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[posting]63836735[/posting]
Zitat von Felix80: Guten Abend Realist und alle anderen,

möchte mal kurz auf die Anmerkungen zu Wirecard eingehen, da eventuell einige etwas unerfahrenere Anleger dies missinterpretieren könnten. Dazu noch der Hinweis, bin nicht investiert und es geht mir um kein Wirecard Bashing!

>> Es gibt auch keine "Fake-Bilanzen" die sind testiert mit Ausnahme von etwa 8% des Gesamtumsatzes (die Zahlungen sind eingegangen, können aber nicht bis auf den Kunden zurückverfolgt werden). Typisches Problem bei Drittanbietern die nicht über eine gemeinsame Buchführung verfügen. <<

Es steht bislang nicht fest, ob es sog. „Fake Bilanzen“ gibt. EY hat nicht ohne Grund den Termin für das Testat wiederholt verschoben. Auch der Jahres- oder Konzernabschluss mit nicht bestätigten Umsatzerlösen von ca. 8% wäre übrigens wesentlich falsch und würde eine Einschränkung oder im schlimmsten Fall einen Versagungsvermerk nach sich ziehen. Ich weiß nicht genau, wie Du auf etwa 8% kommst, dennoch wären 8% der Umsatzerlöse mehr als wesentlich! Des Weiteren kann man aufgrund von eingegangenen Zahlungen überhaupt nicht auf die Validität (den Nachweis) von Umsatzerlösen schließen. Wer im Bereich der Umsatzerlöse etwas „aufhübschen“ möchte macht dies gerne über nahestehende Unternehmen bzw. Personen. In solchen Fällen werden die Forderungen auch immer über einen gewissen Zeitraum beglichen (d.h. bezahlt). Ich möchte nicht behaupten, dass dies bei Wirecard der Fall war, jedoch kann man aktuell festhalten, dass das Gegenteil eben auch noch nicht bewiesen ist! Somit wäre ich weiterhin vorsichtig.

>> Und damit kommen wir schon zum Problem bei Wirecard (und einzigem Problem). Das mangelhafte Compliance. Hier stellt man sich allerdings sowohl personell wie auch von der Ablauforganisation neu auf. Rein fundamental betrachtet im Branchenvergleich müsste die Aktie allein für dieses Jahr bei mindestens 160€ stehen. Daran erkennt man was da alles an Negatives bereits eingepreist ist. <<

Die Compliance ist auf jeden Fall ein großes Problem bei Wirecard. Bin mir jedoch aufgrund des zuvor beschriebenem nicht sicher, ob es das einzige Problem ist. Du hast selbst hier vor einigen Tagen kundgetan, dass man ab und zu etwas übersieht, was Mr. Market wohl sieht… dann sollte man sich hinterfragen. Warum steht denn Wirecard nicht bei 160 EUR, wenn dies fundamental berechtigt wäre? Nur wegen der „schlechten“ Compliance? Oder den verhassten Shortsellern? Einfach mal drüber nachdenken… völlig losgelöst von Meinungen und eingegangenen Positionen.

Fazit von meiner Seite:
Man kann gerne Wirecard spekulativ kaufen… als Trading-Position und dem Wissen dabei, dass es schief gehen kann! Als Langfristinvestor lasse ich lieber die Finger davon und konzentriere mich im Paymentsektor, sofern man darin investieren möchte, auf besser geführte Unternehmen (z.B. GPN, V; MA etc. – sind u.U. nicht 1-1 mit Wirecard vergleichbar). Damit kann man gut schlafen und muss sich eine solche Posse wie um Wirecard nicht antun!

Beste Grüße und einen schönen Abend!
Felix80 :)

>> Des Weiteren kann man aufgrund von eingegangenen Zahlungen überhaupt nicht auf die Validität (den Nachweis) von Umsatzerlösen schließen. <<
= eine der Kernlehren aus dem NM-Desaster.

>> konzentriere mich im Paymentsektor, sofern man darin investieren möchte, auf besser geführte Unternehmen (z.B. GPN, V; MA etc. – sind u.U. nicht 1-1 mit Wirecard vergleichbar) <<
V+MA+GPN betreiben im payment sector kein Bankgeschäft im Gegensatz btw zu PYPL, und sind von daher per se weniger riskant.

– @-Realist-; ad GPN:

>> Die haben die Share-Anzahl massiv ausgeweitet und somit ein negatives Wachstum im Umsatz und Gewinn per Share seit 3 Jahren. <<
Wirecard hat seine Aktienzahl in letzter Dekade lt. financials.morningstar.com um ~20 % ausgeweitet, GPN bis vor 2 Jahren konstant gehalten. Dann hat GPN via KE aggressiv anorganisches Wachstum angeleiert, wo wie fast immer in solchen Fällen erstmal ? im Raum stehen.
GPN ist intern in Richtung PAYC+ADP [HR- + payroll solutions] diversifiziert; muss man angesichts bereits weitgehend unternehmensverankerter peers freilich auch nicht goutieren.

Was das offensive(!) Einkaufen angeht, ist die extrem fungible und volatile Wirecard eine dankbare Aktie, solange es noch genügend fundamental Überzeugte gibt, die immer wieder 'nachkaufen' oder long traden. Das monierte hohe short interest ist, wie bei TSLA oder VW St vor 12y, dem Kurs gar nicht unbedingt abträglich.
– Offensives Einkaufen lenkt allerdings nicht selten vom research und/oder controlling im Kernbestand ab und kostet darüber schon mal mehr als man mit seinem offensiven Einkauf an Gewinn generiert; so jedenfalls meine Erfahrung mit mir, *g*

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@vidar,

>> In den USA wurde und wird so wunderbar gewirtschaftet, dass bspw. im Zuge der sog. Finanzkrise hunderte (!!) US-Banken über die Wupper gegangen sind. <<
Das war auch schon in früheren Krisen so – im Gegensatz zur EU wird in USA Bereinigung von Exzessen praktiziert.
Und solange das so ist ...

>> Der US-Dollar ist wirklich eine wunderbare Währung <<
... ist das so. Ein Alter von >200y ist rein psychologisch ein Pfund. Dass Gold auch eines ist ... – yo.

Was den Vgl. mit dem EUR angeht, würde mich bedenklich stimmen, dass letzterer in den letzten Jahren trotz der von Dir beschriebenen US-Eskapaden gegen den USD dahin siecht. Was im Kern an den 2 zuvor beschriebenen Fakten liegen dürfte.

– Kurzum: Ich denke, wir sollten uns um unseren Saustall kümmern. In USA können wir gar nix ändern.

>> wie hoch ist die aktuelle Börsenmarktkapitalisierung der USA hinsichtlich der Weltaktienmärkte und wie hoch ist die tatsächliche Wirtschaftskraft der USA im Weltvergleich? <<
Du musst da aber auch bedenken, dass gerade in USA traditionell »alles« an die Börse kommt. In Europa hingegen hat die FK-Finanzierung von Unternehmen eine größere Tradition.

Was die Überschuldung angeht, ist die ganze Welt involviert, und die dräuende Entschuldungsanstrengung wird die ganze Welt betreffen. Bin da, »leider«, durchaus bei Stelter, Sinn und Ehrhardt: Sich dem als »Einzelkämpfer« nun noch entgegenstellen, bringt einen nur eher in die Bredouille; ohne plausibel anzunehmen geschweige denn zu wissen, dass man darüber dann eher herauskommen wird. Wichtig ist indes, was mit dem gedruckten Geld veranstaltet wird, aber auch da bin ich ad USA optimistischer als für diese EU resp. diesen EUR-Raum.

>> warum immer wieder Japan ins Spiel gebracht wird. Das war damals eine Blase, da war der neue Markt ein Dreck gegen. << [@-Realist-]
Der NM sowieso, aber auch die 'new economy' nebst Enron et al. worldwide.
Japan hatte Ende der 80er eine Doppelblase, die parallel platzte: Immobilien+Aktien; sozusagen eine Synthese aus den Krisen in USA 2000+2008.

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Für den Hinterkopf ad big tech:
ab ~14:30

– Wie letztens schon mal bedeutet, revidiere ich meine Meinung ad GOOG und bin fortan im nunmehr relevanten Aufspaltungshinblick in Erwartung eines 'guten W' gewogen. Deren Einzelteile sind auch in meinen Augen »the very best of peergroup«; ex MSFT.
 
aus der Diskussion: Timburgs Langfristdepot - Start 2012
Autor (Datum des Eintrages): investival  (29.05.20 10:41:00)
Beitrag: 44,198 von 56,677 (ID:63840626)
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