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In der vergangenen Woche erlitt das Wiki (-13,7%) seinen bisher höchsten Wochenverlust. Der DAX (-12,5%) hielt sich leicht besser.

Im Jahr 2020 liegt das Wiki (-11,3%) nach Gebühren nun wieder leicht hinter dem DAX (-10,3%).


In dieser Woche haben wir mal wieder einen starken Absturz gesehen. Das Wiki hat in seinen nun über 5 Jahre schon einige Korrekturen mitgemacht, es war zwar nie innerhalb von einer Woche so stark, aber das Ausmaß war doch mehrfach schon größer als aktuell mit rund -14% vom Allzeithoch. Dabei handelt es sich nicht um spezifische Unternehmensprobleme der Werte, die im Wiki vertreten sind, sondern um eine allgemeine Korrektur bei dem mehr oder weniger alle Werte stark betroffen sind. Hier regiert häufig die Angst und teilweise Panik, so dass alles verkauft wird ohne zu differenzieren wie attraktiv die Unternehmensbewertung ist oder wie stark das Unternehmen von der Virusausbreitung betroffen ist. Und auch wie in den vergangen Situationen versuche ich mir diesen Umstand zu Nutze zu machen, in dem ich Werte kaufe, die übermäßig hart abgestraft wurden, da diese häufig schneller wieder zurückkommen, wenn die Angst weicht und ich reduziere Werte, die sich zunächst stabil hielten, da diese häufig als nächstes abverkauft werden, weil hier der Schaden noch nicht so groß ist. Durch dieses Vorgehen, verspreche ich mir, wie in den letzten Schwächephasen, einen schnelleren und stärkere Rebound, wenn sich die Panik gelegt hat.


Aus diesem Grund habe ich auch Cargurus wieder verkauft, da die sich zunächst stark hielten und hatte dafür die Möglichkeit meine Langfristfavoriten IVU und Hypoport zu wieder deutlich reduzierten Kursen einkaufen zu können.


Zahlen gab es in dieser Woche von IAG, die positiv ausfielen, vor allem der Dividendenvorschlag überraschte Positiv. Doch aufgrund des Coronavirus traute man sich keine Gewinnprognose für das laufende Jahr zu, was die Aktie nochmal auf Talfahrt schickte.
Auch VW meldete am Freitag Zahlen, die besser ausfielen als erwartet und auch hier gibt es eine höhere Dividende. Auch für das laufende Jahr traute man sich eine starke Prognose trotz der aktuellen Unsicherheiten zu.


Vor zwei Wochen hatte ich Appen ins Wiki aufgenommen und ich bin noch die Vorstellung des Wertes schuldig:

Appen ist eins der bekanntesten Tech Unternehmen an der australischen Börse (ASX) und gehört zu den sogenannten WAAAX, welche das Pendent zu den FANG Aktien an der Nasdaq darstellen sollen.


Appen ist im Bereich der künstlichen Intelligenz tätig, aber anders als man bei einem KI Unternehmen vielleicht vermuten würde, denn Appen ist hauptsächlich Datenaufbereiter und Verarbeiter für andere Techkonzerne. Da die Vielzahl an Daten für die Maschinen zu schwer zu interpretieren ist, müssen die Daten durch menschliche Hilfe erstmal eingeordnet werden um den Maschinen daraufhin die Möglichkeit zu geben selbst zu lernen, sowohl was Sprache, als auch Bilder angeht. Um diese Daten vorzusortieren bedient sich Appen seiner über einer Million Crowdworker, die auf der ganzen Welt verteilt sind und daher auch unterschiedliche Erfahrungen vor allem was Sprache angeht haben und so die Daten auf vielfältige Weise vorselektieren können.


Mit dieser Crowd hat man sich einen gewissen Burggraben geschaffen, denn die großen Techkonzerne bedienen sich Appen anstatt diese Grundlagenarbeit selbst durchzuführen, die Organisation und der Aufbau dieser Crowd wäre für nur ein Unternehmen wohl zu aufwendig, so dass man lieber auf Appens Ressourcen zurückgreift. Da die Nachfrage nach diesen Arbeiten deutlich zunimmt, konnte sowohl der Appenumsatz als auch der Aktienkurs sich deutlich steigern, der Kurs stieg in den letzten 5 Jahren um knapp 4000%.


Durch dieses Geschäftsmodell ist Appen zwar im Bereich KI tätig, kann aber nicht wirklich als Techkonzern bezeichnet werden, da es sich eher um peoples business handelt und die Rohmargen daher auch nicht wie bei einem Techkonzern bei über 70% liegen, sondern nur bei unter 30%. Dafür hat man allerdings den Vorteil, dass man die Plattform ohne große weitere Kosten wie Marketing betreiben kann und so ein Großteil der Rohmarge ins EBITDA übergeht, die EBITDA Marge lag in 2019 bei knapp 19%. Da man keine großen Abschreibungen oder Zinsbelastungen hat, fallen hauptsächlich noch die Steuern an, so dass man nach Steuern aktuell immer noch eine Marge von über 12% ausweisen kann.


In 2019 konnte der Umsatz um 47% auf $536 gesteigert werden, das EBITDA lag dabei bei $101 Millionen. Für 2020 prognostiziert man ein EBITDA Wachstum von fast 30% auf $130 Millionen. Da Appen eigentlich sehr konservativ prognostiziert ist das schon eine Ansage, letztes Jahr erreichte man zwar ein EBITDA Zuwachs von 42%, die erste Prognose lag aber nur bei 23%. Eine gewisse Zuversicht kommt sicher auch daher, dass man mit einem großen Techkonzern seinen Vertrag gerade erst für fünf Jahre verlängern konnte. Auf diese starken Zahlen sprang der Kurs nur kurz an und ließ sich dann vom allgemeinen Markt wieder runterziehen.


Während sich das Geschäft von Appen bislang nur auf die alte Welt fokussierte, hat man nun auch angefangen in China tätig zu werden, die Geschäfte sollen gut laufen auch wenn man hier von einem noch sehr geringen Niveau ausgeht. Aus der Vergangenheit weiß man, dass vor allem die Großkunden die Umsatztreiber sind, sollte man also eines der großen China Tech Unternehmen als Kunden gewinnen, dürfte das Appens Geschäfte beflügeln. Ein weiterer Ergebnistreiber sind die Regierungen, die nun auch immer stärker in den KI Bereich gehen und Appen hier Aufträge bekommt. Den dritten Wachstumsmarkt, den man nun stärker angreift, ist das autonome Fahren, hier müssen auch viele Daten aufbereitet werden für die Appen der richtige Ansprechpartner ist.


Appen selbst möchte sich aber weiter zu einem Tech-Konzern wandeln und auch höhere Rohmargen erzielen. Dies war einer der Gründe warum man in 2019 FigureEight übernommen hat. Man hat bereits letztes Jahr angefangen Figureeight in die bestehende Unternehmensstruktur einzubauen, erwartet eine vollständige Integration aber erst Ende 2020. Mit FigureEight soll es teilweise möglich sein, diese Grundlagenarbeit weiter zu automatisieren, so dass für die Erfassung der Rohdaten weniger personal benötigt wird. Damit könnte Appen seine Arbeit deutlich effizienter durchführen und seine Rohmargen stark erhöhen.


Unterm Strich ist Appen nicht zu hoch bewertet, kgv für 2022 bei 19, wobei ich diese Schätzung für eher konervativ halte, man wächst stark, hat einen riesigen Markt, der noch jahrelanges starkes Wachstum verspricht, einen gewissen Burggraben und die Möglichkeit seine Margen deutlich auszuweiten.


Die größten Verlierer waren diese Woche:
GFG -9,4%
VW -10,5%
Blue Prism -12,4%
Cegedim -13,7%
Appen -18,0%
IAG -26,0%

 
aus der Diskussion: Wiki Szew Grundinvest
Autor (Datum des Eintrages): Szew  (28.02.20 18:31:42)
Beitrag: 321 von 365 (ID:62829167)
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