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Turnaround gelungen?

Anfang November berichtete GFT Zahlen zum dritten Quartal und konnte dabei in diesem Jahr erstmals ein organisches Wachstum erzielen. Aufgrund von Unterauslastungen und einer durchgeführten Restrukturierung war der Umsatz im ersten Quartal mit -1,2% leicht rückläufig, im zweiten Quartal konnte ein leichtes Wachstum von 1,1% erzielt werden. Diese Entwicklung war jedoch vorrangig durch die im Vorjahr übernommene V-Neo geprägt, sodass das organische Wachstum in den ersten beiden Quartalen bei -6,7% (Q1) respektive -3,1% (Q2) lag. Im dritten Quartal konnte durch die geplant verbesserte Auslastung nun wieder ein organisches Wachstum von 5,5% erzielt werden. Aufgrund des Umsatzbeitrags der V-Neo sowie der im Juli 2019 übernommenen Axoom ergab sich ein Wachstum von 7,2% auf 104,92mEUR. Auf 9-Monatsbasis resultierte jedoch noch ein leichter organischer Umsatzrückgang von 1,7%. Insgesamt lag der Umsatz der ersten drei Quartale aufgrund der Akquisitionen mit 315,95mEUR aber 2,2% über dem Vorjahreswert.

Hintergrund der verbesserten organischen Entwicklung sind verschiedene Aspekte. Zum einen gelingt es GFT zunehmend den Umsatz mit den anderen Kunden deutlicher zu steigern, als der Umsatzrückgang mit den Top 2-Kunden (Deutsche Bank + Barclays) belastet. So stieg der Umsatz im dritten Quartal mit den anderen Kunden um 27,7% (+16,66mEUR), während der Umsatzrückgang bei den Top 2-Kunden mit 25,8% (-9,70mEUR) geringer ausfiel. Auf 9-Monatssicht stiegen die Umsätze mit den anderen Kunden um 22,5% (+40,63mEUR), der Umsatzrückgang mit den Top 2-Kunden lag bei 26,3% (-33,75mEUR). Damit einhergehend kommt auch der geringere Umsatzanteil mit Financial Services Kunden, der sich von 82% im ersten, 81% im zweiten auf 80% im dritten Quartal reduziert hat. Das Versicherungsgeschäft (11%) konnte u.a. durch die V-Neo Übernahme gestärkt werden. Überproportional konnte der Umsatz in der Industrie & Sonstigen Kunden gesteigert werden, dessen Umsatzanteil sich von 7% in Q1 auf 9% im dritten Quartal erhöhte. Hierbei zeigt sich die zunehmende Dynamik im Cloud-Geschäft, welches jedes Quartal den Umsatz steigern konnte und in diesem Jahr einen Zuwachs von rund 30% (2018: +25%) verzeichnen soll. Das interne Jahresziel von 20mEUR Umsatz für 2019 konnte mit 18,43mEUR nach 9 Monaten bereits fast erreicht werden. Für 2020 wird mit einem weiteren, deutlichen Anstieg gerechnet. In diesem Zusammenhang ist auch die erstmalige Nennung von Google als Top 30-Kunde von besonderer Bedeutung.

Das Ergebnis war nach 9 Monaten noch durch die Unterauslastung und die Restrukturierung belastet. Zwar konnte das EBITDA (inkl. 9,37mEUR aus IFRS 16) um 14,6% gesteigert werden, das EBITDA vor IFRS 16 war jedoch um 18,8% auf 22,83mEUR rückläufig. Im dritten Quartal konnte hingegen ein Anstieg des EBITDA vor IFRS 16 von 11,0% erzielt werden. Der erste Quartalsanstieg in diesem Jahr. Die EBITDA-Marge (vor IFRS 16) konnte damit seit dem ersten Quartal von 6,3% auf 7,0% im zweiten und nun 8,4% deutlich verbessert werden. Dazu zeigt GFT unverändert eine gute Cashflow-Entwicklung. So konnte der Free Cashflow (inkl. Tilgung von Leasingverbindlichkeiten) im dritten Quartal um 81,0% auf 11,50mEUR gesteigert werden, nach 9 Monaten lag dieser bei 8,64mEUR (-24,6%). Die Nettoverschuldung konnte zugleich um 26,9% auf 64,14mEUR reduziert werden und befindet sich damit auf einem gesunden Maß (Net debt/EBITDA 2019e (vor IFRS 16): 2,0). Mit den Q3-Zahlen bestätigte der Vorstand auch die Gesamtjahresprognose, die einen Umsatz i.H.v. 420mEUR (2018: 413) sowie ein EBITDA vor Effekten aus IFRS 16 i.H.v. 33mEUR vorsieht.

Für mich überwiegen nach dem dritten Quartal daher die Chancen (Wachstum der anderen Kunden) gegenüber den Risiken (Umsatzrückgang der Top 2-Kunden), sodass die GFT Aktie für mich nun wieder interessant erscheint. Auch wenn ich das EBITDA 2019 (vor IFRS 16) mit 32,00mEUR etwas geringer als vom Vorstand prognostiziert erwarte (Umsatz 2019e: 426,00mEUR vs. Prognose 420mEUR), gehe ich auch für 2020 von einer Fortsetzung der im dritten Quartal gezeigten Entwicklung aus. Ich erwarte daher eine sukzessiv steigende Umsatzdynamik 2020 (444,96mEUR/+4,5%) und 2021 (470,41mEUR/+5,7%), geprägt durch den geringeren Umsatzanteil der Top 2-Kunden. Trotz erhöhter Vertriebsaufwendungen zur Gewinnung anderer Kunden gehe ich zugleich von einer kontinuierlichen Margensteigerung aus und einer Verbesserung des EBITDA (inkl. IFRS 16) auf 48,50mEUR im Jahr 2020 bzw. 52,50mEUR im Folgejahr. Für das aktuelle Geschäftsjahr kalkuliere ich mit 45,00mEUR. Daraus resultiert insgesamt ein Kursziel von 15,10€, welches nach wie vor ein Potenzial von knapp 30% bietet.
 
aus der Diskussion: SmallCaps fundamental diskutiert - Austausch über den fairen Wert eines Unternehmens
Autor (Datum des Eintrages): Junolyst  (17.12.19 19:39:27)
Beitrag: 843 von 1,142 (ID:62182260)
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