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Aus der FTD vom 17.9.2002 www.ftd.de/chipindustrie
Samsung reizt Chipkonkurrenten aus
Von Sven Clausen, München

Der weltweit größte Hersteller von Speicherchips, Samsung Electronics, erwartet für die beiden kommenden Jahre einen deutlichen Aufschwung für die zuletzt arg gebeutelte Branche. Andere Unternehmen sind skeptischer.

"Der Chipmarkt wird 2003 und 2004 in wirklich guter Verfassung sein", sagte der Chef der Halbleitersparte, Hwang Chang-gyu, am Montag in Südkorea. Damit lehnt er sich deutlich weiter aus dem Fenster als seine Konkurrenten Micron Technology und Infineon, die zuletzt eher kühle Zuversicht zeigten. Die Preise würden zumindest noch bis Anfang 2003 unter Druck stehen, sagte Anfang September Infineon-Vorstand Peter Bauer in China. "Wir werden von Quartal zu Quartal Verbesserungen sehen, sind aber vorsichtig mit unserer Prognose." Infineon-Vorstandschef Ulrich Schumacher wird am kommenden Freitag die Öffentlichkeit über seine Strategie informieren. Neue Aussagen zum Marktausblick werde es aber nicht geben, sagte ein Sprecher am Montag. Microns Vertriebschef Mike Sadler war zuletzt ebenfalls zurückhaltend: "Bevor Unternehmen nicht wieder deutlich mehr in Informationstechnologie investieren, bin ich nicht besonders zuversichtlich", sagte er ebenfalls Anfang September.

Der Erfolg der Speicherchiphersteller ist eng mit dem Absatz von Personalcomputern verknüpft. Das Speichern von Daten auf PC ist immer noch die wichtigste Anwendung der Speicherchips. Weil Unternehmen aber seit Jahren nur noch zögerlich in neue Computer investieren, sind Absatz und Preise der Speicherchiphersteller arg zusammengebrochen. Bei Infineon etwa war in den vorigen beiden Quartalen ein Minus von 45 Mio. Euro angefallen.


Die optimistische Aussage von Samsung macht das Selbstbewusstsein der Südkoreaner deutlich: Mit einem Anteil von rund 30 Prozent sind sie Marktführer und produzieren günstiger als die verlustreichen Konkurrenten Micron und Infineon. "Sie sind einfach in einer besseren Position", sagt Andrew Norwood vom Marktforschungsunternehmen Gartner.


Ein Grund ist nach Ansicht von Marktbeobachtern die Produktpalette von Samsung. Analyst Norwood: "Sie sind führend in den hochwertigen Speicherchips, die nicht so sehr dem Preiskampf unterliegen." Das trifft vor allem auf die so genannten DDR-Chips zu. DDR steht für Double Date Rate - ein stark beschleunigtes Verarbeiten von Daten. In PC oder Großcomputern kommen die DDR-Chips jetzt zunehmend zum Einsatz: "Samsung hat davon profitiert, weil es die Produktion schneller hochfahren konnte als die Konkurrenz", sagt Karsten Iltgen, Analyst bei der WestLB. Infineon etwa schätzt selbst, dass der Anteil der DDR-Chips an allen Speicherchips bis Ende des Jahres auf 60 Prozent steigt.


Samsung profitiert nach eigenen Angaben auch vom Druck aus dem eigenen Unternehmen: Die Südkoreaner haben mit ihren Kommunikationsgeräten und der Unterhaltungselektronik das Image des Billigheimers mittlerweile abgestreift und sich in die Nähe etwa von Sony gerückt. Die Chefs der Samsung-Produktlinien treiben daher ihre Halbleiterkollegen ständig an, rasch die richtigen Chips zu entwickeln.



© 2002 Financial Times Deutschland
 
aus der Diskussion: Samsung gilt derzeit als der treffsicherste Techno-Konzern der ganzen Welt (Eurams)
Autor (Datum des Eintrages): NOBODY_III  (19.09.02 18:51:39)
Beitrag: 16 von 123 (ID:7403102)
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