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EM-Vergabe 2008: Der Kampf um das große Geld

München/Nyon - Am Freitag entscheidet das Exekutivkomitee (Exko) der Europäischen Fußball-Union (Uefa) über die Reform des Uefa-Cups, dessen dritte Runde in dieser Woche abgeschlossen wird.
Aber diese für den internationalen Klubfußball weitreichende und einschneidende Reform steht im Schatten einer anderen Entscheidung, die bereits am Donnerstag fällt. Denn dann wird im schweizerischen Nyon entschieden, wer die Endrunde der Europameisterschaft 2008 ausrichten darf.

EM verspricht viel Geld
Nachdem eine seit 1996 existierende Europameisterschaft mit 16 Nationen kommerziellen Erfolg verspricht und kein Zuschussgeschäft mehr ist, und nachdem mit dem Beispiel Belgien/Niederlande 2000 die Praktikabilität einer Doppelveranstaltung unter Beweis gestellt worden ist, sind dem Run auf eine EM-Ausrichtung Tür und Tor geöffnet.
Sieben Konsortien haben sich beworben, mit insgesamt 14 Veranstaltern - so viel wie noch nie. Schließlich geht es neben Prestige auch um das große Geld. Das Uefa-Exko wurde aber durch die vielen Bewerber an den Rand der Entscheidungsunfähigkeit gedrängt.

Sechs Mitglieder dürfen nicht mitstimmen
Denn von den 14 Mitgliedern dürfen im ersten Wahlgang wegen Befangenheit sechs nicht mitstimmen - und würde angesichts der Bewerbung von Schottland der Engländer Geoffrey Thompson noch Großbritannien zugerechnet, wäre das Exko nach seinen Satzungen schlichtweg entscheidungsunfähig.
Je nach Ausschluss einzelner Kandidaten darf dann ein Nicht-Betroffener nachrücken, so dass am Ende doch eine repräsentative Mehrheit übrig bleibt. Dies ist immerhin ein Fortschritt.

Ohne Abstimmung einer Empfehlung gefolgt
Denn bei der Vergabe der EM 2004 an Portugal war das Exko ohne Abstimmung einer Empfehlung des Nationalmannschafts-Ausschusses gefolgt.
Als objektiv bester Anwärter für 2008 gilt die Kombination Österreich/Schweiz. In diesen beiden Nachbarländern ist der Stadienbau im Gange, nicht nur auf dem Reißbrett. Zudem lässt die bestehende Infrastruktur kaum Wünsche offen.

"Wenn nicht jetzt, dann nie mehr"
Österreichs Präsident Friedrich Stickler: "Wenn wir es jetzt nicht kriegen, dann kriegen wir es nie mehr. Dann hat eine Bewerbung keinen Sinn mehr." Und das war keine Drohung, sondern in der Stimme lag Resignation.
Doch in der Exko gibt es auch (sport)politische Einflüsse, die fachlich-sachliche Argumente überdecken könnten. Türkei/Griechenland spielt die politische Wiedervereingungskarte.

Wiederaufbau durch Fußball
Bosnien-Herzegowina/Kroatien setzen auf Wiederaufbau durch Fußball. Russland meldet als ehemalige Hegenomial-Macht Ansprüche an, dass Osteuropa endlich eine EM verdient habe (die Endrunde 1976 in Jugoslawien fand nur mit vier Mannschaften statt). Ungarn versteht sich als Tor zum Osten.
Für die Vereinigung der vier nordischen Länder Dänemark, Finnland, Norwegen und Schweden (Nordic 2008) könnte eine emotionale Entscheidung den Ausschlag geben: Uefa-Präsident Lennart Johansson, ein Schwede, wird dann im Ruhestand sein - aber er hat die Champions League durchgeboxt und den Reichtum der Klubs und Verbände gemehrt. Ein tolles Abschiedsgeschenk scheint möglich.

Umfrage in Irland und Schottland
In Irland und Schottland haben sich die Menschen in Meinungsumfragen gegen eine EM-Ausrichtung ausgesprochen - statt Fußballstadien wollen die Leute Kindergärten.
Schwer vorstellbar, dass die Uefa eine EM in ein Land vergibt, wo sie nicht gewünscht ist, zumal Irland entgegen aller Versprechungen am Tag der Entscheidung nicht einmal in der Lage ist, Nutzungsrechte für zwei Stadien zur Verfügung zu stellen.

Jede Menge Spannung
Aber auch wenn das Duo Österreich/Schweiz eindeutig für Donnerstag in der Favoritenrolle ist, verspricht die Abstimmung dennoch jede Menge Spannung.


Hmmmm....Nordkap oder Salzburg? Athen oder Bern (!) ? Lasset uns hoffen!
 
aus der Diskussion: FC BAYERN MÜNCHEN - Saison 2002/2003
Autor (Datum des Eintrages): Beatle John  (11.12.02 13:31:56)
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