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Was jetzt kommt, ist angeblich unrealistisch. Zumindest finden das einige bürgerliche Frauen, weil sie Romane mit Titeln wie "Huren küssen besser" oder Kurzgeschichten von ehemaligen Huren gelesen haben.
Was ist Eure Meinung?

Hier die Fortsetzung:


Als sie die Treppe hochging, hielt sie sich am Geländer fest.
„Mein Zimmer ist in der 2.Etage“, sagte sie ein bischen atemlos.
Oben angekommen schlurfte sie über die zerkratzten Steinfliesen, daß ihre spitzen Metall-Absätze sich wie ein abgebrochenes Stück Kreide auf einer Schultafel anhörten. Ich bekam Zahnschmerzen.
„Du bist wohl mit diesen Dingern noch nicht oft gelaufen, was?“, fragte ich ärgerlich.
„Doch“, sagte sie. „Aber ich habe heute auch schon viel gearbeitet.“
„Ach, müde, was?“, fragte ich mit unvermindertem Ärger.
Sie blickte über die Schulter und sah mich an, als sei ich geistig zurückgeblieben. Ich mußte wegsehen, um mich nicht noch mehr zu ärgern. Dabei guckte ich in die Richtung, aus der ich seltsame Geräusche hörte. Im Nebengang hockte ein nackter Mann auf allen Vieren und eine in Schwarz gekleidete Frau haute ihm auf den Hintern. Ich glaubte nicht, was ich sah. Nun bekam er auch noch ein Zäpfchen.
„Was ist denn da los?“, fragte ich.
„Ach, guck einfach nicht hin“, sagte meine Führerin.
„Ist das hier ein Irrenhaus?“, fragte ich.
„Wir tun hier nur unseren Job“, sagte sie.
Als sie vor einer Tür stehenblieb, um sie aufzuschließen, packte ich ihr an die Kiste.
„Du hast kalte Hände“, sagte sie, und schlug meine Hand fort. „Die mußt du gleich erstmal unter warmes Wasser halten.“
Ich faßte nochmal hin.
„Ich spüre schon, wie sie wärmer werden“, sagte ich.
Erneut schlug sie meine Hand weg, und zwar diesmal mit noch mehr Entschiedenheit.
„Das kostet extra“, sagte sie.
„Ich bin noch Schüler“, protestierte ich.
„Hier gibt es nur Einheitspreise“, sagte sie, „und gleich gibt es einen Verweis!“

Sie mußte zu mir hochsehen, um mir in die Augen zu sehen. Von der Straße aus hatte sie größer gewirkt. Vielleicht erwähnte ich schon, daß man auf der Straße ungefähr 30 Zentimeter niedriger als die Frauen in den Schaufenstern stand. Ich hoffte, daß sie bloß ihre hochhackigen Stiefel anbehielt, denn ich wollte lieber garnicht wissen, wie klein sie erstmal ohne diese war.

Das Zimmer war klein. Es hatte einen Spülstein und ein verhängtes Fenster zur Straße hin. Außerdem enthielt es ein großes Bett, ein Nachtschränkchen, einen Kleiderschrank, einen kleinen Tisch und zwei Sessel.
Ich hielt Ausschau, ob in einer der Wände ein Guckloch war, wie es mir meine Kumpel von Amsterdam berichtet hatten. Stattdessen sah ich, daß an den Wänden Peitschen und Korsette hingen, und daß auf dem Nachtschränkchen allerlei teilweise exotische Spielzeuge und auf dem Tisch Hochglanz-Sex-Hefte lagen.
„Geld her“, sagte sie.
Ich sah sie an. Wegen ihres Tons guckte ich erstmal, ob sie eine Waffe trug.
„Kein Geld, keine Leistung“, sagte sie. Dann schloß sie hinter uns ab.
Ich bezahlte. Wenn meine Oma mich fragte, was ich mir von meinem Geburtstagsgeld gekauft hatte, würde ich sie anschwindeln müssen.
„Okay“, sagte sie. „Zieh dich aus.“
Sie öffnete den Schrank und packte das Geld in eine Kassette.
Ich zog mein Hemd aus.
„Nicht schlecht“, sagte sie. Dann streichelte sie meine Schultern und meine Brustmuskeln, als sei sie es, die für diese Begegnung bezahlt hätte.
„Danke“, sagte ich.
„Zieh die Hose aus und leg dich auf´s Bett“, sagte sie. „Ich muß erst noch ein Geschäft erledigen.“

„Du willst mich hier allein lassen?“, fragte ich zögernd.
„Ach was“, sagte sie. „Das erledige ich immer hier. Hab keine Lust, unnötig zu laufen.“
Ich ließ die Hose sacken und legte mich auf das Bett. Irgendwas unter den schätzungsweise zwanzig Lagen Handtüchern roch stark nach Fisch.
Sie schleuderte ihre Stiefel von sich. Erst sah ich die Cellulite an ihren Oberschenkeln und dann die grauen Bundeswehrstrümpfe an ihren Füßen. Als der zweite Stiefel neben dem Nachtschränkchen landete, hörte ich ein leises Jaulen.
„Oh“, sagte sie, „du Armer!“
Mit gesenktem Kopf und eingekniffenem Schwanz sah ich eine kleinen Hund auf sie zulaufen. Sie streichelte ihn hinter den Ohren, gab ihm was zu fressen, zog Holzpantinen an, drehte mir den Rücken zu und setzte sich auf einen von zwei Papierkörben.
„Was machst du denn jetzt?“, fragte ich erschrocken.
„Hab ich doch eben schon gesagt. Ich habe keine Zeit, hier unnötig rumzulaufen.“
Ich hörte es plätschern. Wenig später kippte sie den Korb über dem Spülstein aus und machte sich mit Papier-Handtüchern sauber.
Schließlich kam sie mit klappernden Holzpantinen auf mich zu. Ich raffte erst garnicht, wie nah sie schon war, weil sie noch so klein aussah.
„Was machst du denn da?“, fragte sie ärgerlich.
„Wie- was mache ich da!“
„Du hast den ganzen Bezug durcheinander gebracht“, schimpfte sie.
„Wat?“
„Steh mal auf!“
Ich erhob mich. Sie stellte sich neben mich und ordnete die obersten Schichten der Tücher über dem Fischgrab. „Sein Name war Willi Wühlmaus“, murmelte sie ärgerlich. Mit der Beflissenheit einer sehr ordentlichen Hausfrau zog sie die Tücher absolut gerade.
„So, jetzt leg dich wieder hin!“, sagte sie. „Aber ordentlich!“

Ich legte mich wieder hin. Allmählich hatte ich keine richtige Lust mehr. Das sah man auch. Aber in „Wirtschafts- und Soziallehre“ hatte ich gelernt, daß man, wenn man etwas kaufte, nicht nur die Pflicht zum Bezahlen, sondern auch die Pflicht zur Abnahme hatte. Also griff ich an mir nach unten, um den schlechten Eindruck, den ich soeben machte, etwas zu korrigieren.
„Hand weg!“, befahl sie und schlug mir auf die Finger.
„Sei doch froh, wenn ich dir helfe“, knurrte ich.
„Das ist meine Arbeit“, sagte sie. „Und sobald du hier drin bist und bezahlt hast, gehört das Ding mir und du läßt deine Finger davon, verstanden?“
„Aha“, sagte ich. Inzwischen wollte ich die Sache nur noch hinter mich bringen. Ich schloß die Augen und ließ es über mich ergehen, wie sie das Kondom aufzog, wobei sie an mir herumzerrte. Als ich die Augen wieder öffnete, saß sie auf mir drauf und produzierte ein absolut unechtes Stöhnen, das so schlecht gespielt war, daß es mich abstieß. Immerhin, wenn ich so dalag und zu ihr hochsah, wirkte sie aus dieser Perspektive etwas größer. Ich streckte meine Hände nach ihrer Oberweite aus.
„Finger weg!“, schimpfte sie. „Das kostet extra!“
Sie hielt inne.
„Schon gut“, sagte ich. Dann schloß ich die Augen wieder und dachte an eine ganz andere Frau. Auf diese Weise konnte ich der Situation doch noch etwas abgewinnen. Dummerweise murmelte ich dann aber auch den Namen dieser anderen Frau.
„Was hast du gesagt?“, fragte sie zornig.

Erneut hielt sie inne.
„Häh?“
„Das ist nicht mein Name!“
„Nein? Wie heißt du denn?“
„Das geht dich nichts an!“, fauchte sie.
„Und warum darf ich dich dann nicht nennen, wie ich will?“
Sie schnaubte und dachte sichtlich nach.
„Nenn mich Baccara“, sagte sie dann.
„Okay“, sagte ich.
„Und den anderen Namen will ich nicht mehr hören!“
„Okay“, sagte ich.
„Unverschämtheit“, murmelte sie.
Endlich machte sie weiter.
Ich weiß nicht, warum ich später immer wieder hierhin kam, aber ich stellte fest, daß diese Frauen in einer Hinsicht alle gleich und irgendwie ein bischen schizophren waren. Einerseits taten sie nichts umsonst, widmeten einem nur soviel Zeit wie unbedingt nötig und versuchten dabei möglichst viel Geld aus einem herauszuschlagen, aber andererseits waren sie stinksauer oder sogar verletzt, wenn man durchblicken ließ, daß einem irgendeine andere Frau besser gefallen würde.

Ich schloß meine Augen und dachte wieder an eine Frau. Sonst hätte ich die Sache nicht zuende bringen können. Als die Hure merkte, daß der Job beendet war, sah sie mich erst prüfend und dann ein bischen verächtlich an, ehe sie aufstand.
Sie sah an mir runter.
„Du hast wohl schon eine ganze Weile keine Frau mehr... getroffen“, sagte sie.
„Woran siehst du das?“, fragte ich.
„Blöde Frage“, sagte sie. Schließlich ging sie zum Spülstein und holte mir ein Papierhandtuch. Sie reichte es mir mit spitzen Fingern.
„Hier, mach es selber ab“, sagte sie. "Und dann wirf das ganze in den Papierkorb, wo schon die anderen drin sind!" Erneut lief sie mit den klappernden Pantinen zum Spülstein. Dort schmierte sie sich Salbe auf ihre Orangenhaut.
Knapp zehn Minuten später stand ich wieder auf der Straße. Ich ging sofort zum Bahnhof. Auf dem Weg dorthin hielt ich den Kopf gesenkt, vermied jeglichen Blickkontakt und hielt zu jedem anderen Menschen mindestens fünf Meter Abstand.

Wieder zuhause ging ich erst einmal ins Fitness-Studio, zog Stefan beiseite, und fragte ihn, warum genau er mir empfohlen hatte, in einen Puff zu gehen.
"Was habe ich?", fragte er.
"Du hast gesagt, ich sollte..."
"Sowas würde ich nie sagen", unterbrach er mich. "Blödsinn!"
Er riß sich los.
Wenig später wechselte der Inhaber.
Ich freute mich.


(Eine Fortsetzung folgt nur, wenn mindestens ein halbes Dutzend Leute sowas bestellen und ich nicht wegen "Verstoß gegen gute Sitten" o.ä. gesperrt werde!)

:rolleyes:
 
aus der Diskussion: Meine Frauen und meine Aktien
Autor (Datum des Eintrages): Wolfsbane  (25.08.02 11:13:25)
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