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[posting]61998401[/posting]Hier sind so viele Halbweisheiten...

Wenn ein Unternehmen ein anderes Unternehmen besitzt und dieses andere Unternehmen bereits in den Bilanzen des verkaufenden Unternehmens mit einem entsprechenden Wert ausgewiesen ist, dann ist es üblicherweise so, dass das verkaufende Unternehmen ja vor dem Verkauf das zu verkaufende Unternehmen zu einem Wert in der Bilanz drinhat. Dieser Wert wird nach dem Niederstwertprinzip festgelegt. Die Differenz zwischen dem Niederstwert und dem tatsächlichen Verkaufserlös lässt buchführungstechnisch einen Gewinn entstehen, wenn der Verkaufserlös höher ist als der Niederstwert. Die Börsianer gehen bei der Bewertung des zu verkaufenden Unternehmens davon aus, dass üblicherweise ein Verkaufserlös realisiert werden kann, der über dem Niederstwert liegt. Die Differenz zwischen dem Niederstwert und dem Verkaufserlös des zu verkaufenden Unternehmens ist üblicherweise bereits in dem Aktienkurs des verkaufenden Unternehmens eingepreist. Wenn aber nun der Verkaufspreis des zu verkaufenden Unternehmens höher liegt als die Erwartungshaltung der Aktionäre des verkaufenden Unternehmens, dann ergibt dies einen Aufschlag auf den jetzigen Aktienkurs des verkaufenden Unternehmens.

ABER: der Buchwert des zu verkaufenden Unternehmens ändert sich nicht. Was sich ändert, ist der Buchwert des verkaufenden Unternehmens, weil nämlich ein Veräußerungsgewinn entsteht, der verbucht werden muss.

Wie dann der Verkaufserlös verwandt wird, obliegt der Entscheidung des Vorstandes. Es gibt die Möglichkeit, Verbindlichkeiten zurückzuführen, eine hohe Liquidität vorzuhalten, das Eigenkapital zu stärken, etc. etc. Es ist nicht zwingend notwendig, damit Verbindlichkeiten zurückzuführen, wenn die Kreditverträge das nicht explizit vorschreiben.

Ob die Aktionäre eine Erhöhung der Marktkapitalisierung vornehmen werden, weiß natürlich niemand, weil beim Verkauf ja nur ein einmaliger außerordentlicher Gewinn oder Verlust entsteht, der die Gewinne auf Dauer nicht nachhaltig beeinflusst.

Im Fall von Steinhoff wäre es höchstens so, dass man auf Dauer ggf. 10 % Zinsen sparen kann, so dass das operative Ergebnis besser wäre in Zukunft... wobei man dagegen dann rechnen muss, dass die Gewinne von Pepkor, die mittels Gewinnabführungsverträgen oder Dividenden vereinnahmt werden, zukünftig wegfallen. Auch muss bedacht werden, dass man nicht mehr an einer Wertsteigerung des verkauften Unternehmens partizipiert, was ebenfalls gegengerechnet werden muss.

Ob sich also letztlich der Verkauf von einem Unternehmen wirklich positiv darstellt, steht erst mal zur Debatte. Denn ein Käufer wird ja nur dann ein Unternehmen kaufen, wenn er sich Gewinne davon verspricht.

Wenn viele nicht verstanden haben, dass der Buchwert nichts mit dem verbuchten Vermögen zu tun hat, so bringt das hier keinen weiter. Es wird immer Menschen geben, die etwas nicht verstehen. Gegen Dummheit gibt es auch keine Tabletten.

Aber Deine Definition des Buchwertes bedarf wirklich mal einer Überprüfung durch Dich selber.

Das, was Lagarde glaubt, ist übrigens richtig. Du hast nicht den gesamten Keynes´schen Satz formuliert: Preisstabilität ist erreicht, wenn die Inflationsrate bei 2 % oder weniger liegt. Damit folgt sie letztlich der Lehre von John Maynard Keynes: https://de.wikipedia.org/wiki/Keynesianismus. Wie umstritten das ist, kann man hier nachlesen. Insofern ist es völlig klar, dass verschiedene Ansichten zu der Höhe der Inflationsrate existieren. Helmut Schmidt hatte ja mal gemeint, dass es besser wäre, 5 % Inflation zu haben als 5 % Arbeitslosigkeit. Ein Jahr später hatte er beides.

Solange es jedenfalls so ist, dass man, wenn man sich Geld leiht, weniger zurückzahlen muss, als man sich geliehen hat, stimmt etwas grundsätzliches nicht mehr in unserem Wirtschaftssystem. Dazu muss man, und da gebe ich Dir Recht, nicht studiert haben. Insofern tendiere ich dazu, anzunehmen, dass eine gewisse Inflation letztlich Voraussetzung dafür ist, dass eine Wirtschaftsstabilität vorhanden ist. Wie immer im Leben: etwas Inflation ist gut, zuviel oder zuwenig Inflation ist immer schädlich.
 
aus der Diskussion: Steinhoff International
Autor (Datum des Eintrages): hkl00001  (23.11.19 17:06:06)
Beitrag: 54,560 von 84,618 (ID:61998620)
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