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Start frei für die Fiskalisierungswelle

Vectron hat Ende November für einen Paukenschlag gesorgt. Nachdem sich das Unternehmen in der Vergangenheit mit konkreten Prognosen stets zurückgehalten hat, wurden nun für 2020 und 2022 erstmals genauere Zahlen kommuniziert. So erwartet das Management für das aktuelle Geschäftsjahr einen Umsatz von mindestens 50mEUR (2019e: 23,50mEUR) sowie eine EBIT-Marge im niedrigen 2-stelligen Prozentbereich. Der wesentliche Umsatztreiber wird dabei die Fiskalisierung sein, die durch den Verkauf von Vectron Kassen und Software-Updates für eine Sonderkonjunktur sorgen dürfte. Diesbezüglich hat Vectron Ende 2019 auch die Zertifizierung durch das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSE) erhalten. Das Digitalgeschäft dürfte zwar erstmals ebenfalls zum Umsatz beitragen, jedoch m.E. noch mit einem Umsatz von <10mEUR. Im Geschäftsjahr 2022 hält es der Vorstand für möglich, Umsatzerlöse von >100mEUR bei einer EBIT-Marge im mittleren 2-stelligen Prozentbereich zu erzielen. Dann sollen auch die wiederkehrenden Umsätze aus dem Digitalgeschäft erstmals höher ausfallen als die Verkäufe aus dem klassischen Kassengeschäft.

Die größten Umsatztreiber dürften dabei aus meiner Sicht die Komponenten Payment und DeutschlandCard sein. Durch die angeschlossene Paymentfunktion von epay partizipiert auch Vectron zukünftig an jedem bargeldlosen Bezahlvorgang bei Gastronomen und Bäckereien, die das Servicepaket (Duratec Kasse + digitale Services) nutzen. Eine Studie von Mastercard und OrderBird aus dem vergangenen Jahr hat gezeigt, dass das bargeldlose Bezahlen auch in der Gastronomie als Service von zunehmender Bedeutung ist. Im Einzelhandel übertraf 2018 das bargeldlose Bezahlen erstmal die Bargeldbezahlung. Weiter erhält Vectron auch an jedem gesammelten bzw. eingelösten Deutschland Card Punkt bei diesen Kunden eine Vergütung. Weitere Umsatzbeiträge wird es durch die Funktionen Online Bestellungen, Tischreservierung und Gutscheine geben. Darüber hinaus sollten sich auch aus der Kooperation mit Datev weitere Einnahmen ergeben. Bei den klassischen Vectron Kassen bestehen durch Cloud-Dienste ebenfalls Umsatzpotenziale.

Im Rahmen des nun zusammengestellten Service-Pakets sowie weiterer Details durch das Unternehmen habe ich mein Modell für die verschiedenen Umsatzströme neu aufgesetzt und folglich meine Umsatz- und Ergebnisschätzungen überarbeitet. Für das aktuelle Geschäftsjahr 2020 erwarte ich einen Umsatzanstieg auf 43,72mEUR (+86,0%), in dem ein Umsatzbeitrag aus den oben genannten Digital- bzw. Servicefunktionen i.H.v. 8,08mEUR enthalten ist. Für 2021 erwarte ich eine weitere Umsatzsteigerung von 30,4% auf 56,98mEUR (26,44mEUR Digital/Service), gefolgt von einer weiteren Steigerung der Umsätze um 21,0% auf 68,97mEUR (43,51mEUR Digital/Service) im Jahr 2022. Damit liegen meine Schätzungen sowohl für 2020, als auch insbesondere für 2022 deutlich unter den genannten Erwartungen des Unternehmens. Auf der Ergebnisseite erwarte ich 2020 einen EBIT-Beitrag von 9,18mEUR (EBIT-Marge 21,0%) und bis 2022 eine Steigerung auf 27,98mEUR (EBIT-Marge 40,6%). Daraus resultiert insgesamt ein neues Kursziel von 38,00€ (alt: 32,00€), wenngleich auf Basis der von Vectron avisierten Ziele für 2022 auch höhere Bewertungen gerechtfertigt wären. Insbesondere werden der Aktie dann auch durch den zunehmenden Anteil widerkehrender Umsätze andere Bewertungsmultiples zugesprochen. Wichtig ist nun, dass das Unternehmen fortan auch regelmäßige Updates zur Entwicklung im Digitalgeschäft und damit mehr Transparenz gibt.
 
aus der Diskussion: SmallCaps fundamental diskutiert - Austausch über den fairen Wert eines Unternehmens
Autor (Datum des Eintrages): Junolyst  (03.01.20 13:48:29)
Beitrag: 854 von 1,142 (ID:62273228)
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