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Fokus auf organisches Wachstum nach Euromicron Insolvenz

Anfang Dezember hatte die Euromicron AG überraschend die Insolvenz in Eigenverwaltung angekündigt. Funkwerk hatte im Rahmen einer Kapitalerhöhung bei der Euromicron AG im Juli 2019 einen Anteil von 15,36% erworben und war seit der Hauptversammlung Ende August indirekt durch Herrn Dr. Radke, Vorstand der Hörmann, die wiederum Großaktionär von Funkwerk ist, im Aufsichtstrat vertreten. Wie in anschließenden Unternehmensmitteilungen von Funkwerk und Hörmann kommuniziert wurde, hatten beide Parteien keine Vorkenntnisse über diesen Schritt gehabt, obwohl laut der Mitteilung der Euromicron angeblich alle bestehenden Optionen geprüft worden waren. Der Großaktionär wurde offenbar nicht in Gespräche bzgl. einer möglichen Liquiditätsunterstützung eingebunden. Es scheint, dass Vorstand Bettina Meyer ohne Abstimmung mit dem Aufsichtsrat gehandelt hat. Zudem wirft die Verbindung mit der Zech Gruppe, die im Anschluss ein Massedarlehen i.H.v. 5mEUR zur Verfügung gestellt und sämtliche Tochtergesellschaft übernommen hat, Fragen auf.

Laut Mitteilung der Funkwerk ist die Beteiligung an der Euromicron AG als Finanzanlage mit einem Wert von 5,8mEUR bei der Funkwerk bilanziert. Aufgrund der Insolvenz werde die Abwertung geprüft, mit einem entsprechend negativen Effekt auf den Jahresüberschuss der Funkwerk AG. Das operative Ergebnis (EBIT) ist davon ebenso wenig betroffen wie die Jahresprognose, die mit einem Umsatzplus von etwa 6% sowie einem EBIT von mindestens 11,0mEUR, bestätigt wurde. Da durch den Insolvenzverwalter der Euromicron AG am 23.12.2019 die Veräußerung sämtlicher Tochtergesellschaften an die Gustav Zech Stimmung bekannt gegeben wurde, dürfte es im Rahmen des Jahresabschlusses zu einer vollständigen Abwertung der Euromicron Beteiligung kommen. Funkwerk will sich daher wie bereits in den vergangenen Jahren zukünftig auf die organische Entwicklung fokussieren und dabei auf die Wachstumsfelder Zugfunk, Reisendeninformation, Videosysteme sowie IoT konzentrieren.

Zugleich hat Hörmann Ende November Zahlen für die ersten 9 Monate 2019 veröffentlicht. Bei einem Umsatz von 141,0mEUR im dritten Quartal (HJ1: 299,0mEUR) konnte ein EBIT i.H.v. 8,7mEUR (HJ1: 8,7mEUR) erzielt werden. Da Hörmann jedoch keine Ergebnisse auf Segmentebene bekannt gegeben hat, sind hier lediglich grobe Annahmen möglich. Ich kalkuliere daher mit einem EBIT des Geschäftsbereichs Communication i.H.v. mindestens 3,5mEUR, wovon auf die Funkwerk ca. 3,0mEUR entfallen würden. Dies würde einem EBIT der Funkwerk i.H.v. 8,4mEUR nach 9 Monaten entsprechen. Im Rahmen dessen betonte Hörmann zudem, dass das Ergebnis 2019 durch die Geschäftsbereiche Engineering und Communication (u.a. Funkwerk) gestützt werde und berichtet zugleich von einer hohen Auslastung sowie einer anhaltend guten Auftragslage in beiden Segmenten. Folglich ist von einer weiterhin guten bis sehr guten Geschäftsentwicklung bei Funkwerk auszugehen.

Im Rahmen der Euromicron Insolvenz sowie der 9-Monatszahlen von Hörmann habe ich meine Schätzungen lediglich beim Finanzergebnis für 2019 angepasst und die vollständige Abwertung der Euromicron Beteiligung i.H.v. 5,8mEUR berücksichtigt. Entsprechend reduziert sich das Ergebnis je Aktie für 2019 von 1,05€ auf 0,43€. Alle anderen Schätzungen bleiben unverändert. Dieser Effekt (70 Cent pro Aktie), wird jedoch durch einen geringeren risikolosen Zinssatz (0,5% nach zuvor 1,25%) überkompensiert, sodass das Kursziel von 24,60€ auf 25,00€ leicht ansteigt.
 
aus der Diskussion: SmallCaps fundamental diskutiert - Austausch über den fairen Wert eines Unternehmens
Autor (Datum des Eintrages): Junolyst  (06.01.20 15:11:54)
Beitrag: 859 von 1,142 (ID:62293526)
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