Fenster schließen  |  Fenster drucken

[posting]60807076[/posting]
Zitat von Kampfkater1969: Die Zukunft wirds zeigen. Jedoch drängt immer mehr Geld aus bisherigen "€-Geldanlagen" in Sachwerte. Deshalb werden auch Anbieter im Sachwerte-Bereich Immobilien (Aufkäufer, Bestandshalter, Verwalter, Wiederverkäufer) hiervon langfristig sehr gut partizipieren.

Denn, es gibt derzeit keine Alternative zu diesen realen negativen Zinserträgen (nach Inflation) auf die Geldguthaben €.



Das ist aber ein bisschen einfach gedacht, wenn auch zunächst mal kurzfristig richtig.

Aber ein dauerhaft niedriges Zinsniveau kann auch für Immobilien ein echtes Problem werden. Muss man sich ja nur mal die historische Entwicklung in Japan anschauen. Da liegen die Immobilienpreise 50% unter dem Niveau von 1990 und auf dem Niveau von 1975, und das obwohl die Nettoeinkommen seit 1990 sich ver6facht haben und das Zinsniveau faktisch dauerhaft bei 0-1% liegt.
Und manches heute in Europa erinnert durchaus an die Situation damals in Japan (allerdings nicht komplett vergleichbar), gerade auch was die Gründe für den Absturz betraf, der unter anderen in der damaligen Steuer- und FiskalPolitik Ronald Reagans und der FED Ende der 80er lag, dem Japan versuchte mit Yen-Abwertung und Niedrigzins gegenzusteuern. Das brachte kurzfristig sogar noch den letzten kleinen Boom, aber dann kam der große Absturz, vor allem auch im Immobiliensektor. Trump eifert ja gerne Reagan nach und animiert ihn auch wieder (wie Reagan damals Greenspan) zu einer sehr restriktiven Handels- und Fiskalpolitik zum Wohle der USA. Vieles der heutigen Probleme unseres gesamten Wirtschafts- und Finanzsystems führe ich auch genau auf diese Zeit unter Reagan und Thatcher zurück. Damals begann die ganze Scheiße, Wachstum durch Niedrigszins und stark steigender Geldmenge zu erkaufen, was zu einem riesigen Anwachsen des Finanzdienstleistungssektors von Mitte der 80er Jahre bis zum Platzen der Blase 2008 führte. Und die Probleme sind seitdem nicht kleiner geworden.

Niedrigzinsen sind ja meist nur ein Symptom dafür, dass die Wirtschaft sich nicht mehr allein stimulieren kann, und die Fiskalpolitik das versucht anzuheizen. Aber die Ursachen der Problem liegen ja meist tiefer. Kann man schon bei Marx nachlesen, der sogar soweit geht zu sagen, dass der Kapitalismus dann kurz vor dem Ende steht, wenn die Zinsen in den Industriestaaten dauerhaft nahe Null liegen. Kann man natürlich drüber streiten, ob diese Endzeittheorie sinnvoll ist und wo die tieferen Ursachen liegen (Demographie, Wachstum ist endlich etc). Da gibt es ja viele Theorien.
Es fällt jedenfalls schon sehr auf, dass in den westlichen Industrienationen ein gewisser grundlegender Gestaltungswille und Stimulus fehlt, und man versucht das eigentlich gesunde reinigende Gewitter (schon allein bei Pleiten von nicht zukunftsfähigen Unternehmen, insbesondere auch im Finanzsektor, der eh nach wie vor viel zu groß ist) immer weiter raus zu zögern. Bis dann halt der große Knall kommt. Das kann theoretisch noch Jahre gut gehen, aber vielleicht antizipiert der Markt ja langsam die Problematik. Hat jetzt aber nicht zwingend nur was mit Corestate zu tun, sondern ist eher eine ganz allgemeine Aussage zum Markt und auch Immobilienmarkt. Man sollte nicht denken, nur weil es niedrige Zinsen gibt, und es theoretisch deshalb keine Alternative zu Aktien und Immobilien gibt (im vergleich zum typisch deutschen Sparbuch), müssen Aktien- und Immobilienpreise steigen. So einfach ist die Makroökonomie dann auch wieder nicht. Und ich bezweifel, dass Corestate mit seinem Geschäftsmodell da unbeschadet raus kommt, denn natürlich ist man vor allem auch von den Märkten und der Psychologie der Investoren in die eigenen Vermögen/Fonds abhängig. Die Frage bleibt aber aktuell natürlich, was bei Corestate schon eingepreist ist. Da müsste man jetzt halt ins Detail gehen, was Mezzanine oder Warehousing etc. angeht, aber so wirklich transparent empfinde ich das alles nicht. Und dem Vorstands scheint es ja auch irgendwie egal zu sein, bis auf die Wochen vor der Hauptversammlung.
 
aus der Diskussion: Corestate Capital - Mit Studentenwohnheimen zum Erfolg?
Autor (Datum des Eintrages): katjuscha-research  (14.06.19 18:21:38)
Beitrag: 2,723 von 5,463 (ID:60810475)
Alle Angaben ohne Gewähr © wallstreetONLINE