denen sie ja bestehen, wollen grundsätzlich ihre Lebensbedingungen verbessern. Dies hat beginnend ab Ende des 19. Jahrhunderts, sich reißend Bahn brechend im 20. Jh., und sich bis heute fortsetzend auch im 21. Jh., dazu geführt, daß nachdem Grundbedürfnisse wie Frieden, Kampf gegen Hunger und für ein vernünftiges Dach über dem Kopf, etabliert waren, vor allem der Konsum bestimmend war - orchestriert von einer gewaltigen Propagandamaschinerie der Industrielobby. Und das Auto war (und ist noch in vielen Ländern) das Statussymbol schlechthin.

Aber die Bedürfnisse entwickeln sich weiter. Was die Leute heute erstreben, vor allem die heranwachsende Generation, ist nicht mehr das eigene Auto oder die große Karriere, sondern eine Work-Life-Balance (auch wenn das so plakativ klingt). Und dazu gehört vor allem und zuallererst ein ungestreßtes Leben mit Familie und Freunden in Gesundheit. Und da passen Benzinschluckmonster und Plastetütenflut einfach nicht mehr rein.

Diese Entwicklung nimmt in den entwickelten Industriestatten gerade mächtig Fahrt auf, aber auch in Ländern wie China scheint das schon loszugehen.

Natürlich wird auch diese Entwicklung von der Industrie vereinnahmt werden. Jeder Mensch, der auf den Kauf eines 40.000 €-Schlittens verzichtet, hat 40.000 € mehr in der Tasche. Wenn man dann einrechnet, daß so eine Mühle ja mehrmals im Laufe des Lebens erworben wird, dann kann man getrost davon ausgehen, daß das eingesparte Geld dazu ausreichen dürfte, alternative Fortbewegungsmethoden (ÖPNV, Fahrrad etc.) zu nutzen und sich gleichzeitig zu 100% bio zu ernähren.

Nachdem die Ökobewegung nun auch schon einige Jahre auf dem Buckel hat, habe ich in letzter Zeit das Gefühl, daß jetzt der Moment da ist, wo sie in der Masse angekommen ist. Und da halte ich Fridays-For-Future für gar nicht so relevant. Was die Leute vielmehr alarmiert hat - so zumindest das Gefühl, welches ich in persönlichen Gesprächen gewonnen habe - ist z.B. das Insektensterben, welches, wenn die Beobachtungen wahr sind, mit einem Insektenschwund in Deutschland von 80 % in wenigen Jahren Ausmaße erreicht hat, welche gar nicht mehr zu überschätzen sind.

Im "Wettkampf" um die lebenswerteste Gesellschaft wird in Zukunft, da bin ich mir sicher, neben einer demokratischen Verfaßtheit, Meinungsfreiheit, umfassender medizinischer Versorgung für alle Menschen egal welches Vermögens, und des Brechens des (gerade in Deutschland extremen) Leistungsdrucks vor allem eine lebenswerte Umwelt ein überragender Punkt sein (das die Menschen da heute sensibler sind als noch vor wenigen Jahren, hat ja auch XOG durch SB181 schon zu spüren bekommen).

Und genau in solche Branchen sollte man schauen, wenn man langfristig investieren möchte. Als direkte Alternative zum Öl-Investment sind das für mich z.B. alternative Antriebe und der ÖPNV. Immer mehr Menschen ballen sich in den Städten. Und die haben einfach keinen Bock mehr, in Abgasen zu baden, nur um den Egokrücken derjenigen, die diese als nötig erachten, freie Fahrt zu gewähren. Die Europawahl zeigt, was in Deutschland abgeht. Die Grünen haben in den größten Städten durchgehend die meisten Stimmen aller Parteien geholt. Und wenn sie sich jetzt nicht selbst ins Aus kicken, bestehen meines Erachtens gute Chancen, daß der nächste Bundeskanzler von ihnen gestellt wird.

Ohne jetzt direkt Aktien empfehlen zu wollen, wirst Du in den oben genannten Bereichen bestimmt interessante Alternativen zu XOG finden. Was natürlich nicht heißt, daß XOG nicht einen gewaltigen Rebound hinlegen kann. Aber auf die große Distanz von 20 bis 40 Jahren, und von der spreche ich hier, wird man, meiner Ansicht nach, mit einem Ölförderer auf keinen grünen Zweig (hier sogar im doppelten Wortsinn) mehr kommen bzw. den Performancewettkampf mit Aktien aus den oben beschriebenen Bereichen haushoch verlieren.

Das da einige Aktien momentan extrem sportlich bewertet sind, steht außer Frage. Und gewaltige Rückschläge sind absolut möglich. Aber da werden auch noch viele neue Player und Investmentmöglichkeiten kommen, die heute noch gar nicht absehbar sind. Auch aus Bereichen wie Gesundheit, Ernährung usw. Wichtig ist die Tendenz, und da spricht meiner Meinung nach alles gegen einen Ölfracker wie XOG.
 
aus der Diskussion: Was ist hier los?
Autor (Datum des Eintrages): Origineller_Name  (29.05.19 11:40:18)
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