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Schön,
immerhin ist es in dem Kreis offenbar doch möglich, eine von der Mehrheit ( hier...) abweichende Meinung zu posten (wir leben ja zum Glück auch nicht in China oder gar Nordkorea).
Um es nochmal vorab klar zu sagen, ich persönlich schätze den Diskussionsstil bei Timburg im Thread und in Börsenbelangen auch die Kompetenz zahlreicher "Trumpversteher" hier sehr, und was "Achensee" etc. angeht mögen auch alles nette Menschen sein, mit denen man gut einen trinken, wandern, sich austauschen und essen kann (kann man mit mir übrigens auch) was mich aber nicht davon abhält, beim Thema Trump eine gänzlich andere Meinung zu vertreten.

Ad Trump,
Timburg, deine Fragen und deine Skepsis was Trump angeht, sind völlig berechtigt. Wie jeder sich offenen Auges fast täglich überzeugen kann, bewegt dieser Mann Kurse und leider nicht nur das.
Wenn man nur seine täglichen Twitter-Ergüsse liest, müsste man als halbwegs reflektierter Mensch eigentlich schon realisieren (Kopfgebrauch), dass er ausgesprochen rassistische, sexistische, polarisierend aufstachelnde Meinungen vertritt und zudem rachsüchtig und kleinkariert auf Kritik reagiert. Hinzu kommt eine aufbrausende Unberechenbarkeit.
Allein das alles Eigenschaften, die in keinster Weise zu diesem Amt passen (auch im Hinblick auf seinen tatsächlich "größten Atomknopf", den er kraft Amtes jederzeit unkontrolliert betätigen könnte).

Bei vielen Börsianern schätzt man seine Wirtschaftsfreundlichkeit wie seine umgesetzte Steuerreform.
Mag ja sein, dass auch ein derart unberechenbarer Berserker, teils Positives zustande bringt (auch Hitler hat bekanntlich die ersten Autobahnen gebaut), im Blick sollte man aber behalten, dass es sich nur um einen teuren Einmaleffekt und entfachtes Strohfeuer handelt . Und das in einem Land, dessen Staatsschulden ohnehin massiv aus dem Ruder laufen.
Was seine Handelskriege angeht, so sollte man zuerst einmal realisieren, dass für Trump jedes Handelsbilanzdefizit ein Hinweis auf unfaire Handelspraktiken ist.
Auf die Idee, dass das auf unterschiedlichen Lohnniveaus in Zeiten der Globalisierung beruhen könnte (welcher Amerikaner wäre bereit zu chinesischen Löhnen zu produzieren?), dass gerade die Amerikaner eine ausgeprägte Tendenz zu Konsum auf Pump haben und dass auch viele Arbeitsplätze seiner eher bildungsfernen Anhängerschaft der zunehmenden Automatisierung unwiderruflich zum Opfer gefallen sind, kommt er erst gar nicht. Er baut lieber simple Feindbilder auf, die bei seiner wütenden und unwissenden Wählerschaft gut ankommen.
Wie sehr vom Freihandel letztlich alle, auch seine eigenen Wähler , profitieren, versteht er erst gar nicht.
Umgekehrt sind die Bemühungen, den Schaden seiner Politik kleinzureden, nur möglich, wenn man so einiges ausblendet.
Es ist eben nicht so, dass seine Handelskriege jeden Amerikaner nur 65 Dollar im Monat kosten ( was in Wahrheit übrigens erschreckend viel ist, und allein schon eine Rezession bedingen könnte).
Unberücksichtigt bleiben da die Gegenmaßnahmen Chinas, die für Firmen (und ihre Arbeitsplätze)wie AAPL, die Sojafarmer usw. ganz andere Dimensionen erreichen können. Von anderen möglichen Reaktionen, wie einer Verknappung der Seltenen Erden oder einem Verkauf der US-Staatsanleihen zu schweigen.
Vor allem führt Trumps erratische Politik (heute hüh morgen hott) , zu einer zunehmenden Planungsunsicherheit, die Unternehmen schieben Investitionen auf und es sollte jedem Börsianer klar sein, was das für Folgen hat.

Betrachtet man ferner die einzigartige Fluktuation seiner engsten Mitarbeiter, Possen wie die Absurd-Idee Grönland zu erwerben, dann bleibt dem reflektierten und gebildeten Beobachter eigentlich nur ein Urteil:

Dieser Präsident ist strunzdoof und amtsunfähig!

Auf inzwischen verfasste Kommentare gehe ich ggfs später ein.
 
aus der Diskussion: Timburgs Langfristdepot - Start 2012
Autor (Datum des Eintrages): Algol  (26.08.19 08:15:50)
Beitrag: 38,911 von 56,785 (ID:61339831)
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