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Aus der FTD vom 4.2.2003 www.ftd.de/swisscom
Swisscom-Chef plant noch 2003 Zukäufe
Von Kristina Spiller, Hamburg

Der Schweizer Telefonkonzern Swisscom hat endlich eine Übernahme in Sicht. Die Kriegskassen sind prall gefüllt, doch die Schweizer haben bislang immer wieder gezögert - die anvisierten Firmen hatten den Qualitätsansprüchen nicht genügt.



Jens Alder


"Noch dieses Jahr wird es für uns Kandidaten für Zukäufe geben", sagte Swisscom-Chef Jens Alder im Interview mit der FTD. "Ich sehe ein bis zwei Hand voll theoretische Möglichkeiten für einen Kauf." Er führe regelmäßig Gespräche, doch noch stünden die anvisierten Unternehmen nicht zum Verkauf. "Das kann sich dieses Jahr ändern", sagt Alder. Deshalb sei ein Aktienrückkauf, wie er statt der Übernahme eines Unternehmens erwartet wurde, nicht zwingend.

Swisscom-Chef Alder sucht bereits seit dem Kauf des deutschen Mobilfunkvermarkters Debitel vor vier Jahren nach neuen Gelegenheiten für weitere Übernahmen. Allerdings blieb er erfolglos, vor allem auf Grund seiner harten Kriterien. Branchenkenner kritisierten Alder schon als zu risikoscheu. Während andere Konzerne mit dem Abbau ihrer Schuldenberge ringen, sitzt der Swisscom-Chef auf einer vollen Kasse. Bis zu 12 Mrd. Schweizer Franken (8,2 Mrd. Euro) könne er ausgeben, sagt Alder.



Die Zeit drängt


Die Zeit rennt dem Swisscom-Chef weg. Noch sind anderen Konzernen bei Zukäufen die Hände gebunden. Haben sie sich ihrer Schulden entledigt, schmilzt Alders Vorteil weg. Dabei sind Zukäufe für Swisscom wichtig. Der Schweizer Markt bietet kaum Wachstum. Schon bei der Vorlage der Neun-Monats-Zahlen im November hatte Alder für 2002 nur einen leichten Umsatzanstieg und ein operatives Ergebnis wie im Vorjahr vorhergesagt. "Das vergangene Jahr hat sich unseren Erwartungen entsprechend entwickelt", sagt Alder jetzt. Aber auch für 2003 sieht er "weder große Zuwächse noch Rückgänge."


Swisscom darf nicht zu lange zögern: "Natürlich ist es ein Risiko, wenn man auf Geld sitzen bleibt", sagt Alder. Vor allem im Mobilfunkgeschäft sieht er Zukäufe positiv. Auch der deutschen Tochter Debitel würde er bei einer Übernahme unter die Arme greifen. "Ein solches Projekt wird nicht an der Finanzierung scheitern", sagt Alder. Im Festnetzgeschäft und der IT-Sparte wolle er sich aber auf den Schweizer Markt konzentrieren. Hier würde "jedes Synergiepotenzial durch die Komplexität eines Zusammenschlusses überkompensiert."



Keine Namen, bitte


Nennen wollte Alder Kandidaten für einen Kauf nicht, auch zu einem möglichen Einstieg bei Telekom Austria hielt er sich bedeckt. In der Branche wird schon über einen fertigen Übernahmeplan berichtet. Im Blick habe er "einerseits kleine Telekomunternehmen wie wir und andererseits Teile größerer europäischer Telefonkonzerne", sagt Alder nur. Dieses Jahr würden einige Konzerne Teile abstoßen, um ihre Schulden abzubauen. "Das kann unsere Chance sein. Wir liegen auf der Lauer. Allerdings: Wir sind keine Bank, wir können nicht ewig warten."


Eine Übernahme nur um des Kaufens willen lehnt der Swisscom-Chef strikt ab. "Wir weichen nicht von unserer Strategie", sagt er. Er wolle den Konzern nicht global positionieren, Swisscom könne daher auch ohne Zukäufe überleben. Doch: "Ein passender Zukauf wäre uns lieber, als das Geld an die Aktionäre zurückzugeben", betont Alder.


Während der Swisscom-Chef im Mobilfunk auf Brautschau ist, richtet er sich im Festnetzgeschäft auf dem schwierigen heimischen Markt ein. Dort und im IT-Sektor will Alder 3000 der insgesamt 17.300 Stellen bis Ende 2003 abbauen. "Mit Blick auf den steigenden Kostendruck müssen wir einfach Stellen abbauen", sagt Alder. Noch hat Swisscom zwei Drittel Marktanteil, doch: "Es ist nicht unser strategisches Ziel, den Marktanteil zu steigern", sagt Alder. Das sei politisch nicht gewollt. Er konzentriere sich darauf, den Cash Flow zu steigern.
 
aus der Diskussion: D R I L L I S C H startet!!!!
Autor (Datum des Eintrages): Frenchmen  (06.02.03 12:14:52)
Beitrag: 19 von 24 (ID:8528455)
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