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Streuung“ als Einsatzmöglichkeit für börsengehandelte Indexfonds


Selbst in Baisse-Zeiten ist die Nachfrage nach börsengehandelten Indexfonds oder Exchange-Traded Funds - kurz ETF`s - groß. In diesem Jahr haben US-Anleger bisher 33 Milliarden Dollar in solche Wertpapierkörbe investiert, die dem Wesen nach Indexfonds entsprechen, aber wie Aktien gehandelt werden.

Worin liegt ihr Reiz? Nach Enron und WorldCom nimmt die Nervosität der Anleger gegenüber Einzeltiteln stetig zu und verschont dabei auch nicht die Aktien scheinbar solider Unternehmen. Da ETF`s die Werte sowohl breit als auch eng gefasster Indizes beinhalten, „wird das Einzeltitelrisiko erheblich reduziert,“ erklärt Benjamin Bowler, ETF-Analyst bei Merrill Lynch.

Obwohl sie wegen der ihnen zu Grunde liegenden Diversifikation Investmentfonds ähneln, ist die Funktionsweise von ETF`s eher mit der von Aktien zu vergleichen. ETF-Anteile können rund um die Uhr gehandelt, auf kreditfinanziertem Wege erworben oder leer verkauft werden. Ferner werden Optionen auf eine Reihe dieser Fonds angeboten.


Investoren finden eine Menge toller Anwendungsmöglichkeiten für diese Instrumente.


Bessere Strukturierung des Portfolios

Mit der jüngsten Einführung von Rentenindex gebundenen ETF`s kann ein Portfolio nunmehr über verschiedene Sektoren und Asset-Klassen hinweg diversifiziert werden. Damit müssen Sie sich auch nicht länger mit so genannten „Spiders“ (oder SPDR für Standard & Poor`s 500 Depositary Receipts) als Aktienersatz zufrieden geben. Über den Einsatz von ETF`s, die die unterschiedlichen Sektoren des S&P 500 nachbilden, können Sie eine Feinabstimmung der einzelnen Positionen Ihres Portfolios vornehmen.

Wenn Sie der Ansicht sind, dass Werte aus dem Gesundheitswesen besser, Finanztitel hingegen schlechter abschneiden werden als der S&P 500, so können Sie Ihr Portfolio nach dieser persönlichen Einschätzung entsprechend ausrichten.

Werfen wir ein Blick auf das Aktienportfolio des Anlageberaters Thomas Mench, Chairman von Mench Financial in Cincinnati. Mench ist in nahezu allen neun Sektor-SPDR`s engagiert, von denen jeder einen Korb von Aktien aus einem jeweils anderen Bereich des S&P 500 repräsentiert.

Werte aus den Sektoren zyklische Konsumgüter, Technologie und Versorgung hält Mench übergewichtet, da diese Bereiche seiner Meinung nach den Gesamtmarkt im nächsten Jahr überflügeln werden. Umgekehrt meidet er Energietitel und hält untergewichtet Werte aus dem Gesundheitswesen und Industrietitel.

Für den Fixed-Income-Bereich hat der ETF-Analyst bei Lehman Brothers Alex Bundy ein Portfolio mit dem Lehman Brothers Aggregate U.S. Bond Index als Benchmark kreiert. Den Einschätzungen des Lehman-Rentengurus Jack Malvey entsprechend ist das Portfolio in Unternehmensanleihen über-, in US-Treasuries - insbesondere Kurzläufer - dagegen untergewichtet.

Im Vergleich zum breiteren Index können Sie mit Hilfe sektorspezifischer ETF`s eine größere Kontrolle bei der Strukturierung Ihres Portfolios ausüben. Allerdings gibt es einen Nachteil. Die beim Kauf von Sektor-ETF`s anfallenden Provisionen sind höher als im Fall des S&P 500-SPDR. Angesichts der günstigen Online-Provisionen sollte dies jedoch kein größeres Hindernis darstellen.



Optionskontrakte als Absicherung

Nach Ihrem Dafürhalten stellen Energiewerte auf lange Sicht eine gute Anlage dar? Mit Blick auf die kommenden Monate befürchten Sie jedoch, dass sie ins Trudeln geraten könnten? Sie könnten jetzt zugreifen - der Energy Select Sector SPDR Fund notiert bei 21,90 Dollar - oder bis nächstes Jahr warten. Dann würden Sie allerdings riskieren, eine Aufwärtsbewegung zu verpassen.

Es gibt noch eine andere Möglichkeit: Der Verkauf einer Put-Option auf den Energy SPDR. Wählen Sie die Option, die im Juni verfällt und dem Optionserwerber ermöglicht, Ihnen 100 Anteile zu 21 Dollar das Stück zu verkaufen. Für dieses Recht zahlt er Ihnen eine Prämie von 1,55 Dollar je Anteil oder 155 Dollar insgesamt.

Sollten die Kurse von Energietiteln kurzfristig absacken, könnten Sie gezwungen sein, die Anteile zu 21 Dollar das Stück zu kaufen. Durch die Optionsprämie verringern sich Ihre Nettokosten jedoch auf 19,45 Dollar. Und wenn die Kurse in die Höhe schießen? Dann verfällt die Option, ohne ausgeübt worden zu sein. In einem solchen Fall können Sie die Aktien zu einem höheren Preis erwerben, wobei sich ein Teil des entgangenen Gewinns mithilfe der Optionsprämie ausgleichen lässt.

Ein Wermutstropfen: Die auf kleine Geschäftsabschlüsse entfallenden Transaktionskosten könnten Ihren Gewinn aufzehren. Aus diesem Grund empfiehlt Michael Schwartz, Chef-Optionsstratege bei CIBC Oppenheimer, dieses Geschäft mit mindestens zehn Optionskontrakten (oder 1.000 ETF-Anteilen) abzuschließen.

Auf Zehenspitzen zurück in den Aktienmarkt? Eine Kombination aus ETF`s und Optionen könnte in diesem Fall die Lösung schlechthin sein. Angenommen Sie erwerben Anteile am Diamond Series Trust I, besser bekannt als „Diamonds“. Es handelt sich hierbei um den ETF, der den Dow Jones Industrial Average nachbildet. Sie könnten zu 85,25 Dollar je Anteil einsteigen, machen sich aber Sorgen um einen erneuten Rückgang des Dow.

Aus diesem Grund entscheiden Sie sich für Put-Optionen auf den „Diamonds“ mit einem Basispreis von 84 Dollar je Anteil, die im Januar 2005 verfallen. Mit Blick auf die nächsten zwei Jahre bedeutet dies, dass Sie Ihre „Diamonds“-Anteile immer zu 84 Dollar das Stück verkaufen können. Für die Absicherung Ihres Portfolios mit 100 „Diamonds“-Anteilen zahlen Sie 1.180 Dollar, was dem Preis des Optionskontrakts entspricht. Sollte der Dow wieder über die Marke von 10.000 Punkten schießen, ist Ihre Option natürlich wertlos. Dafür haben Sie aber Ihren Seelenfrieden.

Quelle: FAZ, 28.11.02
 
aus der Diskussion: Achtung beim Erwerb von Börsen-Indexfonds
Autor (Datum des Eintrages): Susanna1  (28.11.02 21:54:57)
Beitrag: 32 von 62 (ID:7967595)
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