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Kaum hat Steinhoff International die ungeprüften Halbjahreszahlen 2018/2019 vorgelegt, kommt Schwung in den Aktienkurs. Aktuell notiert die Steinhoff Aktie bei 0,0845 Euro mit mehr als 6 Prozent im Plus, das Tageshoch liegt bisher bei 0,0872 Euro. Mit dem Kursanstieg kann sich der Aktienkurs des niederländisch-südafrikanischen Handelskonzerns die schwankungsarme Seitwärtsbewegung der letzten Tage nach oben verlassen. Zugleich ziehen die Umsätze in der Steinhoff Aktie im Tagesverlauf deutlich an, nachdem das SDAX-notierte Unternehmen seine Halbjahreszahlen vorgelegt hat.

Ein Blick in die veröffentlichten Zahlen: Steinhoffs Umsatz per Ende März zur Hälfte des Geschäftsjahres 2018/2019 ist von 6,666 Milliarden Euro auf 6,862 Milliarden Euro gestiegen. Den Rohertrag konnte die Gesellschaft von 2,521 Milliarden Euro auf 2,726 Milliarden Euro steigern. Nachdem zudem unter anderem die sonstigen Ausgaben deutlich gefallen sind, meldet Steinhoff International operativ einen Gewinn von 212 Millionen Euro für die erste Hälfte des Geschäftsjahres. Den Vorjahreszeitraum hatte die Gesellschaft operativ noch mit 78 Millionen Euro Verlust abgeschlossen. Der Sprung in die operativ schwarzen Zahlen dürfte einer der wesentlichen Gründe für den aktuellen Kursanstieg sein.

Allerdings kompensieren hohe Finanzierungskosten große Teile der operativen Ergebnisentwicklung wieder. Die Kosten für die Finanzierung sind von 245 Millionen Euro auf 483 Millionen Euro gestiegen. Unter dem Strich bleibt Steinhoff International daher in den roten Zahlen, kann den Halbjahresverlust aus dem fortgeführten Geschäft aber von 392 Millionen Euro auf 356 Millionen Euro abbauen. Inklusive nicht weitergeführter Aktivitäten wird der Verlust von 609 Millionen Euro auf 571 Millionen Euro verkleinert.

Alles in allem könnte dies aber Wasser auf die Mühlen von Kritikern sein, die sich seit langem fragen, wie Steinhoff International operativ genügend Geld verdienen will, um zum einen die Gläubiger zufrieden zu stellen und die hohen Zinslasten zu bedienen, zum anderen um auch unter dem Strich schwarze Zahlen zu schreiben - von einer Dividendenfährigkeit nach dem Ende 2017 aufgedeckten Bilanzskandal ganz zu schweigen. Ein konkretes Konzept fehlt hierzu bisher.

Stenhoff International selbst schürt Hoffnung, ohne aber konkret zu werden. „Obwohl unsere Arbeit noch lange nicht abgeschlossen ist und noch schwierige Aufgaben vor uns liegen, können wir deutlich erkennen, dass in der ersten Hälfte des Geschäftsjahres Fortschritte erzielt wurden. Wir haben unsere wesentlichen Bemühungen zur Stabilisierung des Konzerns fortgesetzt und die komplexen und technischen Arbeiten vorangetrieben, die für den Abschluss unserer finanziellen Restrukturierung erforderlich sind, und gleichzeitig dazu beigetragen, die langfristige Stabilität und die Wachstumsaussichten unserer operativen Gesellschaften zu verbessern”, heißt es im Kommentar des Managaments zu den Zahlen.

Die Anstrengungen sind teuer: So musste Steinhoff International allein 82 Millionen Euro (!) an Beratungskosten für den Berichtszeitraum verbuchen, davon entfallen allein 30 Millionen Euro auf die Gebühren der Gläubigerberater. Besserung ist erst einmal nicht in Sicht: „Obwohl alle Anstrengungen unternommen werden, um die Kosten zu begrenzen, erwarten wir, dass dies für einige Zeit unsere Realität bleibt”, so Steinhoff International am Freitag. Immerhin zeigt das operative Geschäft der Steinhoff-Gruppe durchaus Lichtblicke: „Einige unserer Einzelgeschäfte, wie Pepkor Africa und Pepkor Europe, entwickeln sich weiterhin robust, während andere sich weiterhin im Turnaround befinden, aber über ermutigendere jüngere Geschäfte wie Mattress Firm berichten”, so der Einzelhandelskonzern.

Einen konkreten Ausblick auf das Gesamtjahr 2018/2019 legt die Gesellschaft heute aber nicht vor. „Die harte Arbeit an der finanziellen Restrukturierung im ersten Halbjahr und in den Vorperioden wird aller Voraussicht nach in Kürze zum Erfolg führen und uns die Stabilität bringen, die es uns ermöglicht, das Blatt zu wenden und uns voll auf die Maximierung des Wertes unserer operativen Gesellschaften zu konzentrieren”, so Steinhoff.
 
aus der Diskussion: Steinhoff International
Autor (Datum des Eintrages): kyron7htx  (12.07.19 20:43:10)
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