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Gefühle vor Gericht
Emotional geladen war der Gerichtssaal im Oberlandesgericht Hamburg am Donnerstag: Fünf Hinterbliebene von Opfern der Terroranschläge vom 11. September 2001 waren aus den USA an die Elbe gekommen, um eindringlich zu schildern, wie es ihnen heute geht


Hamburg - Opfer und Hinterbliebene der Terroranschläge vom 11. September 2001 in den USA haben am Donnerstag vor dem Oberlandesgericht Hamburg über ihre seelische Verletzung durch die Verluste berichtet. Fünf Hinterbliebene waren aus den USA angereist. Ein weiteres Opfer konnte wegen seiner schweren Verletzungen nicht kommen, seine Schilderungen wurden dem Gericht verlesen. Sie sind 6 der insgesamt 20 zum Terrorismusprozess gegen den 28-jährigen Marokkaner Mounir El Motassadeq zugelassenen Nebenkläger. «Die Welt muss vor den selbstmörderischen Neigungen des Angeklagten und seiner Freunde geschützt werden», sagte Maureen Fanning, die ihren Ehemann, einen Feuerwehrmann, bei den Rettungsarbeiten im Tower 2 des World Trade Centers verlor.


Einer ihrer Anwälte aus Washington betonte, die Nebenkläger stünden nicht nur für die amerikanischen Opfer der Anschläge, sondern stellvertretend für die Betroffenen aus der ganzen Welt. Das Gericht räumte den bewegenden Schilderungen der Nebenkläger jeweils eine halbe Stunde ein. Vertreten waren sowohl die hinterbliebenen Ehefrauen von ums Leben gekommenen Feuerwehrleuten als auch die Frau eines Passagiers aus der in Pennsylvania abgestürzten Maschine. Ihr Ehemann hatte nach heutigen Erkenntnissen den Aufstand gegen die Terroristen in der Maschine organisiert.


Steven Push, der seine Frau bei dem Unglücksflug in das Pentagon verlor, betonte, die Hinterbliebenen wollten «die menschliche Seite der Tragödie» noch einmal deutlich machen, bevor das Gericht sein Urteil spricht. Der Vorsitzende Richter Albrecht Mentz ermahnte die Nebenkläger, sich mit ihren Anschuldigungen zurückhaltend zu zeigen. «Bedenken Sie, dass eine Entscheidung über Schuld oder Unschuld von El Motassadeq noch nicht getroffen ist», sagte er.


Am Nachmittag ließ das Gericht die Vernehmungsprotokolle des Deutsch-Syrers Mohammed Haydar Zammar verlesen. Er soll in Hamburg für das Terrornetzwerk Al-Qaida Terroristen angeworben haben und wurde kurz nach den Anschlägen vom Bundeskriminalamt (BKA) und dem Bundesanwalt Walter Hemberger mehrfach verhört. Darin sagte er zunächst aus, den Angeklagten El Motassadeq aus Hamburger Moscheen zu kennen und diesen öfter zu Hause besucht zu haben.


Im Laufe der Vernehmungen verweigerte Zammar damals jedoch jede weitere Aussage, da er «mit den Anschlägen in den USA nichts zu tun habe». Außerdem befürchtete Zammar eine «Abstrafung anderer Personen» durch seine Aussagen. Im Gegensatz zum mutmaßlichen Terroristen Zaid Bahaji habe er die Todespiloten Mohammed Atta, Ziad Jarrah und Marwan Alshehhi jedoch nicht gekannt, beteuerte der Deutsch-Syrer. Die Verteidigung hatte erneut ihren Antrag auf Vernehmung Zammars bekräftigt. Unterdessen wartet das Gericht auf die Antwort eines Rechtshilfeersuchens bei den syrischen Behörden.


Der Marokkaner muss sich seit dem 22. Oktober vor dem Hanseatischen Oberlandesgericht wegen Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung sowie Beteiligung an der Vorbereitung der Terroranschläge in den USA verantworten. Der Prozess soll am Freitag fortgesetzt werden. ddp
 
aus der Diskussion: Flugzeugcrash ins World Trade Center!!!
Autor (Datum des Eintrages): Albatossa  (31.01.03 19:17:10)
Beitrag: 123 von 124 (ID:8479709)
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