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Mal eine andere Meinung als die der Berenberg Bank


GBC: MLP "verkaufen"
++ Finanzvorstand dringend gesucht ++

von Marcus Blask

Die MLP AG ist in Europa bisher führend im Private Finance für Akademiker. Zu den Kunden gehören Führungskräfte aus Wirtschaft und Technik, Ingenieure, IT-Spezialisten, Freiberufler und Selbständige, Juristen, Mediziner und Pharmazeuten. Geschäftsstellen befinden sich an fast allen Hochschulstandorten Deutschlands, Österreichs, der Schweiz und den Niederlanden. Ab dem Zeitpunkt des Berufsstarts und in allen weiteren Lebensphasen bietet MLP seinen Kunden Beratung zu allen Fragen der privaten Absicherung und Vorsorge. MLP-Berater betreuen ihre Kunden auch in allen wirtschaftlichen Belangen: Beim Sparen sowie bei der Geldanlage, bei Immobilienfinanzierungen und Existenzgründungen sowie der Vermögensplanung und -verwaltung bieten sie maßgeschneiderte Konzepte. Das Netz von rund 348 Geschäftsstellen, von denen sich mittlerweile 36 im europäischen Ausland befinden, soll in den nächsten Jahren noch erweitert und damit die Kundennähe speziell im Ausland weiter intensiviert werden. MLP beschäftigte bis Ende März etwa 2.730 Financial Consultants und etwa 1.370 Back-Office Mitarbeiter. Der Holding-Konzern konnte Anfang April 2002 auf rund 477.000 Kunden verweisen.

Die Gesellschaft hat unlängst eine Kapitalerhöhung von zusätzlich 29,4 Millionen Aktien durchgesetzt. Vorstandschef Termühlen und Aufsichtsratschef Manfred Lautenschläger gehören nun etwa 47 Prozent aller Aktien des Unternehmens. Im Streubesitz befinden sich lediglich 43 Prozent der Aktien, 10 Prozent halten die Mitarbeiter. Für einen Dax-Wert eine einmalige Situation, dass zwei wesentliche Insider 47 Prozent des Unternehmens besitzen. Dies erklärt auch den wenig rühmlichen Auftritt der beiden MLP-Persönlichkeiten auf der Hauptversammlung vor wenigen Tagen, die sich wie die Alleineigentümer des gesamten Unternehmens verhalten haben. Speziell der Umstand, dass Fragen von Aktionärsschützern aus Prinzip nicht mehr beantwortet wurden, zeigt, welchen Stellenwert der „Shareholder value“ bei diesem Unternehmen genießt. Auch die Bestätigung der komplizierten MLP-Bilanzierungspraxis durch einen Wirtschaftswissenschaftler, der selbst MLP-Aktien hält, untermauert unsere Einschätzung zum Unternehmen.
Um zukünftig Ungereimtheiten im Controlling und in der Bilanzierung zu vermeiden, sucht MLP nun endlich einen Finanzvorstand. Bisher war dieser Posten nicht eigens besetzt. Eigentlich kaum zu glauben, für ein im Dax notiertes Unternehmen.

GBC: MLP "verkaufen"
++ Kursziel: 25 Euro ++

Die nun durchgesetzte Kapitalerhöhung verwässert den erwarteten Gewinn je Aktie um mehr als 37 Prozent, zumal auch ohne diese Kapitalerhöhung die Aktie nicht billig ist. Das Markkapitalisierungs-/Umsatzverhältnis liegt bei 2,36. Das KGV liegt inklusive Kapitalerhöhung für 2002 bei fast 40. Wir gehen mit Berücksichtigung dieser Kapitalerhöhung, an der eigentlich nur Termühlen & Co verdient haben, von einem Gewinn je Aktie für 2002 und 2003 von 0,97 beziehungsweise 1,27 Euro aus.

In den vergangenen Tagen wurde deutlich, dass die Aktie von größeren Adressen am Markt gestützt werden sollte – wenn auch vergeblich. Dafür sprechen auch die ausgegebenen Kursziele von renommierten Bankhäusern, welche die Aktie auf Jahressicht bei 79 bis 100 Euro sehen. Betrachtet man die langfristig abnehmenden Umsatzwachstumsraten von MLP, die Probleme mit dem jungen Auslandsgeschäft und die aufkommende starke inländische und ausländische Konkurrenz (man denke hier vor allem an die Neuausrichtung vieler Direktbanken in Richtung Altersvorsorge, Versicherungen, oder an den Zusammenschluss von AWD und Tecis). Außerdem ist das Geschäftsstellennetz innerhalb Deutschlands mittlerweile so eng, dass in manchen Hochschulstätten schon mehr als drei Geschäftsstellen vorhanden sind. Hier findet aktuell schon eine Art Kannibalismus unter den Mitarbeitern von MLP statt, denn ein Student kann nicht gleichzeitig von mehr als einem Berater betreut werden. Schließlich wird durch die Geschäftsstellenzunahme die Zahl der potenziellen Kunden auch nicht schneller wachsen.

Wir gehen davon aus, dass sich der Zuwachs an Neukunden langsam abschwächen wird. Letztendlich stellen die von einigen Banken genannten Kursziele eher reines Wunschdenken dar, dass jeden Aktionär in die Irre führt. Wir sehen in den nächsten drei Monaten ein Rückschlagspotenzial bis auf etwa 25 Euro. Auf ein Jahr geben wir an Hand unseres Unternehmensbewertungsmodells ein Kursziel von bestenfalls 36 Euro aus. Wohlgemerkt alles unter der Prämisse, dass die aktuellen Gegebenheiten die gleichen bleiben und keine weiteren Hiobsbotschaften drohen.


Marcus Blask ist Analyst bei German Business Concepts – dem Researchhaus für Nebenwerte.

Gruss, Piano
 
aus der Diskussion: MLP Negativpresse im Aufwind
Autor (Datum des Eintrages): Pianocashman  (17.06.02 23:14:46)
Beitrag: 31 von 52 (ID:6659259)
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