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Abgestürzt
Motivationstrainer Jürgen Höller legt Bruchlandung hin

Dieser Text gibt den Inhalt des Fernseh-Beitrages von SALDO vom 18. Februar 2002 wieder, ergänzt durch Zusatzinformationen der Redaktion. Eventuelle spätere Veränderungen des Sachverhaltes sind nicht berücksichtigt


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Jahre lang füllte Deutschlands Motivationsguru Nummer eins Riesenhallen und peitschte den Erfolg in die Köpfe Hunderttausender. Jetzt ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen den Meister der Psychotricks wegen Insolvensverschleppung und Untreue.

Was waren das für Zeiten als Jürgen Höller vor ausverkauftem Haus tanzte und seine Sprüche los wurde. Doch zwischen damals und heute liegen Welten.

Jürgen Höller vor dem Konkurs

Ja, ja, Herr Höller - alles ist möglich. Auch das: Deutschlands Motivationstrainer Nummer eins ist abgestürzt. Seine Firma, die Inline AG, steht vor dem Konkurs. Jürgen Höller, der Erfolgstrainer, zeigt allen, wie man es besser nicht machen sollte. Und dabei schien doch alles sooo einfach.

Einstige Freunde fürchten um ihr Geld

Auch Jörg Schilling glaubte einst an Höllers Erfolgsrezepte und vor allem an dessen Börsenträume. Heute fühlt er sich schwer getäuscht. Von den 30.000 Mark, also rund 15.300 Euro, die er Jürgen Höller einst als Darlehen auf vorbörsliche Aktien gab, fehlt jede Spur. Fast zweieinhalb Millionen Euro sammelte Höller auf diese Weise ein. Als es jedoch immer klarer wurde, dass das mit dem Börsengang nicht klappt, wollte Jörg Schilling sein Geld zurück. In einem Vier-Augen-Gespräch gestand ihm „sein Freund Jürgen" die Zahlungsschwierigkeiten der Inline AG, so Schilling. Er aber bestand auf Rückzahlung und bekam einen Brief, in dem ihm gedroht wurde: Falls er das Geld zurückfordern würde, müsste die Inline AG Insolvenz anmelden. Dann wäre sein Geld futsch.

Jörg Schilling:
"Nach dem was ich mitbekommen habe, ist das Geld größtenteils ins Marketing gegangen. Es wurden also in Deutschland wahnsinnig viel Prospekte gedruckt. Die Veranstaltungen, die durchgeführt wurden wurden, immer größer und pompöser mit mehr Technik, mehr Licht, mehr Show. Was sicherlich gut angekommen ist. Der Mitarbeiterstab wurde drastisch hochgezogen. Es wurden verschiedene Teilbereiche gegründet und ich bin der Meinung, dass da die Gelder – und das war auch die Aussage vom Jürgen bei dem Gespräch – hineingeflossen sind und natürlich am Ende nichts weiter brauchbares zurückgekommen ist."

Der Börsengang sollte das großte Geld bringen

Größer, immer größer wollte er werden, Jürgen Höller mit seiner Inline AG. Eine Art „McDonald´s der Weiterbildungsbildungsbranche". Die Börse sollte dann das ganz große Geld bringen. Im Sommer 2000 hörte sich das noch so an:

Jürgen Höller (020.7.2000):
"Wir werden die erste richtig große E-learning Firma weltweit sein. Und das ist jetzt die Phantasie, die dem Börsengang da voraus geht. Wir werden momentan auf 500 Millionen ... – Klasse."

... Mark geschätzt, wollte er sagen. Woher er die Zahl nimmt bleibt JürgenHöllers Geheimnis. Mit der Pleite am Neuen Markt jedenfalls gingen seine Börsenpläne den Bach hinunter. Die Folge: Ferrari weg, die meisten Leute entlassen, einige Millionen Euro Schulden und die Staatsanwaltschaft im Haus.

Kritik von einstigen Weggefährten

Auch ihm schuldet Jürgen Höller noch eine Viertel Million – Franken allerdings. Mark Steiner sollte von der Schweiz aus Trainerlizenzen für Höllerseminare vergeben. Und das weltweit. Vor gut 14 Monaten stieg Mark Steiner aus, das Chaos war ihm einfach zu groß. Heute lässt er kein gutes Haar mehr an Jürgen Höller und dessen Führungsqualitäten.

Mark Steiner, ProHuman Training, Zug (Schweiz):
"Wir haben uns sehr oft gefragt, wenn er nur die Hälfte von dem tun würde, was er da wirklich sagt, dann wäre er sogar ein guter Chef. Wenn er aber dann herzschmerzend vor den Leuten steht und sagt: „Da überleg ich mir, bin ich ein guter Chef", wir wussten alle: Komm hör auf, das überlegst du dir nie! Du kommst rein wie eine Dampfwalze und gibst deine Befehle raus und wenn einer das nicht befolgt, dann wird sogleich gedroht. Also es war das pure Gegenteil."

Eigene Theorien nie befolgt

Von wegen Mr. Motivation. In seiner eigenen Firma habe Jürgen Höller alle Vorsätze, die er sonst für teures Geld predigte, über Bord geworfen. Für ihn habe immer nur eins gezählt: das schnelle Geld. So jedenfalls schildern es heute einst enge Mitarbeiter von Höller.


Mark Steiner, ProHuman Training, Zug (Schweiz).
"Würde Jürgen Höller jetzt mal endlich das trainieren, was er tatsächlich lebt, dann gäb´s Seminare wie „Anleitung zum unethischen Management" oder „Anleitung zur Konfrontation" oder wie die auch immer heißen mögen. Dann wüssten die Teilnehmer wenigstens: O.k. das sind schlechte Beispiele, so sollte man es nicht tun und könnten das dann postiv umsetzen. Also da wäre vielleicht noch ein Potential für Jürgen Höller."

Jürgen Höller gibt nicht auf

Doch Jürgen Höller wäre nicht Jürgen Höller würfe er die Flinte ins Korn. Er macht weiter. Bereits in dieser Woche lädt er zu einer neuen „Power-night"-Veranstaltung ein. Und auch dort wird es wieder um Erfolgsstrategien gehen, derweil seine Gläubiger weiter auf ihr Geld warten. Einer wie Höller, schafft es eben auch, aus der Krise Kapital zu schlagen.

Autor des Filmbeitrages: Hanspeter Michel
 
aus der Diskussion: Motivationstrainer Höller wegen Untreue festgenommen
Autor (Datum des Eintrages): rheinlaender11  (01.11.02 16:25:09)
Beitrag: 4 von 17 (ID:7739197)
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