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Herr Wiedeking macht es sich etwas zu einfach: Er jammert eigentlich mehr als die, denen er gerade dies vorwirft. Denn er beschwert sich darüber, dass die Menschen nicht freiwillig Verzicht üben (bei Subventionen z.B.). Doch das ist ein recht verlogener Appell, denn er selbst dürfte dies nicht einmal tun, verwaltet er doch das Vermögen anderer und hätte daher die bestmögliche Wahrung der Interessen seines Unternehmens zu besorgen. Mit solchen Apellen wird deshalb niemandem wirklich geholfen.

U. Wickert hat es doch viel treffender gesagt: Wer diesem Apell (nach persönlicher Ehrenhaftigkeit, Opferbereitschaft etc. folgt (der Ehrliche!) ist nur der Dumme.

Die Diskussion greit auch bei weitem zu kurz. Wenn wir nur den materiellen Bedarf des Staates in den Vordergrund dieser Diskussion stellen(siehe die unglaubliche Äußerung des zeitweise ausser Kanzler-Kontrolle geratenen Herrn Müntefering), werden wir m.E. völlig scheitern. Die Phantasie von den Regierenden und auch einem Herrn W. müsste dann schon hin zu einer Wertediskussion in der Gesellsachaft führen. Dann wären zwangsläufig wieder mal andere (nicht materielle) Ziele notwendig - einvernehmlich in der Bevölkerung gefunden - , die einen wie auch immer gearteten Verzicht des Bürgers rechtfertigen könnten. Doch gerade dazu hat die derzeitige Politikergeneration (leider auch viele Manager) scheinbar überhaupt nichts zu sagen. Solange das so bleibt, laufen wir direkt auf ein Chaos mit der Gefahr eines Bürgerkriegs zu.

Auch sollte von den wohlversorgten Kritikern (wie z.B. Herrn Wiedeking) nicht vergessen werden, dass es gerade die sozialliberale Regierung der siebziger war, die diesen Bürgern mit Nachdruck vermittelt hat, sie sollten alles abgreifen was ihnen an Wohltaten zusteht. Was wir heute vorfinden ist schliesslich nur die Ernte dieser sozialen Traumtänze, dass die Menschen nämlich längst aus dem Auge verloren haben, dass sie sich selbst berauben, wenn sie Sozialsysteme, den Fiskus und andere öffentliche Kassen plündern.

Noch ein Nachtrag zum Stichwort Bürgerkrieg: Man mag dieses Wort als absurd bezeichnen, mich als Spinner hinstellen. Aber wenn wir fest mit 66 Mio Menschen in 2040 rechnen, wenn wir wissen, dass davon mehr als die Hälfte über 65 sein wird, dann ist zu erwarten, dass in 2040 diesen 33 Mio Wählern über 65 gerade mal gut 20 Mio. Wähler gegenüber stehen, die zwischen 18 und 65 sind (der Rest sind Kinder). Etwa die Hälfte davon wird nicht vom Staat subventioniert werden (also nicht Beamter sein, nicht von sozialen Transfers bezahlt). Würden alle nicht staatlich alimentierten Wähler einer Meinung sein, hätten sie gerade einmal 20 - 25 % der Stimmen in unserem Land. Doch diese "Randgruppe" soll mit ihrer Arbeit, mit ihrer Gesundheit und unter Eingehung von Risiken -z.B. unternehmerischen R. - sich selbst und über Abgaben den dominierenden Rest der Bevölkerung ernähren und versorgen.
Was glauben wir eigentlich, wie dieses krasse Missverhältnis von unserer Demokratie verkraftet werden wird!!!?

KD
 
aus der Diskussion: Rot-Grün: Stimmen aus dem Ausland
Autor (Datum des Eintrages): Kwerdenker  (07.12.02 15:13:49)
Beitrag: 29 von 36 (ID:8038500)
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