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[posting]64182592[/posting]
Zitat von Zorro987: Euer Hauptanspruchsgegner befindet sich im Regelinsolvenzverfahren und die verantwortlichen Personen im Hause Wirecard sind nicht ausreichend solvent. Andreas Loetscher, Martin Dahmen und der Rest bei EY haben all die Jahre beide Augen sicherlich ganz kräftig verschlossen, aber nicht auf Wirecardsche Täuschungsabsichten abstellbare Pflichtverletzungen oder gar eine Kenntnis von all den Vorgängen werdet ihr EY niemals nachweisen können (oder habt ihr da etwa interne Dokumente?). Mit Frank Stahl und Friedrich Wamsler von Baker Tilly verhält sich das ebenso. Frank Stahl war an dem ganzen betrügerischen Konstrukt schon beteiligt, als Wirecard noch durch den Abschlussprüfer RP RICHTER geprüft wurde. Auch gegen Dr. Matthias Terlau und Konsorten von Osborne Clarke, die hier massiv involviert sind, werdet ihr nichts unternehmen.

Alles, was ihr hier machen könnt, ist, etwas aus euren Fehlern zu lernen. Mit der FT hatte euch eines der renommiertesten Wirtschaftsmagazine der Welt über sehr viele Vorgänge im Hause Wirecard en détail informiert. Es hätte euch nur ein paar Minuten Arbeit gekostet, in den Jahresberichten von Wirecard festzustellen, dass der Löwengewinn von der massiv umstrittenen cardSystems Middle East FZ-LLC stammt und Wirecard merkwürdigerweise so gut wie nichts mitteilt, was dieses Unternehmen eigentlich konkret macht und wer dessen Kunden sind. Ihr habt hier also entweder mit sehr grober Fahrlässigkeit oder sogar mit Vorsatz in eine Black-Box investiert. Auch der Zatarra-Report hat euch in äußerst detaillierter Weise aufgezeigt, was dieses Unternehmen so treibt. Hier kostet es ebenfalls nur ein paar Minuten Recherche, dass die von Wirecard gezahlten 340 Mio. € in absolut wertlose Klitschen (iCashcard und Smartshop) eines Betrügers geflossen sind und die Zahlung vollkommen intransparent irgendwo in Mauritius gelandet ist. Lustigerweise wusste man bei Wirecard bei einer solch hohen Summe nicht so recht, wem man das Geld gegeben hat. Glaubhaft? Da hätte einem auffallen müssen, dass der Vorstand entweder vollkommen unfähig ist oder aber betrügt. Dass im Hause Wirecard andauernd sämtliche Belege fehlen oder allenfalls zweifelhafte Kopien vorhanden sind, hat euch KPMG überdeutlich aufgezeigt. Die mehrfache Verschiebung des Jahresabschlusses 2019 war dann das letzte Warnsignal (oder ist so etwas bei irgendeinem anderen Unternehmen normal?). Ihr seid hier mit absolutem Vorsatz bei eurem Investment über derart viele red flags gegangen. Warum investiert ihr ausgerechnet in eine Firma, gegen die schon seit 2008 öffentlich immer und immer wieder massive Vorwürfe erhoben wurden, wenn es doch so viele andere schöne Unternehmen aus dem Payment-Sektor gibt, wo es noch nie irgendeine Meldung dieser Art gab?

Zu glauben, man wäre als Kleinanleger so viel schlauer als die Hedgefonds, die Milliarden gegen Wirecard gesetzt haben, ist auch nicht sonderlich schlau. Jeder weiß, dass die Hedgefonds ihr Geschäft nun mal verdammt gut verstehen. Die extrem hohe Shortquote bei Wirecard hätte euch extrem zu denken geben müssen. Kleinere Anteile an leerverkauften Aktien sind sicher nichts Ungewöhnliches, aber wenn so viele verschiedene Finanzprofis derart hohe Wetten gegen ein Unternehmen eingehen, dann kann man sich ziemlich sicher sein, dass hier definitiv etwas faul sein muss. Seid den Leerverkäufern dankbar für ihr Tun, schließlich haben sie euch vor noch höheren Verlusten bewahrt. Ohne sie wäre die Aktie wahrscheinlich schon auf 300 € hochgejubelt worden.

Die Rolle von Burkhard Ley habt ihr auch nicht hinterfragt. Habt ihr euch sein vorheriges Wirken bei der Kirch New Media AG angesehen? Warum nur ist der gute Mann aus eigenen Stücken aus dem Vorstand von Wirecard ausgeschieden? Er hatte nach dem Auftreten der Shortseller bewusst ein wenig gewartet und die Vorkommnisse weiter vertuscht, ehe er letztlich gegangen ist, da man ihm einen sofortigen Rücktritt wohl ein wenig als Eingeständnis auslegen hätte können. Wenn derartige Vorwürfe auf dem Tisch liegen und der CFO dann urplötzlich das Handtuch schmeißt - normal? Warum nur hat Wirecard den gesamten Vorstand ausschließlich mit Eigengewächsen besetzt? Und habt ihr euch die Leute mal ein wenig angesehen und euch gefragt, ob ihr diese gerne kennen oder vielleicht sogar Geschäfte mit ihnen machen würdet? Mit Dr. Braun, mit Marsalek?

Habt ihr euch außerdem mal die Leute im Aufsichtsrat genauer angeschaut? Seid ihr nach Durchsicht der Lebensläufe dieser Personen wirklich zum Schluss gelangt, dass diese Besetzung ein Organ bildet, das in der Lage ist, einen so komplexen Konzern wirksam zu kontrollieren?

Ihr habt euch entweder in keiner Weise mit eurem Investment beschäftigt oder aber habt womöglich sogar vorsätzlich gehofft, dass Wirecard seine Kritiker schon irgendwie mundtot kriegen wird und der ganze Betrug nicht auffliegt. Wer darauf steht, kann bei einer solchen Firma ja mit kleinem Geld ein wenig mitzocken. Wenn es anschließend weg ist, sollte sich aber keiner beschweren.

Das Gute an dem Fall ist: Ihr könnt unglaublich viel daraus lernen. Fragt euch nochmal, was hier alles dazu geführt hat, dass ihr mit eurer Investmententscheidung so falsch lagt. Künftig könnt ihr es dann umso besser machen. Das ist das einzig Sinnvolle.

Meldet eure Ansprüche doch einfach irgendeinem Prozessfinanzierer, der gegen EY und vielleicht weitere Dritte vorgeht. Kostet euch genau fünf Minuten und es gibt nichts zu verlieren. Anschließend macht ihr einen Haken hinter die Geschichte, wartet einfach ab, was weiter passiert, und genießt euer Leben. Ich fürchte aber, dass es viel zu viele geben wird, die diesen Thread nun die nächsten Jahre über auf hunderte Seiten aufblasen, sich dabei nur im Kreis drehen und ihre Lebenszeit damit vergeuden werden. Wer das gerne tun möchte, dem sei das natürlich unbenommen.



Jeder Satz von Dir trifft genau ins Schwarze. Absolut zutreffend. Niemand ist hier von den Ereignissen überrollt worden. Ich bin kurz vor dem KPMG-Bericht hier eingestiegen, aber hätte sofort wieder rausgehen müssen, denn dieser Bericht bestand nur aus Warnungen, die ich auch registriert und in diesem Thread formuliert habe.

Das eigentliche Problem ist diese verschworene Gemeinschaft im WO-Forum. Ich denke da weniger an die Raketenfraktion, die mich nur abgestoßen hat. Hier gab es sehr sachkundige und eloquente User, die mich dann irgendwann davon überzeugt haben, dass alles gut geht. Wider besseren Wissens.

Das ist ein psychologischer Prozess, den man erst mitbekommt, wenn es zu spät ist.

Deshalb mein Rat: Wenn man selbst schon Bedenken hat, dann niemals länger in einem Aktienforum verweilen. NIEEEEEMALS.

Ich kann die Schuld oder Mitschuld der BaFin oder von EY nicht beurteilen.

Aber mein eigenes Versagen, das kann ich ganz klar erkennen.
 
aus der Diskussion: Rechtliche Schritte gegen Wirecard / AR / EY ?
Autor (Datum des Eintrages): sebaldo  (28.06.20 21:16:08)
Beitrag: 239 von 1,341 (ID:64214041)
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