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Am Anfang war das Unbehagen. ( Der Satz wurde von mir aus einem Artikel über kognitive Dissonanz in der Politik geklaut.) Wie ich bereits in einigen Beiträgen angemerkt habe, gehe ich davon aus, dass wir mittlerweile permanent in widersprüchlichen Gefühlszuständen leben. Nicht nur im großen gesellschaftlichen Bild, sondern selbst in unserem kleinem Alltagsgeschehen. Und ja, diese Dissonanz macht uns krank. Man liebt seinen Partner/Partnerin wirklich- und der/die lässt einen nicht ran. Und nicht nur mal temporär sondern man wird tatsächlich permanent abgewiesen. Und nun? Irgendwann wird sich dieser Spannungszustand durch eine Übersprungshandlung auflösen und bis dahin bleibt ein mieses Gefühl. Warum komme ich gerade wieder auf das Thema? Ich habe die Woche nur gearbeitet. Und ja- ich war so müde, dass ich keine Lust hatte- und nein, dass ist kein permanenter Zustand- hoffentlich. Jedenfalls hat der Algorithmus bei youtube und die Glocke alle Beiträge dieser Woche aufgelistet. Wenn man so die geballte Ladung von Beiträgen nur einer Woche über den Niedergang unserer freiheitlich demokratischen Gesellschaft und den Aufstieg des Bösen sieht, könnte einem schon schlecht werden. Bevor es besser wird, muss es sowieso erstmal schlechter werden. Wie überall haben wir auch in der Gesellschaft den „Point of no Return“ bereits überschritten. Andere Kommentatoren verweisen auf die mittlerweile offensichtliche Spaltung der Gesellschaft. Lassen wir mal die Fundamentalisten und Fanatiker außen vor, die auch Kinder zu Soldaten machen. Solange das Kind nur mit einem Lied auf den Lippen auf dich zugestürmt kommt ... . Dann gibt es die Karrieretypen in einem System, die genau sehen was abgeht, die aber das unangenehme Gefühl mit dem Argument „wenn ich es nicht tue, macht es ein anderer“ (typischer Rechtfertigungsgrund eines Menschen, der unter kognitiver Dissonanz leidet) unterdrücken und ihre Handlung rechtfertigen indem sie einwenden, sie haben sich an das geltende Recht gehalten und noch werden Andersdenkende nicht in Umerziehungslager gesperrt. Ich denke, an diese beiden Gruppen- Fundamentalisten und Karrieristen- ist in einem System schwer heranzukommen. Und dann gibt es die dritte Gruppe- die Mitläufer. Der Begriff ist negativ behaftet und wenigstens am Anfang einer gesellschaftlichen Umwälzung falsch. Nennen wir sie die „Unentschlossenen“. Eingebunden in den Machtapparat befolgen Sie Befehle ( die letzte Auseinadersetzung hierzu fand in den Mauerschützenprozessen statt). Es geht hier aber nicht um die strafrechtliche Komponente. Sie erleben jeden Tag, dass sie mit den ihnen befohlenden Handlungen eigentlich verwerflich handeln, da sie gegen das Anstandsgefühl jedes sozialethisch handelnden (objektiven) Dritten- also der Allgemeinheit- verstoßen. Und wenn dann einem noch die regierenden Linksliberalen in den Rücken fallen- ist es meiner Ansicht nur eine Frage der Zeit- wann sich deren seelisches Spannungsverhältnis entlädt. Bei dem Sturm auf die Bastille waren auch Soldaten dabei. Meines Erachtens nach wird es entscheidend darauf ankommen, wie sich diese Gruppe unseres Volkes entscheiden wird. Mitläufer oder entschlossen, die freiheitlich demokratische Grundordnung gegen alle inneren Feinde zu verteidigen. Es nervt mich- egal mit welchem Thema ich mich beschäftige, überall scheint die Welt aus den Fugen geraten zu sein. Ich bin nur ein Spießer, der ab und zu mal rumposen aber ansonsten doch einfach nur seine Ruhe haben will. Ich brauche keine Aufregung in meinem Leben und Überraschungen hasse ich sowieso. Ich sehe wie Deutschland ohne Kerosin nur noch auf Restdämpfen über einen gewaltigen Ozean fliegt. Und da niemand mehr etwas dagegen tun kann, beschleicht mich ein permanent unangenehmes Gefühl.
Verstärkt wird das Ganze dadurch, dass ich das nüchtern ertragen muss. Was für ein Scheiß.
 
aus der Diskussion: Bundeswertpapiere
Autor (Datum des Eintrages): spielkind0815  (11.01.20 07:53:13)
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