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Guten Morgen zusammen!

Nachdem in den vergangenen Posts (auch unter Einblendung des Interviews von Warren Buffet) häufig das Argument kam, Bitcoin hätte einen inneren Wert von 0, möchte ich als jemand der täglich mit Bewertung zu tun hat, ein paar Anregungen liefern.

Völlig korrekt ist das Argument, dass Bitcoin keine laufenden Erträge generiert, deren Diskontierung zu einem (Ertrags)Wert dieses Assets führen würden. In dieser Hinsicht ähnelt Bitcoin aber auch klassischem Fiat-Geld, welches - sofern es nicht zur Investition in Kredite, Anleihen, Wertpapieren etc. eingesetzt wird - per se zunächst auch nur ertragsloses Papier ohne inneren Wert ist.

Von einem wertlosen Investment zu sprechen, halte ich jedoch für ungeeignet. Der Wert des Bitcoin resultiert aus dessen Akzeptanz als Tauschmittel. Analog zu unserem Fiat-Geld resultiert der Wert auch hierbei nur daraus, dass Marktteilnehmer dieses (Bitcoin oder Fiat) als Gegenleistung für erbrachte Arbeits- oder Dienstleistungen akzeptieren und auch die Gegenparteien bei erneutem Erhalt von Bitcoin oder Fiat dafür wieder Waren oder Dienstleistungen bereitstellen.

Wie hoch der theoretische Wert eines solchen Tauschobjekts sein kann, lässt sich an einem Extrembeispiel zeigen. Angenommen (und ich merke gleich an, dass dies absolut hypothetisch ist und ich keinesfalls erwarte, dass es dazu kommt) Bitcoin würde irgendwann das einzige Zahlungsmittel bzw. Tauschmedium auf diesem Planeten sein. Dann müsste logischerweise der gesamte Wert aller Güter und Dienstleistungen dieses Planeten auf diese 21 Millionen Coins allokiert werden - oder mit anderen Worten jeder Bitcoin wäre 1/21 Millionstel des Werts der Güter/Dienstleistungen dieses Planeten.

In diesem Punkt ist er dem beliebig vervielfältigbarem Fiat-Geld sogar überlegen, da Besitzer von Bitcoin (sofern dieser weiter als Tauschmittel akzeptiert wird) einen zeitkonstanten und immer gleichbleibenden Anteil an diesem Tauschmittel behalten, während bekannterweise niemand sagen kann, welche Kaufkraft z. B. 100 Euro in 30 Jahren besitzen (tendenziell natürlich weniger als heute). Im vorher skizzierten Extrembeispiel würde der Halter von Bitcoin hingegen Werterhalt oder gar Wertsteigerung erleben, da in einem Szenario mit steigendem globalem GDP sein zeitkonstanter Anteil ceteris paribus wertvoller wird.

Zusammenfassend speist sich der Wert von Bitcoin damit aus der Hoffnung, dass es langfristig ein zunehmend akzeptiertes Tausch- oder Wertaufbewahrungsmedium wird - dabei ist natürlich auch davon auszugehen, dass der Wert auf 0 sinkt, wenn die Akzeptanz dafür verloren geht. Die auch öfter genannten hohen Energieaufwendungen der Miner sichern dabei die Stabilität und das Vertrauen in das Netzwerk, auch wenn man zugegebenermaßen umwelttechnisches Aspekte als Kritik einbringen kann.
 
aus der Diskussion: Bitcoin oder doch Shitcoin?!
Autor (Datum des Eintrages): LongTermForever  (10.07.20 09:59:56)
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