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Penny Stock Universal Express bestätigt Interesse an Cargolifter

Von Gerhard Hegmann, München

Der kleine US-Logistikkonzern Universal Express hat jetzt offiziell bestätigt, dass er an der Übernahme von Vermögenswerten des insolventen Luftschiffbauers Cargolifter interessiert ist. Nach Besprechungen mit Beratern und Bankern sei eine Absichtserklärung unterzeichnet worden, heißt es in einer Unternehmensmitteilung.

Das als so genannter Penny Stock (Billigaktie) an der US-Technologiebörse Nasdaq gehandelte Unternehmen mit etwa 20 Beschäftigten macht keine Detailangaben zum beabsichtigten Aufkauf. Universal Express-Vorsitzender Richard A. Altomare, der seit knapp elf Jahren an der Spitze von Universal Express steht, sieht nach eigenen Angaben eine Zukunft für in Deutschland konstruierte Luftschiffe für Lasten und Personentransporte in Verbindung mit seiner Logistikgruppe.

Das 1983 gegründete US-Unternehmen hat eine wechselvolle Vergangenheit und stand Anfang der 90er Jahre selbst vor dem Zusammenbruch. Der Investmentbanker Altomare führte zunächst als Insolvenzverwalter das Unternehmen aus der Krise. In den vergangenen Monaten häufen sich die Absichtserklärungen und angeblichen Zusagen über Investitionen sowie Finanzmittel in Millionenhöhe, mit denen Universal Express in eine neue Größenordnung wachsen soll. Nach Universal Express-Vorhersagen soll der Konzernumsatz im Jahr 2002 bei 59,4 Mio. Dollar liegen und bis 2008 auf 137,0 Mio. $ steigen.

Tatsächlich weist das Stammunternehmen allerdings die vergangenen Jahre Nettoverluste aus. Im Geschäftsjahr 2001/2002, das am 30. Juni endete, wird bei rund 431.200 Dollar Umsatz ein Nettoverlust von 3,5 Mio. $ publiziert. Im Vorjahr waren es knapp drei Mio. $ Verlust. Im Geschäftsjahr 1999/2000 fiel bei 5,88 Mio. $ Umsatz ein Verlust von 5,76 Mio. $ an.

Schwerpunkt von Universal Express ist eine Leasingfirma (Universal Express Capital) mit Dienstleistungen für das Netz privater Postversender n in den USA. Im Logistikbereich werden große Hoffnungen auf einen Gepäck-Lieferdienst gesetzt. In den bisherigen Veröffentlichungen gibt es keine Hinweise auf frühere Pläne für den Einsatz von Luftschiffen.

Bei den großen Differenzen zwischen ausgewiesenen Umsätzen und Firmenprognosen sind auch Analysten eher vorsichtig. Die künftige Bewertung hänge davon ab, ob die Prognosen erreicht werden, heißt es in einer im Frühjahr veröffentlichten Prognose. Die Aktie notiert derzeit bei etwa 0,0119 $ und damit am unteren Ende im Jahresverlauf. Universal Express hat nach eigenen Angaben etwa 15.000 bis 20.000 Aktionäre.

Für Außenstehende ist nicht klar, wie Universal Express eine Übernahme von Cargolifter-Vermögenswerten, wie beispielsweise die weltgrößte Luftschiffhalle, finanzieren könnte. Die Gläubigerforderungen belaufen sich auf rund 100 Mio. Euro.

Der Insolvenzverwalter Rolf Dieter Mönning sowie die Gläubiger stehen vor einer Situation, die Parallelen zur Cargolifer-Historie aufweist: Ein Unternehmen mit Verlusten hat visionäre Pläne. Für die Cargolifter-Gläubiger, allen voran die Investitionsbank des Landes Brandenburg mit 52 Mio. Euro Forderungen, stellt sich die nüchterne Frage, wie wirtschaftlich belastbar die Zukunftsmodelle sind und woher tatsächlich Geld kommt.

Neben Universal Express gibt es unter dem Begriff United Airship zudem die Überlegung, aus Cargolifter, dem britischen Luftschiffbauer ATG und dem Friedrichshafener Luftschiffbauer Zeppelin ein Gemeinschaftsunternehmen zu formen. Größtes Handikap: Die drei Firmen verfolgten jeweils unterschiedliche Technologiekonzepte. Auch der Ex-Cargolifter-Vorstand Prof. Bernd Kröplin bemüht sich um eine Übernahme der ehemaligen Cargolifter-Aktivitäten. Das US-Unternehmen hat angeblich bisher noch kein Exklusivrecht bei der jetzt anstehenden Detailprüfung für eine Übernahme.

© 2002 Financial Times Deutschland - 27.12.2002
 
aus der Diskussion: Der sachlich geführte Cargolifter-Pleite-Thread
Autor (Datum des Eintrages): LewisCypher  (26.12.02 18:37:40)
Beitrag: 74 von 91 (ID:8174310)
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