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Hai Leute,

unten ein aktueller Artikel zur Branchensituation aus der ftd. Gestern in der EURAMS hat ein Herr Leber von Acatis zum besten gegeben, dass er unter Value-Gesichtspunkten den US-Energiesektor für hochinteressant hält. Diese Meinung wird sich bei den aktuellen Bewertungen der Unternehmen bald durchsetzen. Calpine hat versichert, nichts mit den Enron-Praktiken zu tun zu haben und Barrons hat Calpine zum Wochenende als eines der 10 S&P Unternehmen mit einem KGV von unter 10 hervorgehoben OHNE negativen Kommentar..

Es bleibt spannend.

Ciao

Art


[Quelle, FTD 13.5.2002]www.ftd.de/us-energie


Druck auf US-Energiebranche verstärkt sich
Von Ulrike Sosalla, New York

Die Krise in der US-Energiebranche hat sich am Wochenende verschärft. Die amerikanische Börsenaufsicht Securities and Exchange Commission (SEC) untersucht nun auch Stromkäufe der Energiehändler Mirant, Reliant Resources und CMS Energy.

Alle drei Firmen gehören zu den größten Unternehmen der Branche. Der Verdacht: Die Konzerne hätten mit dubiosen Auf- und Verkäufen Umsätze erzeugt. Jay Dobson, Analyst der Deutschen Bank, sagte: "Die Unternehmen stehen vor einer Vertrauenskrise bei Investoren und Kunden."

Reliant sagte wegen der Untersuchung den Verkauf einer Anleihe über 500 Mio. $ ab. Die Anleihe sollte den Bargeldbestand des Unternehmens verbessern. Nun muss Reliant andere Quellen suchen. Die Reliant-Aktie stürzte daraufhin um 17 Prozent auf 12 $. Mirant-Papiere verloren zehn Prozent auf 8,11 $.


Die Untersuchungen sind ein neuer Schlag für die Energiebranche in den USA, die seit der skandalösen Pleite des früheren Branchenführers Enron mit Kreditknappheit und schnell sinkenden Aktienkursen kämpft. Enron hatte mit Scheingeschäften seinen Umsatz aufgebläht und Energiepreise manipuliert. Vergangene Woche erhielt der Verdacht, auch andere Energiehändler könnten ihre Bücher geschönt haben, neue Nahrung, als ein Dokument veröffentlicht wurde, das detailliert beschreibt, wie Enron während der Energiekrise in Kalifornien das Angebot künstlich verknappte, um Preise in die Höhe zu treiben.



Herabstufung der Kreditwürdigkeit


Gleichzeitig leitete die Börsenaufsicht eine Untersuchung gegen den Energiehändler Dynegy ein, weil er im November vergangenen Jahres Strom für rund 800 Mio. $ kaufte und in der gleichen Minute wieder verkaufte. Ähnlich zwielichtige Handelsströme stehen nun auch bei den Konzernen Mirant, Reliant und CMS im Mittelpunkt der Untersuchung. Außerdem droht mehreren Energiekonzernen die Herabstufung der Kreditwürdigkeit durch die Rating-Agenturen Standard & Poor’s und Moody’s. Ein Schuldenstand, der vor der Enron-Krise noch als akzeptabel galt, ist nun ein Warnsignal.


Besonders gefährdet ist der viertgrößte Energiehändler Dynegy. Sollten die Anleihen von Dynegy auf Junk-Bond-Status herabgestuft werden, müsste das Unternehmen wesentlich mehr Bargeld aufbringen, um es als Sicherheit beim Energiehandel einzusetzen. Einige Kunden würden den Handel mit Dynegy voraussichtlich ganz einstellen. Merrill-Lynch-Analyst Carl Kirst schreibt in einem Bericht: "Ein Fall unter die Investmenteinstufung wäre ein beträchtlicher Negativfaktor." Die Dynegy-Aktie fiel am Freitag um zehn Prozent, seit Jahresanfang verlor das Papier 80 Prozent seines Wertes ein.


Die Herabstufung auf Junk-Bond-Status hat Mirant bereits hinter sich. Wegen der hohen Schuldenbelastung des Konzerns stuften die Kreditagenturen dessen Bonität vor einigen Monaten herunter. Mindestens 500 Mio. $ braucht das Unternehmen derzeit zusätzlich, um seinen Energiehandel abzusichern.



Mirant zieht sich zurück


Aus Deutschland hatte sich Mirant im Februar diesen Jahres zurückgezogen und seinen Anteil am Energieversorger Bewag für 1 Mrd. $ verkauft, um so den Schuldenberg abzutragen. Auch anderswo zieht sich Mirant aus dem internationalen Geschäft zurück: Die Expansion in Europa ist abgeblasen. Vergangene Woche strich der Konzern zudem ein 500 Mio. $ teures Investitionsprojekt, um den Einstieg in den chinesischen Markt zu beginnen.


Das Energieunternehmen Williams Cos. geriet in den vergangenen Monaten in die Kritik, weil es Bürgschaften für Kredite seines Tochterunternehmens Williams Communications nicht vollständig offen gelegt hatte. Um die Zahlungen aus diesen Verpflichtungen auszugleichen, verkaufte Williams einige Firmenwerte und strukturierte seine Schulden um. Vor einem Monat meldete die Tochter Williams Communications Insolvenz an.


Verschärft wird die Situation der Branche durch die drohenden Rückzahlungen in Milliardenhöhe in Kalifornien. Während der Energiekrise des Bundesstaates im Jahr 2000 verdienten die Energieversorger und -händler Milliarden an den Strom- und Gaslieferungen nach Kalifornien. Die Preise hatten sich dort verzehnfacht. Die kalifornische Regierung gab 20 Mrd. $ aus, um die insolventen Energieversorger des Staates liquide zu halten. Sollte sich nachweisen lassen, dass die Energiehändler die Preise künstlich nach oben getrieben haben, wird die kalifornische Regierung die Rückzahlung dieser Milliarden fordern.


Die zuständige Energiebehörde Federal Energy Regulatory Commission (Ferc) untersucht seit vergangener Woche die Strom- und Gastransaktionen von mehreren Dutzend Unternehmen im fraglichen Zeitraum, darunter die bedrängten Firmen Mirant, Dynegy, Reliant, Calpine und Williams Cos.



© 2002 Financial Times Deutschland
 
aus der Diskussion: Calpine
Autor (Datum des Eintrages): Art Bechstein  (13.05.02 08:50:00)
Beitrag: 123 von 251 (ID:6390147)
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