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Noch etwas zum Thema Markenwahl beim Uhrenkauf, von einem IWC-Süchtigen in einem Forum als Antwort auf die Frage, warum man sich bei Eta-basierenden Werken dann doch für eine teurere Uhr entscheidet, geschrieben:

"Dies ist nicht so einfach zu erklären.

Ich versuche es trotzdem einmal und weise darauf hin, daß dies ausschließlich meine ganz persönliche Sichtweise ist, die keinerlei Anspruch auf "richtig" oder "falsch" erhebt. Ich denke, daß wohl jeder Uhrenliebhaber mit der Zeit so seine eigene Sichtweise entwickelt.

Wobei wir bereits beim Stichwort wären: "Uhrenliebhaber". Ich denke, ein solcher muß man schon sein, um tausende von DM (bald Euro, es bleiben unglücklicherweise trotzdem tausende) für eine Armbanduhr auszugeben. Wenn Sie ein wenig hier stöbern, finden Sie alle möglichen Beweggründe und Ansichten. Manche IWC-Fans hier haben mehr als zwanzig IWCs!

So weit bin ich nun noch nicht. Ich habe mir vor 1,5 Monaten meine erste IWC zugelegt.
Dazu möchte ich Ihnen eine kleine Geschichte erzählen (falls Sie Zeit und Lust haben, diese zu lesen):

Das Maximum, was ich davor für eine Uhr ausgegeben habe, waren etwa 20% von meiner Mark XV. Dies war eine Junghans Mega Solar Keramik (Quarz, Funk, kratzfest usw.). Diese war Anfang des Jahres zum dritten Male in zwei Jahren kaputt und ich mußte wochenlang irgendeinen uralten häßlichen Schrott an mein Handgelenk hängen. Ich interessierte mich auch seit geraumer Zeit für schöne mechanische Uhren in Edelstahl. Die Marke IWC (vor allem die Fliegeruhren) übte dabei eine große Faszination auf mich aus. Allerdings war ich nicht bereit und in der Lage, eine solche Summe für eine Uhr auszugeben. Irgendwann bekam ich die Junghans zurück mit neuer Optik (Umrüstung auf Leuchtzeiger) und war zufrieden (für ca. 2 oder 3 Wochen). Dann sah ich im Schaufenster eine Mühle Sports Automatik M12(Glashütte/Sachsen, ETA 2824-2, hat eine gewisse Fliegeruhrenoptik, Saphirglas, verschraubte Krone, wasserdicht bis 100m) für etwa den Preis der preiswertesten Uhr des o. g. Tests (der übrigens sehr interessant ist). Nach einigen Tagen des rastlosen Überlegens war ich soweit und habe zugeschlagen. Mit einem flauen Gefühl im Magen, daß ich schon wieder so viel Geld für eine Uhr ausgebe, wo ich doch schon eine teure hatte. Aber wenn man sich erst einmal entschieden hat, gibt es kein Zurück mehr. Es folgte harte Überzeugungsarbeit meiner Frau gegenüber, die dies zuerst noch nicht ganz nachvollziehen konnte. Jetzt war ich wirklich zufrieden. Für eine Weile.

Ich ging nach einiger Zeit öfters am Schaufenster des IWC-Konzessionärs vorbei. Eine schöne Uhr besitzen und andere schöne anschauen. Ist ja nichts dabei.

Ich verglich dabei die Mark XV im Fenster immer wieder mit meiner Mühle an meinem Handgelenk. Manchmal fand ich sie gleichschön. Manchmal dachte ich mir: Eine Uhr, die ein vielfaches von meiner kostet, darf ein bißchen schöner sein. Und irgendwann dachte ich: Jetzt muß ich sie mal direkt anschauen, in der Hand halten (vielleicht sogar anziehen?) und ging hinein und fragte schüchtern. Es war irgendwie faszinierend andererseits aber verwirrend. Ich wußte noch weniger als vorher. Und hier sind wir an einem Punkt angelangt, wo man rational überlegt und andererseits die Emotionen mit einem spielen.




Rational gesehen gab es überhaupt keinen Grund, weiterzugehen. Das Preis-/Leistungsverhältnis meiner Mühle ist sicherlich hervorragend. Aber da gibt es eine emotionale Schwelle, über die man sich bewegt, wenn einen die Faszination IWC (oder andere schöne, sündhaft teure Marken) packt. Falls man hier emotionslos ist, gibt es eigentlich keinen Grund, eine solche Uhr zu kaufen, außer wenn Geld keine Rolle spielt und man eben eine schöne Uhr kaufen will. Aber solche Leute kaufen wahrscheinlich selten IWC. Da gibt es andere Marken, denen man den Preis eher ansieht.

Wenn man auf der rationalen Seite steht, wird man vielleicht vergleichende Uhrentests lesen, aber nicht unbedingt in Herstellerforen im Internet wühlen. Sie schreiben nun, daß Sie die Marke IWC auch schon seit langem fasziniert und genau das ist der Punkt:
Wenn man diese Faszination verspürt, muß man sich seinen Wunschkandidaten aussuchen und dann die eine Frage beantworten (das kann allerdings Tage, Wochen, Monate oder Jahre dauern): "Kann und will ich mir eine solch hochwertige Uhr leisten?" Und wenn man diese Frage mit einem lauten und kräftigen "Ja" beantwortet, dann ist man verfallen. Und so war es dann auch bei mir. Ich gestand mir ein, daß ich diese Uhr will und kam zu der Überzeugung, daß ich sie mir leisten kann.

Doch da tauchte auch schon das nächste Problem am Horizont auf. Da es für mich als "Uhrenverrückten" schon so schwierig war, diese Entscheidung für mich zu treffen, wie sollte ich es meiner Frau erklären? Da kam mir die hervorragende Idee (nachdem ich bereits fasziniert in diesem Forum geschmökert habe), mich mit dieser Frage ans Forum zu wenden. (siehe Link unten) Ich bekam wirklich wertvolle Hinweise, wie man die Sache angehen könnte. Das war genau, was ich gesucht hatte.

Als ich mir daraufhin eine (einigermaßen charmante) Strategie zurechtgelegt hatte, habe ich meine Mark XV gekauft. Es war für mich eine schwere Entscheidung. Als ich diese aber erst einmal getroffen habe, war ich erleichtert und glücklich und habe sie nicht bereut. Ich werde dies auch niemals tun.

Meine Frau ist nun soweit, daß sie prinzipiell damit einverstanden ist. Aus taktischen Gründen, wird sie es allerdings erst nach oder zu Weihnachten erfahren. Sie bekommt nämlich auch eine schöne Automatik-Armbanduhr von mir zu Weihnachten. Allerdings keine IWC. Sie wartet schon ungeduldigst darauf (Sie weiß es schon. Da die Uhr ihr ja auch gefallen muß, habe ich sie ein bißchen eingeweiht.). Wenn ich jetzt schon mit meiner IWC herumlaufen würde, könnte ich ihr nicht mehr verständlich machen, warum sie noch bis Weihnachten warten muß.

Was ich damit eigentlich ausdrücken wollte, ist, daß man hier für das bißchen mehr Uhr (das meines Erachtens fast nur noch emotional zu rechtfertigen ist) eine erhebliche Preiserhöhung zu einer ebenfalls sehr guten Uhr in Kauf nehmen muß. Wenn man dies kann und will, dann wird man sich aber vielleicht sein ganzes Leben an dieser Entscheidung erfreuen. Verstehen Sie mich nicht falsch: Eine Uhr bleibt eine Uhr, nicht mehr und nicht weniger. Aber eben in diesem Fall eine besondere Uhr. (Was nicht heißt, daß man irgendwann nicht mehrere davon haben kann).

Ich hoffe, Ihnen meine Gründe ein wenig verdeutlicht zu haben. Ich bin mir sicher, daß Ihnen jeder "Uhrenbegeisterte" (oder "-verrückte") in diesem Forum seine ganz eigene Geschichte erzählen könnte.

Mit freundlichem Gruß,
Tilo Hillenbrand"

:)

Gruß, Mucker
 
aus der Diskussion: Die nächste Uhr: Omega Seamaster oder Speedmaster Broad Arrow?
Autor (Datum des Eintrages): Mucker  (23.09.02 20:29:17)
Beitrag: 22 von 37 (ID:7435486)
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