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KlöCo-Geld liegt in Genf und Hamburg
Von Tasso Enzweiler, Hamburg

Die Affäre um die verschwundenen Millionen beim Duisburger Stahlhandelskonzern Klöckner & Co (KlöCo) beginnt sich aufzuklären. Einige Fragen bleiben aber.




Nach Informationen der Financial Times Deutschland ist der größte Teil jener 120 Mio. Euro, die seit Anfang Februar 2002 bei KlöCo vermisst werden, auf den Konten von zwei Banken gelandet: bei der Bank Melli, einer iranischen Handelsbank, in Hamburg, sowie bei der Union Bancaire Privée (UBP), einer noblen Schweizer Privatbank in Genf.



Wie übereinstimmend aus Kreisen von Banken, Klöckner und Wirtschaftsprüfern zu erfahren war, liegen bei Bank Melli rund 47 Mio. Euro der gesuchten Klöckner-Millionen. Bei dem Hamburger Kreditinstitut war am Montag niemand für eine Stellungnahme zu erreichen. Auch von Seiten der UBP gab es auf Anfrage dieser Zeitung keine offizielle Reaktion.



Die Staatsanwaltschaft Düsseldorf bestätigte, dass ihr die Aufenthaltsorte des Geldes bekannt sind. "Große Teile der gezahlten 120 Mio. Euro sind auf verschlungenen Wegen auf verschiedene Konten gelangt", sagte Sprecher Johannes Mocken. Zu Einzelheiten nahm er nicht Stellung. Er sagte allerdings: "Wir prüfen derzeit, ob wir die bei verschiedenen Banken identifizierten Gelder einfrieren lassen, um weitere Transaktionen zu verhindern."



Hintergründe unklar

Die Hintergründe für die Geldtransaktionen sind noch nicht eindeutig geklärt. Speziell die Frage, wer die Millionen transferiert hat und ob er dies überhaupt durfte, wurde bislang weder von der Staatsanwaltschaft noch vom Bundeskriminalamt noch von den Wirtschaftsprüfern der KPMG, die seit dem 14. Februar im Auftrag des KlöCo-Aufsichtsrates nach den Geldern suchen, abschließend beantwortet. "Allerdings ist jetzt immerhin klar, dass die KlöCo-Millionen an identifizierbaren Orten sind und nicht in irgendwelchen Steueroasen herumgeistern", sagt ein Kenner der Materie, der mit den Details der Geldsuche betraut ist.



Im vergangenen Oktober war Klöckner durch das Londoner Handelsunternehmen Balli übernommen worden. Zwischen beiden Firmen gab es erstmals erhebliche Irritationen, als der KlöCo-Vorstand Anfang Februar 2002 plötzlich feststellte, dass ein Betrag von rund 120 Mio. Euro in den Kassen der Duisburger Unternehmenszentrale fehlte. Am 14. Februar 2002 traten Hassan Alaghband, Miteigentümer von Balli und bis dahin Finanzvorstand von KlöCo, sowie David Spridell, bis dahin stellvertretender KlöCo-Vorstand für Rechnungswesen und Steuern, von ihren Posten zurück. Seit 18. Februar ermittelt der Staatsanwalt wegen des Verdachts der Untreue gegenüber KlöCo und wegen möglichen Betruges zum Nachteil der WestLB, die als Geschädigte in Frage kommt, da sie den KlöCo-Verkauf an Balli zu einem wesentlichen Teil finanziert hat.



Balli wollte den aktuellen Sachverhalt am Montag nicht kommentieren. Ein Sprecher verwies darauf, dass Balli von den Ergebnissen der KPMG-Prüfung, die in den kommenden Wochen präsentiert werden soll, eine klare Entlastung ohne Wenn und Aber erwarte.



Die Bank Melli Iran bezeichnet sich als "größte iranische Bank im Mittleren Osten". Für das Geschäftsjahr 2000/01 gibt die Bank ein Geschäftsvolumen für Deutschland von 629 Mio. Euro an. Als "Hauptgeschäftsfeld" werden auf der Website "Finanzdienste für Handel und Industrie" genannt.



Die Schweizer UBP gilt als sehr seriöses Geldinstitut. Die Bank mit Sitz in der Rue du Rhône in Genf bezeichnet sich als eine der führenden Schweizer Banken "speziell bei Asset Management und Securities".
 
aus der Diskussion: DER KPMG SKANDAL + + + FAKTENSAMMLUNG + + +
Autor (Datum des Eintrages): THECANADIEN  (29.04.02 20:00:25)
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