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@ all

Ich möchte hier mal einen Gedanken teilen, der mich seit einiger Zeit beschäftigt.

Mir scheint, dass viele damit rechnen, dass die Coronaeinschränkungen länger anhalten werden - vielleicht sogar bis Ende des Jahres. Außerdem scheinen Unternehmen davon auszugehen, dass Corona den Trend zum Homeoffice längerfristig befeuern wird. Denn gibt es viele Manager, die sich sehr positiv über den Digitalisierungsschub und das Homeoffice äußern. Und viele nehmen mittlerweile an, dass das zu dauerhaften Änderungen führen wird.

“We’ve seen two years’ worth of digital transformation in two months.” Satya Nadella, Chef von Microsoft (1)

Am Aktienmarkt ist man scheinbar zu dem allgemeinen Konsens gekommen, dass man vor allem in die FAANGM-Aktien investiert sein sollte (also Facebook, Amazon, Apple, Netflix, Google, Microsoft), weil die enorm von diesen Trends profitieren. Diese sechs Aktien machen ein Viertel der Marktkapitalisierung des S&P 500 aus. Während die anderen 495 Aktien die restlichen drei Viertel ausmachen. (2)

„Fakt ist, wir werden eine strukturelle Veränderung in der Art, wie Arbeit organisiert wird, haben. Und das wird auf den Büroimmobilienmarkt einen dämpfenden Einfluss haben. Ich sehe hier keinen digitalen Strukturwandel. Sondern, das ist ein sukzessiver Strukturwandel. Homeoffice wird ein größeres Thema sein.“ Folker Hellmeyer (3)

In letzter Zeit liest man immer öfter, wie positiv Manager die Arbeit im Homeoffice für ihre Unternehmen sehen. Die Wirtschaftswoche hatte das am 22.05.2020 als Titelgeschichte „Schöne neue Bürowelt“ und zitiert diverse Großkonzerne mit dem Fazit: „Der Trend sei klar: mehr Heimarbeit als bisher.“ (4)

Und die Neue Züricher Zeitung führt sogar aus, dass es gar nicht so einfach ist, die Mitarbeiter wieder ins Unternehmen zu hohlen. (5)

Ich will hier gar nicht eine Latte von Beispielen für einen Homeofficetrend runterrattern. Achtet einfach mal selbst darauf. In letzter Zeit kommen viele dieser Aussagen aus den verschiedensten Richtungen und in den unterschiedlichsten Medien.

Ich sehe das sehr viel skeptischer und glaube nicht, dass Homeoffice in der derzeitigen Form der Heilsbringer ist. Weder für Familien mit Kinder, noch für Singles und selbst z.T. für alleinstehende Paare nicht. Ich zweifele auch, ob kreative Prozesse in Videokonferenzen genauso gelingen, wie Face to Face. Und ich glaube auch nicht, dass Corona dauerhaft zu starken Änderungen im Verhalten führt. Aber da kann ich mich irren.

Nehmen wir daher mal an, dass Homeoffice in den nächsten Jahren tatsächlich stärker Fuß fasst. Ich kann mir durchausvorstellen, dass Unternehmen den Mitarbeitern mehr Homeoffice einräumen - z.B. ein oder zweimal in der Woche.

Meiner Meinung nach müsste sich das positiv auf die meisten Mieter der DeFaMa auswirken. Ich denke die Lebensmittelhändler, Baumärkte, Drogerien und vielleicht auch Mieter wie das Dänische Bettenlager, Tedi oder MäcGeiz könnten dann dauerhaft mit höheren Umsätzen rechnen.
Denn, wer im Homeoffice arbeitet, isst nicht mehr in der Kantine in der Firma, sondern muss sich zu Hause versorgen. Wer mehr von zu Hause arbeitet, muss sich seinen Arbeitsplatz zu Hause anders oder überhaupt erstmal einrichten, er braucht auch das eine oder andere Büromaterial und erledigt sicherlich auch das eine oder andere nebenbei - z.B. in der Wohnung oder im Garten, um sich mal abzulenken. Bedenkt bitte, dass die meisten DeFaMa-Objekte in kleinen Städten liegen, die mehr durch Einfamilienhäuser mit Garten geprägt sind. Auch gibt es dort weniger Möglichkeiten mittags essen zu gehen oder sich etwas zum Mittag liefern zu lassen. Man muss ja nur mal schauen welche Einzelhändler jetzt von der Krise profitiert haben. (6)

Sicherlich kann man den Vorteil für die DeFaMa durch so eine strukturelle Veränderung am Arbeitsmarkt nicht in Heller und Pfenning beziffern. Aber das könnte ein langanhaltender struktureller Trend werden, der für positiven Rückenwind bei den meisten Mietern der DeFaMa sorgt und sich damit auch langfristig positiv auf die Stabilität, den Ertrag und die Bewertung der Objekte auswirken würde. Und das ist doch eine sehr schöne Perspektive.

Bleibt gesund.

MfG J:)E

Quellen:
1.) https://www.microsoft.com/en-us/microsoft-365/blog/2020/04/3…
2.) So Ufuk Boydak, Vorstandsvorsitzender und Fondsmanager der LOYS AG https://webinaranmeldungen.de/Hauck-Aufhaeuser/Aufzeichnunge…
3.) https://diefondsplattform.de/die-fondsplattform/boerse-polit… ca. 27 Minute
4.) https://www.wiwo.de/my/erfolg/beruf/die-zukunft-der-arbeit-s…
5.) https://www.nzz.ch/wirtschaft/die-rueckkehr-aus-dem-home-off…
6.) Ich habe in letzter Zeit mit mehreren Einzelhändler gesprochen, bei denen ich einkaufen gehe. Mein Fleischer sagt, dass er und seine Kollegen, am Anfang der Krise mehr Umsatz als zu Weihnachten gemacht hat und dass das Umsatzniveau auch aktuell immer noch höher liegt, als im Vorjahr. Mein Real hatte einen Umsatzzuwachs von 27 %. Ein befreundeter Edekahändler hat mir erzählt, dass er deutlich mehr Umsatz macht und überlegt, sogar die Belegschaft aufzustocken, weil er seit Monaten deutlich mehr Durchsatz in der Filiale hat und jetzt auch älteren Stammkunden Lebensmittel nach Hause liefert. Und diese Lieferungen macht er sogar gerne, weil selbst Rentnerpärchen Kassenbons von 80 bis 150 Euro bei einer Auslieferung generieren.

 
aus der Diskussion: DEFAMA, ein sich entwickelndes Immobilienjuwel?
Autor (Datum des Eintrages): philojoephus  (06.06.20 19:29:21)
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