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Dollar zeigt vor dem Terror-Jahrestag Stärke

10. Sep. 2002 Die Angst vor neuen Anschlägen anlässlich des bevorstehenden Jahrestages des 11. September hat am Dienstag für starke Zurückhaltung am Devisenmarkt gesorgt. Bei umsatzschwachem Handel hätten zeitweise schon kleinere Dollar-Kaufaufträge einiger Investmentbanken vergleichsweise starke Kursgewinne der US-Währung ausgelöst, sagten Händler.

Mit Kursen um 0,9738 Dollar notiert der Euro am Dienstag im europäischen Nachmittagshandel gegen 16.50 Uhr auf einem Zweiwochenhoch. Auch zum japanischen Yen legt der Dollar mit 119,80 Yen auf Notierungen zu, die er seit dem 22. August nicht mehr gesehen hat.

Vergleichsweise dünne Umsätze

„Die Marktteilnehmer sind nervös wegen möglicher terroristischer Anschläge", sagte ein Händler. Ein anderer Marktteilnehmer stellte fest, angesichts der Angst vor dem 11. September seien die Anleger derzeit nicht zu größeren Aktivitäten bereit. Dadurch befinde sich der Dollar in einer engen Handelsspanne. „Der Appetit auf Risiko ist gegenwärtig äußerst gering.“ Sollte der 11. September aber ohne größere Zwischenfälle verlaufen, könne der Dollar weiter Boden gut machen.

Rob Hayward von ABN Amro in London wies allerdings darauf hin, dass es eigentlich keinen konkreten Anlass für die Ängste der Märkte im Vorfeld des Jahrestag der Anschläge gebe. Wichtiger seien die Ende der Woche anstehenden US-Konjunkturdaten, wie die Einzelhandelsumsätze und das Verbrauchervertrauen. Zudem wartet der Markt gespannt auf eine Rede von Fed-Chef Alan Greenspan am Donnerstag. Von seinen Äußerungen versprechen sich die Anleger weitere Aufschlüsse über die Zinspolitik und die Konjunkturerwartungen der US-Notenbank. Gestützt werde der Dollar aber schon jetzt vom anziehenden Ölpreis. Dies wirkt sich erfahrungsgemäß vorteilhaft auf den Dollar aus, weil Öl international in Dollar fakturiert wird.

Einäugiger unter den Blinden

Daneben sei im Vorfeld der erwähnten Konjunkturdaten aber auch ein kleiner Stimmungsumschwung unter den Marktteilnehmern zu beobachten. Derzeit fänden sich wieder mehr Anhänger, die der US-Wirtschaft eine stärkere Erholungskraft als den Volkswirtschaften in Europa und Japan zutrauen. Aufhänger dafür seien die nur geringen Wachstumsraten in zentralen europäischen Ländern wie Deutschland und Italien. Und in Japan habe ein erneut gesunkener Index des Verbrauchervertrauens signalisiert, dass dort ein Aufschwung weit und breit nicht in Sicht ist.

Prognosen zur weiteren Kursentwicklung seien trotz dieser Stimmungswandels schwierig, der im übrigen auch von der überraschend festen Verfassung am US-Aktienmarkt begünstigt wird. Festzuhalten bleibe zunächst zumindest, dass der Angriff des Euro auf die Parität und der dabei aufgetretenen charttechnischen Kaufsignale inzwischen wieder aufgehoben seien. Ob deswegen aber der Dollar auch mittelfristig zulegen kann, sei fraglich. Dazu komme es auch darauf an, wie der Markt auf einen Angriff auf den Irak reagieren würde. Und ob dies den Dollar stützen oder schwächen würde, darüber streiten die Experten derzeit noch.
 
aus der Diskussion: Wohin geht der EUR?
Autor (Datum des Eintrages): africando  (11.09.02 08:12:36)
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