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IAS für Versicherer


Analysten kritisieren neue Bilanzregeln


Die derzeit diskutierten Änderungen der Bilanzregeln nach IAS für Versicherer können zu Kursabschlägen bei den Assekuranz-Konzernen von mindestens 15 Prozent führen, schreiben die Analysten der WestLB Panmure in einer Studie.


ali DÜSSELDORF. Der Grund: Durch die neuen Bewertungsregeln nach dem „fair value“ würden die Ergebnisse der Unternehmen „unvorhersehbar“ werden. In Folge dessen würden die Kapitalkosten für Versicherer steigen, was ihre Kurse drücken wird.

Der Hintergrund: Bis 2005 sollen alle börsennotierten Unternehmen nach dem International Accounting Standard (IAS) bilanzieren. Derzeit werden Vorschläge für Detailregeln für die Versicherungsbranche diskutiert.

Erste Entwürfe sehen vor, dass Versicherer grundsätzlich nach dem „fair value“ bilanzieren müssen; das bedeutet, Kapitalanlagen und auch die Schadenrückstellungen müssen zu Marktwerten in der Bilanz angesetzt werden. Veränderungen dieser Werte, z.B. der Wert der Aktien- und Rentenanlagen, würden dann unmittelbar auf die Gewinne durchschlagen.

Darüber hinaus ist vorgesehen, dass ein Versicherer Gewinne aus Verträgen im Akquisitionsjahr voll verbuchen kann. Beispiel: Bei einem 30 Jahre laufenden Lebensversicherungsvertrag könnten die Gesellschaft alle erwarteten Einkünfte aus diesem Vertrag im Jahr des Abschlusses der Police verbuchen – sprich Gewinne, die erst in der Zukunft anfallen werden. „Damit werden Gewinne zum Spielball von internen Unternehmensanalysen, die extern nur schwer nachvollziehbar sind“, schreiben die WestLB-Analysten. Gerade vor dem Hintergrund der Enron-Pleite sei diese Regelung sehr kritisch zu sehen.

Hans-Jürgen Säglitz, Rechnungslegungsexperte beim Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft, beruhigt: „Wir befinden uns noch mitten in der Diskussion. Ich bin optimistisch, dass unsere Kritik Gehör finden wird.“ So haben die Versicherungsverbände Japans, Deutschlands und den USA bereits ihre Kritik in einem Brief an das International Accounting Standards Board eingereicht.

Neben der Schwierigkeit, die Gewinne aus langlaufenden Verträgen korrekt zu prognostizieren, verweist der GDV-Experte auf ein anderes Problem: „Wie sollen zum Beispiel Schadenrückstellungen zu Marktwerten in der Bilanz angesetzt werden, wenn es dafür überhaupt keinen Markt gibt?“

Der weitere Zeitplan für die Bilanzregel-Änderung nach IAS sieht vor, dass im vierten Quartal diesen Jahres ein Entwurf stehen soll. Im kommenden Jahr soll dann die endgültige IAS-Fassung verabschiedet werden.

Quelle: Handelsblatt


Kommentar: MLP betrifft diese Regelung zweifach:
1.) Die MLP-Lebensversicherung. Hier wollen ja die Minderheitsgesellschafter noch die Anteile in handelbare MLP Aktien umtauschen. Sicher nicht ohne Grund. Nachteilig ist das für die bisherigen MLP Aktionäre, da das Angebot an frei handelbaren Aktien erhöht wird. Im allgemeinen fallen dadurch die Preise.
2.) MLP als Vermittler von Verträgen. Durch die geplante Regelung könnten die Gewinne in den Abschlußjahren der Verträge aufgebläht werden. Daß ein großer Teil der abgeschlossenen LV-Vertraege gar nicht bis zur Fälligkeit durchgehalten werden, stört dann nicht weiter, wenn die Aktien vorher verkauft werden. Ein großer Vorteil für Insider!
 
aus der Diskussion: MLP weiter positiv
Autor (Datum des Eintrages): se2707  (30.04.02 12:21:05)
Beitrag: 37 von 39 (ID:6301580)
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