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@Geneta

naja, ob es nur die Kriegsgefahr ist?

Meine Analyse der Situation:
Die typischen saisonalen Wendepunkte im Markt erfolgen immer früher, weil jeder den anderen zuvorkommen möchte. Daher war in 2002 die Herbstrally bereits Ende Nov zuende, und im Jan 2003 wurde die Earningsrally bereits Mitte d.M. gekillt, obwohl die Earnings gut waren. In beiden Fällen wurden bevorstehende Aktionen der UN zu Gewinnmitnahmen genutzt, aber die dahinterstehenden Tradinggedanken der großen Spieler waren tiefer. Mitte Januar hätten nur 50 Punkte im DJIA gefehlt, und wir wären vom Bärenmarkt in den Bullenmarkt gekommen (bei ca 8870), das wollte man aber nicht. Denn die Fortsetzung des Bärenmarktes verspricht weiterhin gute Gewinne sowie tiefe Einstiegskurse für Investoren in Bluechips, zumal die Anleihen nicht mehr genügend abwerfen.

Es gibt in diesen saisonalen Schwankungen durchaus signifikante Details zu beobachten, zB hat der NASDAQ im Nov 2002 das Augusthoch getoppt, der DJIA ebenso aber weniger spektakulär. Beim Downmove wurden die Tiefstände vom Okt 2002 in den US-Indizes (noch) nicht erreicht. Ein Abwärtstrend ist im DJIA von Ende Dez 2002 zum Ende Jan 2003 zu beobachten, die 8050 haben nicht gehalten. Nichtsdestotrotz haben wir kurzfristig eine Tradingbox ausgebildet zwischen 7920-50 und 8150-70. Auch der NASDAQ COMPOSITE ist nach oben durch die 1360 und nach unten durch die schwach nachgebende 1320 - 1305 begrenzt.

Eine weitere rasche Fortsetzung des kürzlich beobachteten steilen Abwärtstrends ist nicht zu erwarten. Es würden entweder lächerlich niedrige Indexstände generiert, oder Schnäppchenjäger würden angesichts der verbesserten Aussichten vieler Bluechips zugreifen, IRAK hin oder her. Außerdem dürfte es auch geopolitische und wirtschaftspolitische Ansätze geben, den weiteren Indexverfall mit gezielten Eingriffen in den Markt zu stoppen. Man denke einerseits an die Indexkäufe der FED in USA, andererseits an die Lage des Banken- und Versicherungswesens, das in Deutschland quasi-hoheitliche Aufgaben erfüllt (siehe auch die Staatsgarantien für die deutschen Banken und Sparkassen). Daß wir uns in der Spätphase des Kursverfalls befinden, zeigt das Nachgeben von bisher stabilen Consumerwerten in Großbritannien, aber auch bei uns (hier zB HENKEL, SCHERING u.a.).

Noch was: Der Punkt ist nicht mehr fern, an dem die Charttechnik (bzw Trendfolge) dem Value-Ansatz weichen wird. Schauen wir zB auf DAIMLERCHRYSLER: Buchwert ca 39 €, Kurs abgeschmiert bis fast 25 €, Ansehen und Aussichten der Firma hervorragend, auch die schwachen Sparten haben den Turnaround geschafft (insbesondere CHRYSLER, MITSUBISHI, LKW-PRODUKTION). Das kümmert den Markt derzeit wenig, oder doch? In den letzten Tagen reges Interesse bei Institutionellen. Und die Deutsche Bank will ihren Anteil zwar verkaufen - aber unterhalb von 45 € wird sie kein einziges Stück hergeben. Soweit ich den deutschen Aktienmarkt verstehe: Also wird die DCX irgendwann bei 45 € stehen, damit die DBK verkaufen kann. Sicherlich nicht heute, aber auch nicht in etlichen Jahren, eher schon dieses oder nächstes Jahr.

Irgendwann wird der IRAK-Krieg vorbei sein - so oder so - und irgendwann werden auch die Großen sich mit Aktien vollgefressen haben bis zum Stehkragen. Und dann kommt die Hausse. Dann wird man den deutschen Anlegern das Kaufen predigen, und die Bildzeitung wird das Thema auf der Titelseite bringen.

Bis dahin: Ohren steif gegen den Wind, und immer gut aufpassen ;)

Prof19
 
aus der Diskussion: Mit 300 Euro zum Millionär? Möglich oder nicht?
Autor (Datum des Eintrages): prof19  (02.02.03 21:59:42)
Beitrag: 1,598 von 1,902 (ID:8490359)
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