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[posting]60956539[/posting]
Zitat von provinzler:
Zitat von Timburg: und komischerweise kennt man unzählige Fälle wo Raucher ein hohes Alter ohne Beschwerden und ständiges Rumdoktern erreichen.

Nicht komisch, sondern schlicht und ergreifend die Art wie Statistik funktioniert. Angenommen die Lebenserwartung für Nichtraucher liegt bei 80 Jahren, die von starken Rauchern bei 72. Dann bedeutet das einfach nur, das 50% der Nichtraucher vor 80 sterben und 50% der Raucher vor 72. Bis 80 leben dann vielleicht noch 25% aller Raucher oder so. Die Kurven verschieben sich, aber bei 8 Mrd. Erdbewohnern wirst da sicherlich genug Beispiele finden, die zu der kleinen Gruppe gehören.


Als Mathematiker, der sich gerade in seiner Masterarbeit unter anderem mit Sterblichkeitsmodellen beschäftigt, gebe ich da auch mal meinen Senf dazu \ud83d\ude00

Die durchschnittliche Lebenserwartung kann auf verschiedene Weisen angegeben und berechnet werden. Bei perfekter und vollständiger Datenlage würde man nachträglich die Lebenserwartung einfach als arithmetisches Mittel der erreichten Alter berechnen.
Davor wurde der Median beschrieben, welcher durchaus von der Lebenserwartung abweichen kann, siehe dazu z.B. Medianvermögen vs. durchschnittliches Vermögen. Dieser beschreibt den mittleren Index aus einer Stichprobe. Bei 9 geordneten Stichproben wäre dies somit die Nummer 5.

Der Unterschied bei der Lebenserwartung von Rauchern und Nichtrauchern lässt sich in der Regel mit den zugehörigen Krankheiten erklären. Es gibt Raucher, welche zumindest teilweise durch das Rauchen bedingt vorzeitig im Alter von 40-60 Jahren sterben. Diese ziehen den Mittelwert entsprechend deutlich nach unten. Viele erreichen jedoch ähnlich hohe Alter wie Nichtraucher.

Zudem sollte man den Risikofaktor "Rauchen" eher nicht isoliert betrachten. Häufig gehen andere Risikofaktoren wie eine unausgewogene Ernährung, zu wenig Sport o.Ä. mit dem Rauchen einher. Natürlich will ich damit nicht abstreiten, dass Rauchen die Gesundheit negativ beeinflusst.

Diese Isolierung einzelner Faktoren ist übrigens häufig einer der Gründe, warum viele Studienergebnisse wie z.B. dass Kaffeekonsum per se ungesund ist, revidiert werden müssen. Es werden schlicht andere wichtige Variablen vergessen.
 
aus der Diskussion: Timburgs Langfristdepot - Start 2012
Autor (Datum des Eintrages): FMath  (04.07.19 19:16:46)
Beitrag: 38,062 von 56,659 (ID:60956974)
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