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IRAK

Saddam präsentiert sein 13.000-seitiges Dementi

Der Irak übergibt am Abend den offiziellen Report über sein Waffenprogramm - ein Einschnitt im Nervenkrieg zwischen Bagdad und Washington. Saddam Husseins Getreue wollen es den Inspekteuren offenbar so schwer wie möglich machen, den Dokumenten-Berg auszuwerten - und Bushs Sprecher erklärt ihn schon jetzt für wertlos.



Badgad/New York - Die potenziellen Kriegsparteien, so scheint es, haben ihre Urteile längst gefällt, allein die Uno und ihre Inspekteure warten ab: Ari Fleischer, Sprecher des US-Präsidenten, nannte den wahrscheinlich 13.000 Seiten langen Report in einer Pressekonferenz ein "Telefonbuch". Egal was darin stehe - es sei immer noch wahrscheinlich, dass es im Irak "Geheimnummern" gebe.
Auch die irakische Schlussfolgerung ist bereits seit Freitag bekannt: Generalleutnant Hossam Mohammed Amin, höchster Verbindungsoffizier zu den Uno-Inspektoren, erklärte nämlich: "Wir haben absolut keine Massenvernichtungswaffen."

Das irakische Regime will den Report über den Zustand ihres Programms für Massenvernichtungswaffen am frühen Abend übergeben. Am Sonntag sollte der Bericht von einem Uno-Flugzeug zum Uno-Hauptsitz in New York und der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) nach Wien gebracht werden.

Allein die Übersetzung aus dem Arabischen kann Wochen dauern, die Überprüfung der Angaben in Irak durch die Uno-Kontrolleure mehrere Monate. Die USA forderten die Kontrolleure am Freitag auf, irakische Wissenschaftler ins Ausland zu bringen, damit sie gegen Saddam Hussein aussagten.

Vor den Experten der Vereinten Nationen liegen Wochen der Analyse, vor den Inspektoren in Irak eine monatelange Überprüfungsarbeit, verlautete aus Uno-Kreisen in Bagdad. Der Chef der Uno-Kontrolleure, Hans Blix, mahnte einen streng vertraulichen Umgang mit den irakischen Daten an. Die Informationen sollten nicht an die Öffentlichkeit dringen.

In seiner Resolution vom 8. November hatte der Uno-Sicherheitsrat Irak ein Frist bis Sonntag gesetzt, sein gesamtes Potenzial für die Herstellung atomarer, biologischer und chemischer Waffen aufzulisten. Sollte das Dokument unvollständig sein, werden Bagdad ernste Konsequenzen angedroht, unter die auch die Anwendung militärischer Gewalt fallen könnte. Die USA haben sich ausdrücklich vorbehalten, gegebenenfalls auch auf eigene Faust die Abrüstung Iraks militärisch durchzusetzen.

Die irakischen Behörden hatten sich über den Umfang der geforderten Erklärung beschwert. Selbst die petrochemische Produktion von Plastikschuhen müsse aufgelistet werden, erklärten sie. Die Inspektoren warten dagegen auf überzeugende Antworten zum Verbleib bestimmter Waffen, etwa 550 mit Senfgas gefüllten Artilleriegranaten.

Die Uno-Waffeninspektoren haben derweil am Samstagmorgen ihre Durchsuchungen in Irak wieder aufgenommen. Zwei Gruppen verließen am ihren Stützpunkt im Hotel Canal in Bagdad, um südlich der Hauptstadt militärische und atomare Forschungseinrichtungen zu durchkämmen. Die Uno-Inspektoren wurden von irakischen Verbindungsoffizieren begleitet. Journalisten schlossen sich dem Konvoi an.

Den Inspektoren wurde ungehindert Zugang zu den Anlagen in den Ortschaften El Iskandarijah und El Tuweitha gewährt. Journalisten wurden wiederum nicht in die Anlagen gelassen.


:eek:
 
aus der Diskussion: SB II-C 743 Wochenendsräd ***Wer schläft, sündigt nicht !***
Autor (Datum des Eintrages): hic  (07.12.02 12:52:48)
Beitrag: 2 von 102 (ID:8038040)
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