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[posting]60841330[/posting]Ich befürchte das Problem ist doch komplexer.

Italiens Defizit kommt einfach nicht runter. Der Sockel mag geringer sein als damals in Griechenland, aber Italien denkt inzwischen laut über eine Parallelwährung und ein nicht zurückzahlen der Target Salden nach. Es geht überhaupt nicht mehr darum Wirtschaftsreformen durchzuführen, sondern man denkt den lieben langen Tag daüber nach wie andere allen voran D die Rechnung bezahlen zu lassen. Der Druck auf den EZB Chef den Wünschen und Vorstellungen der ital. Regierung nach niedrigeren Zinsen nachzukommen wächst nahezu stündlich, sonst machen sie ihre Drohungen wahr. Sein Aktionsradius ist in dieser Endlosschleife "unkonventioneller Maßnahmen" gefangen.

Ich habe vor ein paar Wochen mal mit einem Freund kurz über Spanien gesprochen. Hier wurden früh richtige politische Maßnahmen ergriffen, später dann auch durch Matteo Renzi in Italien, aber das hat man nun wieder alles kaputt gehauen. Jedenfalls hat Spanien ganz erheblich seine Verschuldung zurückgefahren. Vielleicht nicht direkt sichtbar als Staatsverschuldung, aber Privathaushalte und Unternehmen sind wesentlich weniger verschuldet als 2012. Ich glaube der Freund hatte gemeint die Gesamtverschuldung Spaniens hat sich fast halbiert. Was Spanien angeht, bin ich auch guter Dinge. Ich sehe täglich in der Arbeit wie die Kunden in den einzelnen Ländern bestellen und Spaniens Industrie hat sehr früh angefangen sich zu erholen und ist den Weg immer weiter gegangen.

Frankreich hat einen großen positiven Schub bekommen mit Emanuel Macron. Das größte Risiko was ich sehe ist, dass die Reformen wieder zurück gedreht werden, durch ne Irrfahrt in den rechten Flügel, oder Protesten die meinen es müsste schneller gehen. Wenn man das Pflänzchen, was am Wachsen und Entstehen ist, wieder kaputt macht.

Ich glaube, vor diesem Hintergrund ist der Druck auf die EZB, den Regierungen weiter Zeit zu erkaufen, wo die Frage lautet, ob ein mehr an Zeit, wie am Beispiel von Italien, die Irrfahrt nicht sogar verschlimmert, das richtige ist.

Die EZB kann eine Aufwertung des Euro zum Dollar nicht zulassen und die EZB ist gezwungen die Zinsen auf alle Euro Länder notfalls zwanghaft künstlich niedrig zu halten. Ein Ende dieses Verhaltens vermag ich nicht zu sehen.

Wir sind an dem Punkt, wo Trichet schon mal die Zinsen erhöht hatte, nach der Finanzkrise und dann komplett zurück gerudert ist. Jetzt hatte man ein bisschen das Fuß vom Gaspedal, ohne an der Zinsschraube zu drehen und es zeigt sich, die Regierungen kommen und wollen damit nicht klar kommen.

Aber was passiert, wenn es zu einer globalen Rezession kommt? Sowas tritt in regelmäßigen Abständen auf, weil es normale Konjunkturschwankungen sind. Es wäre eh längst überfällig. Was will die EZB an diesem Punkt der Rezession entgegensetzen? Will sie anfangen Aktien zu kaufen wie in Japan?

Und Griechenland, aber auch Portugal gibt es auch noch.

Gruß
Stefan
 
aus der Diskussion: ALLIANZ auf 6-Jahres-Tief!
Autor (Datum des Eintrages): Steveguied  (19.06.19 19:56:19)
Beitrag: 34,224 von 36,283 (ID:60844897)
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