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Montag 17. Juni 2002, 16:42 Uhr
Tommorrow Focus schließt verzögerte schwarze Zahlen nicht aus

Das defizitäre Internet-Unternehmen Tomorrow Focus hat wegen anhaltender Marktflaute nicht ausgeschlossen, dass die Gesellschaft die Gewinnschwelle möglicherweise nicht wie geplant schon im kommenden Jahr erreichen wird.
Das am Neuen Markt gelistete Unternehmen plane zwar weiterhin im nächsten Jahr vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (Ebitda) schwarze Zahlen zu schreiben, die Gewinnschwelle könnte aber unter ungünstigen Umständen erst später erreicht werden, sagte Finanzvorstand Enrico Just auf der Hauptversammlung am Montag in München. Für das Jahr 2001 hatte Tomorrow Focus einen operativen Verlust von 53,3 Millionen Euro ausgewiesen.

Das erste Quartal 2002 sei zwar gut ausgefallen. Das Unternehmen sei aber davon ausgegangen, dass sich die Konjunktur im dritten Quartal deutlich erholen werde. "Wir planen im dritten und vierten Quartal mit steigenden Werbebudgets, können jedoch nicht ausschließen, dass sich der Aufschwung zögerlicher gestaltet", sagte Just. "Das kann sich auf unseren Gesamtjahresumsatz- und ergebnis auswirken."

Tomorrow Focus ließ sich außerdem von den Aktionären bis zu knapp 3,9 Millionen Euro Kapital zum Rückkauf eigener Aktien genehmigen. Die Anleger des zur Mehrheit von den Verlagshäusern Burda und Milchstraße gehaltenen Unternehmens stimmten außerdem einem Aktienoptionsprogramm für die Mitarbeiter zu. Bis zum Jahresende soll die Beschäftigtenzahl auf 340 von über 500 sinken.

Aktionärsvertreter kritisierten das Ende der noch von Focus Digital initiierten Internet-Suchmaschine "Netguide". "Hier wurden 6,9 Millionen Euro verbraten, für ein Projekt, das nicht gut war", sagte Christoph Öfele von der Schutzgemeinschaft deutscher Kleinaktionäre (SdK).

Für die Zukunft setzt Tomorrow Focus Vorstandschef Jörg Bueroße zufolge auf die vom Bauer Verlag übernommene deutsche Ausgabe des Männermagazins "Playboy". Das Heft erscheint ab 2003 im Focus Magazin Verlag und bei Tomorrow Focus, beide halten jeweils 50 Prozent. Bueroße kündigte an, das Magazin werde nach einem Jahr profitabel sein. Die Inhalte der gedruckten Ausgabe würden stark mit dem Online-Angebot verknüpft, an denen Tomorrow Focus bereits seit 2001 die deutschen Rechte hält, und würden so auch in den kostenpflichtigen Bereichen des Webangebots für Umsätze sorgen, sagte der Vorstandschef.

Die Kleinaktionärin Beate Sander, die sich als Bestsellerautorin von Finanztiteln den rund 250 Anteilseignern vorstellte, regte im Zusammenhang mit der Playboylizenz an, auch "anspruchsvolle Erotik für Damen" anzubieten. Bueroße entgegnete, im Bildbereich des Playboys werde es solche Angebote nicht geben. Allerdings soll das Männermagazin auch für Frauen interessanter werden, "so dass auch die Partnerin den Playboy lesen kann".

Tim meint:
Endlich gibt Tom Focus zu, was hier im Board schon lange gesagt wird. Der Weg zur Prifitabilität ist lang und ungewiß.

100 Punkte für Herrn Just und seine offenen Worte.
 
aus der Diskussion: Gewinnwarnung Tomorrow Focus - 2003 auch nicht profitabel?
Autor (Datum des Eintrages): timt39  (18.06.02 09:19:00)
Beitrag: 1 von 4 (ID:6660847)
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