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P.M. Magazin 01/2003

Umwelt und Kultur
Heilige Nacht ...

Ein Stern führte die Weisen aus dem Morgenland nach Bethlehem. Heute würden die drei Könige vermutlich in die Irre reiten. Denn der tiefdunkle Nachthimmel und die Sterne sind in vielen Teilen der Erde kaum noch zu sehen. Damit verlieren die Menschen ihre alten Wegweiser – und noch viel mehr

Unter nächtlichem Himmel wanderten sie zum Licht der Welt: »Als Jesus geboren war in Bethlehem in Judäa zur Zeit des Königs Herodes, siehe, da kamen Weise aus dem Morgenland nach Jerusalem und sprachen: Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir haben seinen Stern gesehen im Morgenland und sind gekommen, ihn anzubeten.« So steht es im Matthäus-Evangelium. Es war eine lange Reise, sie führte durch Wüsten ohne Weg und Spur. Aber die Weisen kamen zum Ziel; denn der Stern »ging vor ihnen her, bis er über dem Ort stand, wo das Kindlein war«. Stille Nacht, heilige Nacht. Bethlehem anno 2002: Auch in diesem Jahr treffen sich wieder Christen aus aller Welt in der kleinen, zwölf Kilometer südlich von Jerusalem gelegenen Stadt. In der Nacht zum 25. Dezember feiern sie unterm Sternenzelt den Geburtstag des Erlösers. Die weihnachtliche Wallfahrt hat Tradition. Im letzten Jahrzehnt ist die Zahl der Pilger jedoch deutlich zurückgegangen – nicht nur wegen der gefährlichen politischen Lage, sondern auch deswegen: Die Stars der kosmischen Nachtvorstellung verblassen. Die Sterne über Bethlehem werden von Jahr zu Jahr kleiner, so scheint es, und ihr fernes Funkeln verliert zusehends an Glitzer und Glanz.

Wissenschaftler haben einen Namen für dieses Phänomen, das sich zu einem globalen Problem entwickelt hat: »Light Pollu-tion« – Lichtverschmutzung. Es ist die Nacht, die verschmutzt wird. Mit künstlichem, üppig verschwendetem Licht. Der deutsche Light-Pollution-Kritiker Ulrich Land kons-tatiert in dem einschlägigen Sammelband »Geblendete Welt« (Verlag Evangelischer Presseverband für Baden, 1997): »Wir baden uns im Licht. Über unseren Metropolen hängt Nacht für Nacht eine weithin sichtbare Lichtglocke. In den USA beispielsweise muss man mittlerweile davon ausgehen, dass 70 Prozent der Außenbeleuchtung sinnlos in die Nacht geschickt werden. Ein Energie-Gegenwert von 104 Millionen Tonnen Steinkohle pro Jahr, was den Gesamtverbrauch zahlreicher Entwicklungsländer bei weitem übertrifft.« Der weithin gestirnte Himmel, der den kritischen Philosophen Immanuel Kant im 18. Jahrhundert noch mit »zunehmender Bewunderung und Ehrfurcht« erfüllte, kann längst nicht mehr gegen das flimmernde Viereck der Glotze oder die angestrahlten Schaufensterhimmel der grellen Fußgängerpassagen anleuchten. Scheinwerfer, Straßenlampen, Leuchtreklamen und Flutlichtanlagen schneiden helle Schneisen himmelwärts durch die Dunkelheit. Besonders brachial bahnen sich so genannte Skybeamer den Weg durch die Nacht. Die erigierten Himmelsstrahler, blendende Statussymbole von Diskotheken und Open-air-Orgien, jagen ihr gebündeltes Licht bis zu 30 Kilometer weit ins All. Ein leuchtendes Beispiel für die Light Pollution ist Berlin: Nachts erstrahlt die Bundeshauptstadt 28-mal heller als der Sternenhimmel.

Die Nacht verschwindet allmählich. Der Mensch verdrängt sie. Laut einem Bulletin der britischen Royal Astronomical Society haben 99 Prozent aller Menschen in den USA und der Europäischen Union noch nie einen wirklich dunklen Himmel gesehen. Zwei Drittel der Weltbevölkerung leben bereits unter einem künstlich aufgehellten Sternenzelt. »Der moderne Mensch weiß kaum noch, wie der Große Wagen oder der Orion aussieht«, sorgt sich Johannes An-
dersen, Generalsekretär der Internationa-len Astronomischen Union (IAU). Das Wiener Institut für Astronomie wollte es genau wissen. Im Mai 2001 fragten die Himmelsforscher die Öffentlichkeit: »Wie viele Sterne sehen wir noch?« Weit über Tausend Österreicher zählten in klaren Nächten nach. 450 funkelnde Lichtpunkte konnten sie im Durchschnitt erkennen – ein klägliches Ergebnis. Denn vor 50 Jahren wurden bei einer ähnlichen Aktion noch rund 4500 Sterne gezählt. Das betrübliche Fazit der Experten: »Neunzig Prozent der Sterne sind bereits im künstlichen Licht ertrunken.«

Selbst in unbewohnten oder dünn besiedelten Gebieten schwindet die Nacht: Das marodierende Kunstlicht der Metropolen wird in der Atmosphäre durch Wasserdampf und verschiedene Moleküle gebündelt und flächendeckend zur Erdoberfläche reflektiert. Der diffuse Schleier verdeckt, was durch Jahrtausende verzückte. So kann bereits jeder fünfte Erdenbürger die Milchstraße – für Relativitätstheoretiker Albert Einstein einst der »Heiligenschein der Schöpfung« – nicht mehr mit bloßem Auge erkennen.

Eine geradezu kosmische Katastrophe ist das künstliche Blendwerk für die Astronomen. Um 1900 bauten sie ih-re Teleskope noch unweit von Städten auf. Fünfzig Jahre später begann ihr Exodus. Die zunehmende Lichtverschmutzung trieb sie in weit entlegene Wüsten oder ins einsame Gebirge. So forschen Astrophysiker aus dreizehn europäischen Nationen heute auf dem Roque de los Muchachos, einem 2400 Meter hohen Berg auf der abgelegenen Kanaren-Insel La Palma. Um den professionellen Sternguckern eine saubere Sicht zu ermöglichen, erließ die spanische Regierung ein »Gesetz zum Schutz des astronomischen Himmels«. Die gesamte Straßenbeleuchtung der Insel wurde abgedunkelt, Flugzeuge dürfen das Observatorium nicht mehr in den Nachtstunden überfliegen.

Zu den Chefanklägern der High Pollu-tion gehört der Italiener Dr. Pierantonio Cinzano, Astrophysiker an der Universität in Padua. Seit 1996 wertet er Nachtaufnahmen von Wettersatelliten aus. Seine Mess-karten zeigen die Metropolen als gigantische Brandherde der nächtlichen Lichtbrunst (siehe die Fotos auf diesen Seiten). »Die meisten Menschen haben die Nacht noch nie so dunkel erlebt, wie sie es noch zu Zeiten ihrer Großeltern war«, resümiert der Fins-ternisforscher.

Der Gezeitenwechsel von Tag und Nacht prägt seit Milliarden von Jahren alle Lebens-prozesse. Wird der normale Rhythmus von Hell und Dunkel dauerhaft gestört, kommt es zu ökologischen »Wackelkontakten«. Die Folgen sind flächendeckend. So haben Botaniker in Gebieten starker Lichtverschmutzung ein vorzeitiges Vergilben von Pflanzenteilen sowie Blattmissbildungen und Störungen bei der Fruchtentwicklung beobachtet. In Florida machen Naturschützer die künstliche Aufhellung der Nacht für ein Massensterben unter Meeresschildkröten verantwortlich: Angelockt vom trügerischen Schein, kriechen die Tiere nach dem Schlüpfen am Strand vom rettenden Wasser fort und verenden im Sand. Skybeamer bringen Zugvögel von ihrem Kurs ab; der hohe Ultraviolett-Anteil im Licht der Straßenbeleuchtung lockt jede Nacht zahllose nacht-aktive Insekten in den strahlenden Tod; En-tomologen lasten der Lichtverschmutzung das Aussterben etlicher Nachtfalter-Arten an. Wissenschaftliche Untersuchungen lassen zudem vermuten, dass die sukzessive Verdrängung der Nacht den Fortpflanzungstrieb bestimmter Säugetiere beeinträchtigt.

Aber nicht nur Flora und Fauna leiden unter dem nächtlichen Lichtsmog. Auch Menschen nehmen bei permanenter High Pollution messbaren Schaden an Leib und Seele. Humanmediziner haben herausgefunden, dass massiver Nachtmangel unter anderem zu Einschlafstörungen, Stoffwechselbeschwerden, Immunschwäche, depressiven Verstimmungen und Irritationen im Hormonhaushalt führen kann. Chronobiologen, die Zeitnehmer unserer inneren Uhr, wissen es schon lange: Der Mensch braucht die Nacht. Verdrängt er die dunkle Pracht, gerät er in ein zwielichtiges Niemandsland. Für Malcolm Smith, Direktor des Cerro Tololo Interamerican Observatory in Chile, hat der Pollution-Prozess bereits eine bedenkliche Phase erreicht. So mahnt der Himmelsforscher mit einer metaphysischen Verlustanzeige: »Stück für Stück verlieren wir alle die direkte Verbindung zum Kosmos, ohne es zu merken.«
Als es noch kein künstliches Licht gab und der Mensch noch in Höhlen oder Erdlöchern lebte, kam die Nacht als das Grauen schlechthin über den nackten Zweibeiner. Tagsüber hatte er die vielfältigen Gefahren vor Augen. Wenn aber die leuchtende Himmelsscheibe hinter dem Rand der Welt verschwand, sah er sich nur noch schutzlos der Finsternis ausgeliefert. Das Land der Nacht war Feindesland. Das hat der Mensch nie vergessen. Zunächst schlug er kleine Lichtungen ins Dickicht der Dunkelheit. Dann begann er, die Nacht systematisch zu kolonisieren. Schon vor 250000 Jahren konkurrierten in Europa große, von Menschenhand entzündete Feuer mit dem Sternenhimmel. Die besonders kreativen Sumerer brachten um 2600 v. Chr. nicht nur das Rad ins Rollen, sie waren auch die ersten Nachtschwärmer, die Öl in ihre Lampen gossen.

Als der griechische Meisterdenker Platon mit seiner Ideenlehre das Obergeschoss des antiken Weltgebäudes ausleuchtet, gehört wohnliches Lampenlicht für seine Landsleute längst zum Standard. Die Eroberung der Nacht ist nicht mehr aufzuhalten. Zum berühmten Vorposten im Reich der Dunkelheit wird der 260 v. Chr. erbaute Leuchtturm auf der Insel Pharos vor Alexandria, eines der sieben Weltwunder. Die Römer, die robusten Pragmatiker des Altertums, verdrängen die Nacht mit methodischem Eifer. Sie erfinden die »candela«, die Kerze aus Talg oder Wachs. Etliche über das ganze Imperium verteilte Manufakturen stellen Tonlampen en masse her; in den besseren Vierteln der Ewigen Stadt gehört Straßenbeleuchtung zum allnächtlichen Luxus.

Nach dem Untergang des Römischen Reiches gehen im Abendland die Lichter wieder aus. Die Nacht holt sich Europa zurück. Lediglich in den Palästen, den weltlichen und sakralen, brennen noch Kerzen und Fackeln. In den Hütten brennt nach Sonnenuntergang höchstens das Herdfeuer. Das frühe Mittelalter ist finster. Kein Lichtblick, nirgends. Aber jede Menge dunkle Mächte, allüberall. Den Teufel kann man austreiben – die Nacht jedoch, die lässt sich nicht aus der Welt exorzieren. So erklärt man sie kurzerhand zur Sperrzone.

Anno 1380 stellt die Pariser Stadtverwaltung die Einwohner unter nächtlichen Hausarrest: »Zur Nacht werden alle Häuser ... abgeschlossen und die Schlüssel dem Magis-trat übergeben. Niemand darf dann ein Haus betreten oder verlassen, wenn er dafür dem Magistrat keinen triftigen Grund zu nennen weiß.« Es gibt zwar eine allgemeine Lichtpflicht, aber die soll mitnichten die Sicherheit des einzelnen Bürgers erhöhen: Wer nachts unterwegs ist, muss den Laternenschein nicht auf Stock und Stein, sondern auf sein Gesicht richten – damit die Stadtwache ihn erkennen kann. Das Licht ist gleichsam ein Kontrollorgan der Herrschenden.
Die Renaissance erlöst sich von der Sünde und heiligt die Sinne. Gut und Böse werden zu ästhetischen Kategorien; die Maler vermählen den Tag und die Nacht zum Chia-roscuro – zum Helldunkel. Der Bund ist allerdings nicht von langer Dauer. Die europäischen Potentaten betreiben aufs Heftigste die Scheidung. In Frankreich macht der Sonnenkönig Ludwig XIV. seinem Beinamen alle Ehre: Er lässt in Paris die ersten Straßenlaternen anzünden. Um 1700 gibt es in der Seine-Metropole bereits 6500 Laternen, in denen Nacht für Nacht rund 1625 Pfund Kerzen abbrennen. Und es wird noch heller. Im Zeitalter der Aufklärung treten überall in Europa fortschrittsgläubige Dichter und Denker an, der ganzen Menschheit das Licht der Vernunft aufzustecken. Der lichte Tag symbolisiert den klaren Durchblick, die dunkle Nacht wird zum Sinnbild der Dummheit.

Was die Aufklärer nicht bedenken: Vernunft kann man nicht essen. Während beispielsweise ein Lichtbringer wie Voltaire (1694 – 1778) an Fürstenhöfen glänzt, schiebt das Volk in den Gassen permanent Kohldampf. Die Wut wächst. Wut auf die Aristokratie. Und auf die Straßenbeleuchtung, das Überwachungssystem des Polizeiapparats. Nachts rotten sich Aufrührer zusammen, um die Laternen zu zerstören. Die Französische Revolution beginnt im Dunkeln, und die Straßenlaterne, das verhasste Machtsymbol, wird zum Galgen. »Les aristocrates à la lanterne!«, fordert und praktiziert der enthemmte Mob.

Aus den blutrünstigen Berserkern werden schon bald wieder brave Bürger. Die Heilserwartungen richten sich nun auf die industrielle Revolution. 1798 wird in der Londoner Fabrik von Boulton & Watt zum ersten Mal das von William Murdock erfundene Gaslicht angezündet. Ein historische Zäsur. Vorbei das Geplänkel – der Großangriff auf die Nacht beginnt: Mehr Licht bringt mehr Profit. Diese Parole wird zum Mantra der Industriegesellschaft. Die westliche Welt arbeitet jetzt rund um die Uhr.

»Die IGA leuchtet der Nacht heim!«, titelt 1826 eine Berliner Gazette, als die »Imperial Gas Association« die ersten Gaslaternen auf der Prachtstraße Unter den Linden installiert. Einige Jahre später jubelt der bekannte Publizist Robert Springer: »Das Gaslicht ist das wichtigste Element in unserem Kulturleben.« 1879 wird die Erfindung der Bogenlampe als »Genieblitz zur endgültigen Eroberung der Nacht« gefeiert. 1911 markiert der Glühlampen-Erfinder Thomas Alva Edison den »american way of light«: »Elektrisches Licht bedeutet Nachtleben. Nachtleben aber bedeutet Fortschritt.« Mehr Licht, mehr Profit: Die Nacht wird zur riesigen Reklamewand. 1931 lesen die Hauptstadt-Touristen im »Führer durch das lasterhafte Berlin«: »Schon ein Bummel unter Lichtreklamen ist wie eine belebende Dusche, gibt Spannkraft, Lebensfreude, gibt Erwartung und Hoffnung auf Erlebnis und Abenteuer.«

Das künstliche Licht täuscht Transzendenz vor. Ab 1933 werden die Heilsversprechungen des elektrischen Evangeliums zur Blendung der deutschen Massen miss-braucht. Albert Speer, Hitlers Lieblingsarchitekt, entwirft für die Reichsparteitage in Nürnberg einen »Lichtdom«: Wenn Hitler ans Rednerpult tritt, schießen 150 Flakscheinwerfer ihre weißgrellen Strahlen in den nächtlichen Himmel. Der monumentale Lichtkitsch, der die moralische und ästhetische Verkommenheit der Nazis beleuch-tet, verdrängt die Nacht – und besorgt gleichzeitig die »Vermehrung der Dunkelheit«, so der emigrierte Schriftsteller Siegfried Kracauer.

Nach dem Zweiten Weltkrieg entwickelt sich die westliche Welt endgültig zur Highlight-Gesellschaft. Der englische Schriftsteller Alfred Alvarez schreibt: »Wir halten es mittlerweile für selbstverständlich, dass wir durch elektrisches Licht die Nacht zum Tag machen können, dass die Arbeitswelt nahtlos vom Tag in die Nacht übergeht und dass wir nichts weiter tun müssen, als unsere innere Uhr ein wenig umzustellen, um von einem Tagmenschen zu einem Nachtmenschen zu werden.« Düstere Aussichten für die Nacht. Aber seit einigen Jahren regt sich weltweiter Widerstand gegen ihr Verschwinden und die Lichtverschmutzung. 1988 machte sich die Internationale Astronomische Vereinigung zum Anwalt des Sternenhimmels und gründete die International Dark-Sky Association (IDA). Die stellare Schutzgemeinschaft hat mittlerweile über 5000 Mitglieder in 70 Ländern. Ihr Ziel: Aufklärung über die weit reichenden Folgen der Light Pollution. IDA-Direktor David Crawford: »Es geht nicht nur um die Arbeitsbedingungen der Astronomen. Das nächtliche Firmament ist für die gesamte Menschheit ein Fenster zum Universum. Die Verbindung mit etwas zu verlieren, das so viel älter und größer ist als wir, wäre ein unersetzbarer Verlust.« Die Vereinten Nationen haben bereits Einsicht demonstriert: Im Juli 1999 wurde der Sternenhimmel auf einer UNO-Konferenz in Wien offiziell zum schützenswerten Kulturgut erklärt.

Die Nachtschützer greifen nicht nur zu den Sternen. Sie kämpfen auch konkret. So wurde beispielsweise Mitte der 1990er Jahre ein weitflächiger Naturpark in Kanada als »Dark Sky Preserve« ausgewiesen. Die Rückkehr zur Nacht machte sich auch als Attraktion bezahlt: Seit dem Verzicht auf künstliche Lichtquellen hat sich die Besucherzahl im dunklen »Preserve«-Park mehr als verdoppelt. Als im März 1997 der Komet Hale-Bopp das Firmament über Europa kreuzte, kappten vier italienische Großstädte vorübergehend das Lichtnetz, damit möglichst viele Menschen den Schweifstern be-staunen konnten. Im selben Jahr wurde im Augsburger Rathaus beschlossen, die nächtlichen Straßen nicht mehr mit den üblichen Quecksilberdampflampen (HQL) zu be-leuchten; mit den neuen Natriumdampf-Hochdrucklampen (NAV) werden Energiekosten und Lichtverschmutzung deutlich reduziert. Nur wenige Monate später schloss sich Offenbach am Main der Initiative an. Eine 1999 in den Bundestag eingebrachte Petition fordert eine flächendeckende Um-stellung auf NAV-Lampen. Einen vorbildlichen Verbündeten hat die Nacht in Tschechien. Dort trat im Sommer 2002 ein Gesetz gegen Light Pollution in Kraft. Eine weltweite Premiere. Lichtverschmutzer müssen in Tschechien mit Geldstrafen bis zu 5000 Euro rechnen.

Kehren die Sterne zurück? Noch ist es nicht so weit. Würde der Erlöser heute geboren, ginge den Weisen aus dem Morgenland nur noch ein schwaches Licht auf. Mit viel Glück und Gottvertrauen fänden sie vielleicht den Weg durch die Wüste. Erreichten sie aber Israel, ließe sie der Himmel im Stich. Über den dicht besiedelten Gegenden sähen sie wahrscheinlich ein diffuses Leuchten am Firmament. Folgten sie dem vermeintlichen Himmelszeichen, ständen sie irgendwann nicht vor einem Stall in Bethelmen, sondern vor einer Skybeamer-Disco in Tel Aviv oder Haifa. Wohin? Was tun? Der Arzt und Theologe Albert Schweitzer (1875 – 1965), ein leuchtendes Vorbild der Nächtenliebe, wusste Weg und Rat: »Jeder Mensch hat einen inneren Stern, der nur darauf wartet, ihn zum Wunder von Bethlehem zu führen.«

Autor(in): Frank Nicolaus
 
aus der Diskussion: Lichtverschmutzung Energievergeudung
Autor (Datum des Eintrages): rudi&marion  (21.12.02 11:11:17)
Beitrag: 11 von 18 (ID:8154237)
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