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Scheußlich sind die Phantasien,
fürchterlich die Truggebilde -
zügellose, krankhaft wilde,
die in Christenseelen blühen.

Johannes hatte einen wüsten Traum,
als "0ffenbarung" Gottes glaubt man ihn;
da stellt er einen irren Kobold vor uns hin,
der macht die Erdenwelt zum Höllenraum.

Auf dem Schädel weiße Wolle,
donnergleich sein Wortgegrolle,
aus den Augen Flammen sprühen,

Füße, die wie Messing glühen;
was ihm aus dem Maule fährt:
ein doppelschneidig` scharfes Schwert.

Vier Ungeheuer kriechen rund um seinen Thron,
die winseln unterwürfig ewig gleichen Ton.
Ihr Leib ist ganz und gar besetzt mit Augen .
sechs Flügel, die zum raschen Fluge taugen.
Kein Zeus, kein Wodan hätt` sich so verschuldet
und solche Hausgenossen je geduldet!

Was ist das für ein Gott, der sich ergötzt
und seine Bestien auf die Menschen hetzt?

Sieben Dämonen harren seiner Winke -
Eilfertig-gnadenlose, starke, flinke.
Sie gießen "Gotteszorn" aus Schalen nieder -
verbrennen, schneiden, stoßen Menschenglieder.


Ein and`rer Punkt im Christengott-Programm,
da zeigt er sich wie ein "erwürgtes Lamm"
mit sieben Augen, sieben Hörnerspitzen;
gar schrecklich ist des Lammes Zornesblitzen.
Wer es nicht liebt, sich nicht mit ihm vermählt,
der wird mit Brand und Schwefelsalz gequält.

Ein seltsam` "Lamm", es kennt kein Grauen,
im Kreise seiner "Engel" selber zuzuschauen,
wie sich der Knäuel der Leiber windet,
wie man die Folteropfer schindet.
Das " Lamm" kann wölfisch hetzen, hassen,
kann martern und kann morden lassen.
Um eine Frau zu züchtigen, zu zügeln,
will`s deren Kinder selbst zu Tode prügeln.
Herrschsüchtig, herzlos zürnet es den "Heiden",
mit Eisenstangen hofft es die zu "weiden".
Vernichtung sei auf sie hinabgewettert,
wie Tongeschirr, so seien sie zerschmettert.

Getreu des "Gotteslammes" Wille
rasten die Mördermönche durch die Lande,
zur schlimmsten Untat waren sie imstande.
Sie warfen "Ketzer", "Hexen", "Heiden" auf die Brände.
sie halfen brav beim prophezeiten Ende,
geboten fromm den "Gottesfeinden" Stille.

Du "Gotteslamm", du bist ein Fluch der Welt,
du bist das Tier, das allen Höllenfürsten wohl gefällt!
 
aus der Diskussion: Lamm Gottes, ein Gedicht
Autor (Datum des Eintrages): Herr Wanz  (05.05.02 22:40:03)
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