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HIer das angekündigte Interview. Quelle auch hier WAMS

Gruß Lukoil



„Schneller Qualitätswechsel bei Wein und Spirituosen"
Interview mit Thomas Gerhard, Wein und Spirituosen Importeur
WELT am SONNTAG: Wie empfindet einer der großen deutschen Importeure für Wein und Spirituosen die durchweg angespannte Lage im Einzelhandel? Ist Ihre Branche dadurch auch von spürbaren Umsatzverlusten betroffen?


Thomas Gerhard: Ich sehe nichts, was uns in depressive Stimmung versetzen müsste. Wir befinden uns zweifellos in einem schweren Jahr, doch wo einzelne Händler 30 Prozent Umsatz verloren, gibt es andere, die kräftig zugelegt haben. Wir selbst werden natürlich keine weiteren Zuwächse verbuchen können, aber auch nicht so viel verlieren, dass wir uns Sorgen machen müssen. In jedem Fall schauen wir optimistisch in die Zukunft.


WamS: Was ist eigentlich Ursache Ihrer Gelassenheit?


Gerhard: Ganz einfach: Im Segment der Weine und Spirituosen ist es wie sonst im täglichen Leben. Wer aktiv ist und sich auf die Hinterbeine stellt, hat Erfolg. Wer dagegen untätig dasteht und jammert, hat im Kampf um den Kunden wenig Chancen. Da der Verbraucher seine Restaurantbesuche deutlich eingeschränkt hat, aber nicht auf Genuss verzichten will, kauft er seinen Wein, den Whiskey oder Likör halt im Laden und genießt ihn im heimischen Wohnzimmer. Genau das ist unsere Chance - und vor allem natürlich die des Einzelhandels.


WamS: Reagiert der Kunde derzeit besonders auf den Preis der Flasche Wein und Whiskey, oder was beeinflusst seine Kaufentscheidung?


Gerhard: Hier muss man differenzieren. Junge Leute neigen sehr wohl zu preiswerten Produkten und vor allem zu den neuen Fertig-Mixgetränken. Die Älteren dagegen bevorzugen qualitativ hochwertigere Weine und Spirituosen. Dennoch muss ich zugeben, dass wir dieses Jahr zwar keine Flasche weniger verkaufen als geplant, der durchschnittliche Preis pro Flasche aber spürbar zurückgegangen ist, weil Kunden eher Produkte einer etwas geringeren Preisstufe nachfragen.


WamS: Wo kaufen die Verbraucher denn heute ein, immer noch im Fachhandel oder eher im Supermarkt?


Gerhard: Diejenigen, die sich einen guten Wein leisten können, gehen von jeher zum Fachmann. Wer sparen will, geht zu Aldi & Co. Und das ist im Zweifel auch gut so. Denn gerade bei Wein und Spirituosen wechseln die meisten Käufer sehr schnell zu besserer Qualität, wenn sie erst auf den Geschmack gekommen sind - und bleiben dann ihrem Anspruch treu.


WamS: Und was ist mit Bier? Um mal den Werbeslogan eines bekannten Pralinenherstellers zu bemühen.


Gerhard: Bier wird in zunehmendem Maße von Wein und Premium-Spirituosen abgelöst. Bier kennt einfach nicht Geschmackserlebnis und Artenvielfalt wie etwa gute Rotweine oder schottische Malt-Whiskys. Bei Ersterem habe ich bald meine Ecke gefunden und bleibe meiner Marke sogar zumeist bis ins Alter treu. Bei Wein und Whisky dagegen reicht ein Menschenleben nicht, um auch nur eine ungefähre Vorstellung von dem zu bekommen, was es an Vielfalt gibt.


Thomas Gerhard ist Importeur von Wein und Spirituosen in Troisdorf bei Köln.
 
aus der Diskussion: Allied domecq - hochprozentiges konservatives Investment?
Autor (Datum des Eintrages): mr.lukoil  (08.12.02 19:12:28)
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