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Ich stelle hier nochmal folgende, einige Tage ältere Überlegungen rein (mit dem Vorwurf an a l l e Parteien, das Wirtschaftsproblem Deutschland nicht richtig verstanden zu haben:

Sehr geehrter Herr Minister Eichel,

mit Verwunderung stelle ich fest, das lt. Auskunft Ihres Ministeriums (Aktenzeichen IV A 6 - S 2134a - 5/02) Ihnen der wahre Grund der letztjährigen Staatsverschuldung - nämlich die Zulässigkeit von in ihrer Höhe letztlich unbeschränkten Abschreibungen für verschenktes Geld - offensichtlich gar nicht bekannt ist, Zitat aus einem Antwortschreiben Ihres Ministeriums:

"... Im Übrigen teile ich Ihnen mit, dass Zahlen über Steuermindereinnahmen wegen Abschreibungen auf immaterielle Wirtschaftsgüter, wie z.B. ?Good will? oder Geschäfts-, Praxis- und Firmenwerte nicht vorliegen."


Als Beispiel ein Zitat aus einem gerade heute per Ad Hoc veröffentlichten Unternehmensbericht (T-Online, 1.HJ 2002, Seite 10): "Vor allem die Aufwendungen für die Goodwill-Abschreibung in Höhe von 174 238 TEuro haben zu dem Konzernergebnis von minus 136 672 TEuro geführt."

Wenn Deutsche Konzerne - getrieben durch das Geltungsbedüfnis ihrer Manager - in ihrer Gier > 1 Billion Euro zu viel für völlig überteuerte Unternehmensaufkäufe in aller Welt, oft auf Kredit, aufgewendet haben, so wird dieser wirtschaftliche Unsinn, der bereits zur Zerstörung einiger Großkonzerne geführt hat, von den deutschen Steuergesetzen auch noch gefördert!

Für so verschenktes Geld erhalten die Unternehmen quasi eine "Spendenquittung"!

Diese Steuerlücke kann auch durch Tausch der Aktiva zweier Unternehmen zu beliebig überhöhten Kaufpreisen und jeweilige Aktivierung des gezahlten Aufpreises über dem Buchwert als "Goodwill-Geschäftswert" missbräuchlich genutzt werden, um 15-20 Jahre lang Steuern in beliebiger Höhe zu sparen, zumal in Deutschland diese Veräußerungsgewinne steuerfrei gestellt wurden.

Herr Minister Eichel, die ganze Katastrophe dieser Steuerpolitik möchte ich Ihnen noch mit einigen Beispielen vor Augen führen, hier muss sofort gehandelt werden, damit dieser Wahnsinn aufhört, denn er vernichtet nicht nur unsere Finanzkraft, sondern auch Unternehmen und Arbeitsplätze:

Die Goodwill-Aktivierung in der Bilanz im Zusammenhang mit völlig überteuerten Aufkäufen von Unternehmen verstellt den Blick auf die Kapitalvernichtung und die Zerstörung der Unternehmen durch solche Zukäufe!

Sind die aktuellen Geschehnisse noch immer nicht Warnung genug? Beispiele in Mio Euro:

Insolvenzverschleppung dank Goodwill-Bilanzierung:
Babcock Borsig AG:
Eigenkapital: 447,0
./. Geschäftswert bzw. Goodwill: - 737,0
= - 290 (= minus 8,5 Euro/Aktie)

Kurz davor (USA):
WorldCom:
Eigenkapital: 58919,4
./. Geschäftswert bzw. Goodwill: - 51492,7
= 7426,7 Restwert vor dem Bilanzskandal

Deutsche Telekom AG:
Eigenkapital: 59773,0
./. Geschäftswert bzw. Goodwill: - 42683,0
(ohne UMTS-Lizenzen!)
= noch 17090 (= 4,1 Euro/Aktie)

Weitere Geschäftswerte bzw. Goodwill:
Allianz: 19984,0
E-ON: 10978,0
TUI AG: 4655,3
Siemens: 9771,0
Deutsche Bank: 9037,0
RWE: 8935,0

Die Staatsverschuldung beträgt über 2,1 Billionen Euro, mich würde es nicht wundern, wenn die Goodwill-Summe deutscher Unternehmen diesen Betrag noch deutlich übersteigt. Ein Teil des als Goodwill aktivierten Geldes wurde ins Ausland "verschenkt". Der innerdeutsche Teil stellt zwar auf der Verkäuferseite Veräußerungsgewinne dar, diese werden aber auch nicht mehr versteuert! Erst ab 2004 will die CDU diese Versteuerung wieder einführen. Dies schützt aber nicht vor steuerbegünstigten Kapitalgeschenken ins Ausland!

Das Phänomen in dem von mir beklagten Umfang ist erst in den letzten Jahren dramatisch ausgeufert, indem Großkonzerne zu weit überhöhten Preisen andere Unternehmen zu einem weit überhöhten "Marktpreis" oberhalb des Buchwertes aufkauften und die - tatsächlich bezahlte - Differnz zum Buchwert als immaterielles Wirtschaftsgut aktivierten.

Bitte geben Sie diese Informationen an die verantwortliche Ausschüsse/Parlamentarier weiter, da dieses Thema offensichtlich derzeit nicht ausreichend diskutiert und untersucht wird, obgleich es die Lösung aller Probleme sein dürfte:
- Rückgang Staatsverschuldung
- Rückgang Insolvenzen
- Sicherung Renten / Versicherungen / Finanzmärkte
- Rückgang Arbeitslosigkeit

Bitte addieren Sie die von mir oben genannten Zahlen auf, das Problem ist gewaltig groß! Die Bilanzen sind im Internet von den Unternehmen veröffentlicht und von jedem überprüfbar!

Wie lange will das Finanzministerium noch die Augen davor verschließen?

Es geht um die wirtschaftliche Zukunft Deutschlands!


Mit freundlichen Grüßen

Jürgen Rudorf
 
aus der Diskussion: ALLIANZ - DIE NEUE DEUTSCHE ZOCKERAKTIE
Autor (Datum des Eintrages): Rudi6  (14.09.02 22:57:42)
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