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[posting]61612730[/posting]
Zitat von Caissa_Sosi: Ich versteh' euch nicht, es ist doch einzig und allein KCs Angelegenheit was er wie hoch gewichtet. Käme mir gerade noch in den Sinn jemanden anderen Ratschläge bzgl. Gewichtung zu erteilen.


Naja gut,

ganz so sehe ich das nicht. Das hier ist de facto ein Thread, in dem es um zwei Dinge geht

a) welche (dt.Neben-) Werte sind interessant
b) wie extrahiere ich aus einer Menge von x-hundert Werten ein ausgewogenes Depot

und b) heißt insbesondere wie vermeide ich systematische Fehler. Und die Übergewichtung von wenigen, sehr spekulativen Kleinstwerten würde ich wie die Kritiker auch als systematischen Fehler ansehen. Und wenn sich der Thread nicht der Frage stellt wie man solche Fehler vermeidet, wäre das für mich Thema verfehlt.

Ich selbst hab eine Liste von 6 Kriterien (alles sind Bauchnoten), die ich gleich gewichte und den Schnitt als ein (respektive das massgebliches) Kriterium verwende (mach ich leider noch nicht lange so, ist eher eine Transistionsphase aktuell). Wahrscheinlich gehen die meisten irgendwie analog vor, vielleicht nicht so formalisiert, aber im Ergebnis ähnlich.

Das ist jedenfalls ein valider Ansatz, aber eben anfällig für systematische Fehler. Und der erste mögliche systematische Fehler ist, dass die Gleichgewichtung nicht die konkrete Problemstellung wiedergibt, weil letztlich alles von einem einzigen Parameter abhängt und die anderen weitgehend unwesentlich sind. Das gilt zum Beispiel für KBH (Seriösität), Lion E-Mobility (Breakthru-Potenz und damit Wachstumspotential der Innovationen) und UET (Insolvenzgefahr). Noch krasser wären Werte wie Steinhoff.

Erstmal sollte man sich die Frage stellen, ob man sich einbildet den entscheidenden Parameter seriös einzuschätzen. Wenn 'nein', bleibt man draußen, wenn 'ja', dann muss man sich darüber bewusst sein, dass man zwar doppelt so viel Energie in die Analyse dieses Pfeiler stecken kann, aber niemals die gleiche Tragkraft hat wie 6 gleichgewichtete Pfeiler bei anderen Entscheidungen bekommt. Das sollte sich auch in der Stake-Grösse reflektieren, die halbiert oder gedrittelt gehört - ansonsten zockt man eben und das ist nicht Sinn des Threadthemas.

Daneben sind mir grundsätzlich und unabhängig vom KC-Depot noch zwei weitere systematische Fehlerquellen in den Sinn gekommen. Eine davon ist die Unabhängigkeit der Entscheidungen. Sprich man hat zwar seine 6 Pfeiler, die stehen aber alle auf einer Grundannahme. Gut, um die Grundannahme, dass der Markt nicht zerbröselt kommen wir alle nicht drumherum. Aber auch die systematische Bevorzugung einer Branche fällt unter dieses Problem.

Die dritte Fehlerquelle ist mir aufgefallen als ich in valueanleger's Depot geschaut habe und mir dabei Werte wie Surteco und IFA Systems untergekommen sind, die ich wegen komplett fehlender Dynamik - sichtbar in der Mehrzahl meiner Parameter - klar aussortiert habe. Gleiches gilt für die STO AG, bei der die Charakteristik von dem was ich sehe (keinerlei Dynamik) in klarem Widerspruch zum Festhalten an sehr aggressiven Wachstumsplänen steht. Dieser Widerspruch gehört aufgelöst und nicht kleingeredet und die einzige realistische Auflösung ist, dass die Aggressivität Wunschdenken ist.

Klar jeder von uns hat seinen Charakter und einen gewissen Fehler diesbezüglich muss man einkalkulieren. Trotzdem sollte man sich der Gefahr bewusst sein, dass man auch bei breiter Analyse blind sein kann für Dinge, die einem eigentlich bei jeder Facette anschreien. Wie bei den genannten Werten meinem Empfinden nach mangelnde Dynamik und damit Stagnation.

Grüsse Juergen
 
aus der Diskussion: Deutsche Small Caps - Basisinvestments eines Langfristdepots
Autor (Datum des Eintrages): Eye2  (02.10.19 14:43:54)
Beitrag: 44,905 von 69,573 (ID:61613935)
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