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Hallo zusammen,

ich merke jetzt schon, dieser Beitrag wird recht lang. Zu Philojoephus Beitrag kommen mir so viele Gedanken in den Kopf. Darum schon mal sorry für die Länge, ich gebe mir Mühe, es nicht zu sehr ausufern zu lassen ;)

Zunächst mal möchte ich bemerken, dass ich meine Defama-Position inzwischen von einer "ersten spekulativen Position" zu einer normalen Position ausgebaut habe. Ihr habt mich überzeugt. Und negatives konnte ich bisher nicht herausfinden. :)

Von besonderem Wert ist für mich dieses Forum. Hier gibt es einige User, die sich wirklich intensiv mit Defama beschäftigen und im Forum die Infos bereitstellen, sowie sachlich darüber diskutieren. Der Umgangston hier ist eine echte Wohltat. Also schon mal Danke dafür an die Foristen hier! \ud83d\udc4d

Und zur Einordnung meiner Beiträge möchte ich noch etwas sagen, damit sie nicht falsch eingeordnet werden: Wenn ich überwiegend Positives zu einer Sache lese, dann frage ich mich besonders, wo denn die negativen Aspekte liegen. Und daraus resultieren dann möglicherweise kritische Fragen an dieses Forum. Bitte versteht meine Fragen wirklich nur als Fragen. Sie sollen keine implizite Unterstellungen sein! Ich möchte nichts schlecht reden, sondern mir nur ein besseres Bild auch über potenzielle Negativpunkte machen können.

So, nach der langen Einleitung nun zum eigentlichen Anliegen ;)

In meiner Firma suchen wir schon seit Jahren nach neuen Arbeitsmethoden. Homeoffice z.B. ist bei uns über eine Betriebsvereinbarung schon länger geregelt. Homeoffice ist selbstverständlich nicht für alle Aufgaben geeignet (Feuerwehr, Arbeiter am Band, ...). Und eine 100%ige Tätigkeit im Homeoffice ist für die allermeisten Tätigkeiten nicht sinnvoll. Der persönliche Kontakt ist für die Zusammenarbeit von großem Wert. Trotzdem ist Homeoffice z.B. für einen Handwerkertermin gradezu perfekt. Bisher musste sich der Angestellte dafür einen Tag frei nehmen. Dank Homeoffice arbeitet er an dem Tag weiter, macht nebenbei aber eine kurze Unterbrechung , um den Heizungsmonteur ins Haus zu lassen. Diese Flexibilität bietet sowohl dem Arbeitgeber, als auch dem Arbeitnehmer einen Vorteil. Auch für Arbeiten, die größere Konztentration erfordern, kann Homeoffice Vorteile bieten (ein Großraumbüro hat da durchaus Nachteile).

Aktuell machen wir einen "zwangsweisen, großen Feldversuch" mit Homeoffice. Chefs sehen jetzt, dass die Mitarbeiter doch nicht den ganzen Tag nur am Pool liegen und dafür der Firma Arbeitszeit berechnen. Angestellte merken, dass sie die Zeiten für die Fahrt zur Arbeit sparen, sie ihre Zeiten etwas flexibler gestalten können und dass man trotzdem nicht völlig vom beruflichen Geschehen abgekoppelt ist. Insgesamt fallen jetzt viele Bedenken gegen Homeoffice. Daher wird meiner Ansicht nach auch nach Corona das Homeoffice verstärkt eingesetzt werden. Grade in Kombination mit Ansätzen wie Desk-Sharing kann der Arbeitgeber hier Platz pro Mitarbeiter sparen. Wenn z.B. im Schnitt 20% der Mitarbeiter entweder auf Dienstreise, im Homeoffice oder im Uraub sind, dann kann man bis zu 20% der Arbeitsplätze einsparen, wenn man dafür einen Teil der Arbeitsplätze nicht mehr den Mitarbeitern direkt zuordnet. Wer kommt, sucht sich einfach einen freien Platz aus dem Pool der Desk-Sharing Arbeitsplätze und arbeitet dann dort. Die persönlichen Gegenstände hat man in einem Container, den man über Nacht in einen Spint einschließen kann.

Meine persönliche Einschätzung ist, dass wir in den nächsten paar Jahren bei einem Homeoffice-Anteil von ca. 10-30% liegen werden.

Die aktuellen Umsatzsteigerungen bei den Lebensmittelläden gehen daher meiner Einschätzung nach nach Corona auf ein nur leicht erhöhtes Niveau zurück. Wer die ganze Woche zuhause gekocht hat, der geht am Wochnende vielleicht als Ausgleich vermehrt in die Restaurants?

Ich kann mir durchaus vorstellen, dass Leute die häufiger Zuhause sind, vermehrt feststellen, dass hier und da im Haus oder Garten Dieses oder Jenes getan werden muss und sie dann in den Baumarkt rennen. Auch könnte es durch die gesparte Fahrtzeit / vermehrte Freizeit zu vermehrtem Shopping kommen.

Unter'm Strich würde ich persönlich den Einfluß des "nach Corona Homeoffice" auf das Geschäft von Defama nicht zu groß sehen. Nach meinem Eindruck sind die Defama-Mieter für die Zukunft gut gerüstet. Eine Absicherung durch bessere Konjunktur braucht Defama somit gar nicht. ;)

Einen viel größeren Einfluß sehe ich durch die Gesamt-Konjunktur. Als Export-Nation hängen wir stark an der Weltwirtschaft. Kommen wir in den wichtigen Märkten nicht wieder auf Spur, dann wird es auch bei uns eine höhere Arbeitslosigkeit geben. Somit weniger Geld für den Konsum und somit im Schnitt zumindest weniger Umsatz bei den teuren / hochmargigeren Produkten. Trotzdem würde ich auch hier keinen so gravieenden Einfluss auf Defama sehen. Schließen wird dadurch meiner Einschätzung nach keines der Defama-(Lebensmittel-)Objekte. Und selbst wenn, dann würde Defama dieses Objekt vermutlich an einen seiner anderen Mieter vermieten können ("Hey X, Y hat in Z-Hausen dicht gemacht. Hast Du nicht Interesse, den Standort mit Deinem Markt zu übernehmen?"). Letztendlich blieben selbst in diesem Szenario sicherlich Einnahmeausfälle, aber auf Lange Sicht gesehen wird man diese Delle vermutlich kaum bemerken.

Relevanter würde ich die Mietpreisentwicklung sehen. Flieht das Geld bei längerer Konjunkturschwäche in (oder aus?) Immobilien? Und wie wirkt sich das speziell bei Gewerbeimmobilien aus? Steigen die Mieten sogar, weil die anderen Gewerbevermieter auch die Mieten erhöhen? Oder fallen sie, weil die Mieter im Schnitt nicht mehr soviel zahlen können?

Soweit meine persönliche Einschätzungen und Fragen zu dem Thema. Die Fragen sind wie schon erwähnt bitte als solche zu sehen. Ich will mit den Fragestellungen nicht bereits die Antwort implizieren!
 
aus der Diskussion: DEFAMA, ein sich entwickelndes Immobilienjuwel?
Autor (Datum des Eintrages): 95Prozent-Trader  (07.06.20 13:04:39)
Beitrag: 1,797 von 3,820 (ID:63931195)
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