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INTERVIEW: US-Firma hat Interesse an CargoLifter-Standort - Insolvenzverwalter

Das US-amerikanische Logistikunternehmen Universal Express ist an der Übernahme des CargoLifter-Standorts in Brand interessiert und will dort eigene Luftschiffe bauen. Der insolvente Luftschiffbauer Cargolifter AG würde bei dieser Lösung jedoch aufhören zu existieren, sagte Insolvenzverwalter Rolf-Dieter Mönning in einem dpa-Gespräch. Somit gingen dann auch die Aktionäre leer aus. Vor einigen Tagen sei mit den Amerikanern in New York intensiv gesprochen worden. Sie hätten nun 90 Tage Zeit, um das Angebot zu prüfen. CargoLifter ist seit dem Sommer zahlungsunfähig. Die Aktiengesellschaft würde bei dieser Variante abgewickelt, sagte Mönning. "Der Kaufpreis dient zur Befriedigung der Gläubigerforderungen." Universal Express plane im Rahmen eines globalen Logistikkonzeptes auch, Luftschiffe für den Lastentransport in Brand (Dahme-Spreewald) zu entwickeln und zu bauen. Dabei habe das Unternehmen klare Vorstellungen, welche Beiträge Land und Bund zu leisten hätten. "Da geht es nicht nur um Geld", sagte der Verwalter. Amerikaner hätten immer auch Angst, dass sie in Deutschland in ein investitionsfeindliches Gebiet gerieten.

EHEMALIGER TECHNIK-VORSTAND WILL CARGOLIFTER ERHALTEN

Die Lösung mit Universal Express steht im Wettbewerb mit zwei weiteren Möglichkeiten. So will der frühere Technik-Vorstand von CargoLifter und Luftfahrtexperte Bernd Kröplin mit Hilfe internationaler Investoren mehrere sich ergänzende Produktlinien rund um den Luftschiffbau in Brand aufbauen. Während Universal Express jedoch von der öffentlichen Hand Fördermittel erwarte, stelle sich Kröplin eine Art echte Beteiligung des Landes ähnlich wie bei der Chip-Fabrik in Frankfurt (Oder) vor. "Das Land hat sich dazu bislang in keiner Weise positioniert", sagte Mönning. Kröplin wolle die CargoLifter AG erhalten. "Ich sehe im Moment aber nicht, wie das gehen soll." Als dritte Variante käme die Bildung einer internationalen Luftschiff-Produktionsgesellschaft mit dem britischen Unternehmen ATG und der Zeppelin Lufttechnik GmbH in Friedrichshafen in Frage. Hier wäre laut Mönning eine weitere Beteiligung der CargoLifter-Aktionäre denkbar. Auch die Prüfung dieser Lösung dauere an. Die Unternehmen hätten aber unterschiedliche technologische Ansätze, umriss Mönning das Problem: "Das ist so, als hätte man drei Automobilbauer, die völlig unterschiedliche Autos bauen."

UNIVERSAL EXPRESS WILL ALLE PATENTE

Das Unternehmen Universal Express wolle keine Dritten an seiner Lösung beteiligen, sondern alles übernehmen, einschließlich der Patente von CargoLifter. Mönning sagte, er stehe allen Angeboten völlig offen gegenüber. "Ich muss nur nachher bewerten, welches Angebot das überzeugendste und das beste für die Gläubiger ist." CargoLifter wollte ursprünglich riesige Luftschiffe zum Transport schwerer Lasten bauen. In das Projekt steckten 72.000 Aktionäre rund 300 Millionen Euro. Die Projekte selbst sind bis heute umstritten.

19.12.2002 - 08:28 Quelle: dpa-AFX
 
aus der Diskussion: Der sachlich geführte Cargolifter-Pleite-Thread
Autor (Datum des Eintrages): LewisCypher  (20.12.02 18:44:28)
Beitrag: 63 von 91 (ID:8151870)
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