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E R M I S C H T E S

Start-Schaden nicht reparierbar


Deutlich sind Risse am Flügel zu sehen




E s wird immer wahrscheinlicher, dass ein Schaden, der beim Lift-Off entstanden war, die Absturz-Tragödie der Columbia verursacht hat. Ein Augenzeuge habe auf der linken Seite der Raumfähre Teile abspringen sehen, sagte Shuttleprogramm-Manager Ron Dittemore von der Nasa in der Nacht zum Montag in Houston (Texas). Dieser Fehler hätte nach Ansicht von Experten auch bei richtiger Einschätzung nicht im All repariert werden können.

Die Katastrophe flog mit

Eine Aufnahme, die am fünften Tag der Columbia-Mission entstand, zeigt deutliche Risse am linken Flügel der Raumfähre. Die israelische Tageszeitung „Maariv“ veröffentlichte das Foto mit der Schlagzeile „Der Flügel des Todes“. Das Bild wurde demnach während einer Videoschaltung beim Gespräch zwischen Israels Ministerpräsidenten Ariel Scharon und dem israelischen Astronauten Ilan Ramon aufgenommen.

Beim Start am 16. Januar war ein Stück Isoliermaterial aus dem Hitzeschild gegen die linke Tragfläche des Orbiters geprallt. Eine Reparatur noch im Weltall wäre nach Auffassung des früheren Kosmonauten Sigmund Jähn kaum möglich gewesen. Dazu werde bestimmtes Werkzeug benötigt, das kaum an Bord gewesen sein könne, sagte der erste Deutsche im All im Inforadio Berlin-Brandenburg. Zudem werde auch eine spezielle Technologie benötigt. Jähn ist heute Berater für Weltraummissionen.

Die Temperatur auf der linken Seite des Raumfahrzeugs sei kurz vor dem Auseinanderbrechen der Fähre schneller angestiegen als rechts, sagte Dittemore. Kurz darauf habe auch der Luftwiderstand auf der linken Seite zugenommen. Das Flugkontrollsystem der Columbia habe den daraus resultierenden Linksdrall mit einem Flugmanöver nach rechts zu korrigieren versucht. Wenig später sei der Kontakt zur Raumfähre abgebrochen. Dittemore warnte aber vor verfrühten
Schlussfolgerungen.

Inzwischen sind nach Nasa-Angaben zahlreiche Leichenteile einiger Astronauten gefunden worden. Die Behörde hatte zuerst von Körperteilen aller Raumfahrer berichtet, sich jedoch später korrigiert. Die Leichenteile wurden nach Angaben des Fernsehsenders CNN auf einen Luftwaffenstützpunkt im US-Bundesstaat Louisiana gebracht. Dort soll die Obduktion vorgenommen werden.

Komplizierte Suche nach Teilen

Die Suche nach den Tausenden von Trümmern der Raumfähre, die vor allem im Bundesstaat Texas niedergegangen waren, erweist sich unterdessen als Sisyphusarbeit. Es gab Hunderte von Orten mit Trümmerteilen – zum Teil in dicht bewaldeten Gebieten und einem großen Wasserreservoir.

Der letzte Funkkontakt zur Raumfähre

Laut einer inoffiziellen Übersetzung der Nachrichtenagentur AP hatte der letzten Funkkontakt zur Columbia folgenden Wortlaut:

Kontrollzentrum: „Columbia, Houston, wir sehen eure Reifendruck-Meldungen und wir haben die letzten nicht kopiert.“ Columbia: „Verstanden, uh,...“

An dieser Stelle brach die Verbindung ab, nachdem das Besatzungsmitglied ein Wort zu sagen begonnen hatte, das wie „buh“ klang. Gegen 15 Uhr fielen alle Daten aus.

„Die Columbia ist verloren“

US-Präsident George W. Bush sprach den Angehörigen der Astronauten sein Beileid aus und trat dann in einer kurzen Ansprache an die Öffentlichkeit. „Die Columbia ist verloren“, sagte Bush.

Zukunft des Weltraumprogramms ungewiss

Nach dem Absturz der Columbia stellte die Nasa alle Raumfährenflüge bis auf weiteres ein. Der Absturz der 1981 gebauten Columbia zum Ende ihres 28. Flugs gilt als schwerer Schlag für das Raumfährenprogramm und könnte auf längere Sicht den Ausbau der Internationalen Raumstation (ISS) gefährden. Die derzeit drei Besatzungsmitglieder der ISS, zwei Amerikaner und ein Russe, könnten allerdings mit Hilfe der russischen Sojus-Kapsel zur Erde zurückkehren, die als „Rettungsboot“ an der Raumstatioin angedockt ist. In diesem Jahr waren noch sechs Raumfährenstarts geplant, von denen fünf Teil des ISS-Programms waren.

Bestürzung und Trauer

Weltweit löste die schwerste Raumfahrt-Katastrophe seit dem „Challenger"-Unglück 1986 eine Welle der Erschütterung aus. Zuletzt sprachen die politischen Führungen Japans und Chinas US-Präsident Bush ihr tiefes Beileid aus. Bundeskanzler Gerhard Schröder, Bundespräsident Johannes Rau und deutsche Kirchenvertreter hatten erschüttert auf die Katastrophe reagiert.

In den 42 Jahren der bemannten Raumfahrt hat die Nasa noch nie eine Raumfähre bei der Rückkehr auf die Erde verloren. Die Columbia befand sich auf einer 16-tägigen wissenschaftlichen Mission im All. Die Besatzung führte im All 80 Experimente durch, anders als bei den Raumfähren-Missionen zuvor dockte die Columbia nicht an die Internationale Raumstation (ISS) an.

An Bord waren fünf Männer und zwei Frauen: Rick Douglas Husband, William McCool, Kalpana C. Chawla, David M. Brown, Michael P. Anderson, Laurel Blair Salton Clark und Ilan Ramon.

03.02.03, 19:45 Uhr
(Quelle: dpa/ap)
 
aus der Diskussion: Sabotage an der Columbia vor dem START ??
Autor (Datum des Eintrages): Kuehe  (03.02.03 20:18:47)
Beitrag: 17 von 68 (ID:8499294)
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