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Die Zeichen stehen auf Rettung

Von Klaus Veit

Frankfurt (fnp) Es sieht so aus, als ob die Frankfurter Eintracht wieder einmal in letzter Minute den Lizenzentzug verhindern konnte. Der Fußball-Zweitligist scheint über das Wochenende die noch fehlenden Zusagen erhalten zu haben, um der Deutschen Fußball-Liga (DFL) die geforderten 11,5 Millionen Euro nachweisen zu können. Spätestens um 16 Uhr muss Thomas Pröckl, Finanzvorstand der Eintracht Frankfurt Fußball AG, im Büro der DFL in der Otto-Fleck-Schneise die Unterlagen auf den Schreibtisch legen. Wenn nicht, ist die Lizenz für die kommende Spielzeit futsch und Frankfurt wird höchstens noch in der Regionalliga vertreten sein.

Der Plan der Eintracht, einen neuen Investor zu finden, ist zwar nicht aufgegangen, doch konnten die noch fehlenden knapp vier Millionen Euro anscheinend mit Hilfe verschiedener Firmen und Privatpersonen aufgebracht werden. Offiziell wollte dies allerdings noch niemand bestätigen. Zu groß war der Schock Mitte vergangener Woche, als die Nord LB in letzter Sekunde ihre Zusage rückgängig gemacht hatte, nicht als Investor einstieg und damit fast alle Rettungsversuche gescheitert wären.

Die Rettung wird heute auch ein Wettlauf mit der Zeit, Da müssen Bürgschaften ausgestellt und Blitzüberweisungen veranlasst werden. Um 13 Uhr sollen dann alle Unterlagen ein letztes Mal überprüft werden. Denn auch da ist die Eintracht ein gebranntes Kind: Als vor zwei Jahren Octagon ebenfalls in letzter Minute gefunden wurde und den Club mit einer Bürgschaft rettete, war diese zunächst von der Bank falsch ausgestellt worden. Durch einen Zahlendreher hätte die Eintracht statt 19,2 Millionen Mark damals beinahe nur 12,9 Millionen erhalten.

Trotz diverser Unwägbarkeiten gab sich der Aufsichtsratsvorsitzende Volker Sparmann, der im Gegensatz zu Vereinspräsident Peter Fischer in den vergangenen Tagen und Wochen die Hauptarbeit geleistet hatte, optimistisch: „Wir werden unser Ziel erreichen, aber die zugesagten Gelder können eben erst an diesem Montag fließen.“ Sollte die Rettung wie erwartet gelingen, könnten neben der Eintracht und ihren Fans auch die Politiker im Frankfurter Römer und in der Landeshauptstadt Wiesbaden aufatmen. Denn der ebenfalls heute beginnende Neubau des Waldstadions wird derzeit nur aus Steuergeldern finanziert. Ein Betreiber, der sich am Bau beteiligt, kann aber nur gefunden werden, wenn die Eintracht zumindest in der 2. Fußball-Bundesliga spielt und damit gewährleistet ist, dass die Arena auch künftig regelmäßig genutzt wird.

Vor diesem Hintergrund hatte die Stadt noch am Freitag beschlossen, der Eintracht die Stadionmiete für ein Jahr zu stunden, was ihr eine Erleichterung von 800000 Euro einbrachte. Ein zukünftiger Betreiber wiederum könnte in Zukunft gleichzeitig als Partner und Geldgeber bei der Eintracht einsteigen. Deshalb hatte Sparmann immer wieder darauf hingewiesen, dass die zuletzt noch fehlenden Gelder lediglich als Überbrückungsfinanzierung benötigt würden.

Unabhängig vom Ausgang des Überlebenskampfes kündigte Sparmann „personelle und strukturelle Konsequenzen“ an. Denn ihm ist klar, dass die Eintracht nicht noch einmal auf eine Last-Minute-Rettung hoffen darf. Einer Sonntagszeitung sagte der Aufsichtsratschef, dass es bei Eintracht Frankfurt „unheimlich viele Schwätzer“ gebe. Man würde sich einsetzen für Leute, „die früher alles versaut“ hätten. Der viel Zeit und viele Nerven kostende Kampf der letzten Wochen sei für ihn auch eine knallharte persönliche Erfahrung: „Für jeden, der eine Diva wie die Eintracht sanieren will, spiegelt sich in unserer kleinen Eintracht das ganze Spektrum der Gesellschaft wider – vom seriösen Geschäftsmann bis hin zum Kleinkriminellen.“
 
aus der Diskussion: EINTRACHT FRANKFURT-NUR NOCH 28 STUNDEN ?
Autor (Datum des Eintrages): BOERSENMOSES  (17.06.02 13:33:44)
Beitrag: 8 von 8 (ID:6654622)
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