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ZUS/Deutsche Börse setzt auf Kontinuität: MLP bleibt im Dax

Frankfurt (vwd) - Entgegen der Markterwartung hat die Deutsche Börse am
Dienstagabend die Zusammensetzung des DAX unverändert gelassen. Viele
Beobachter hatten erwartet, dass die Aktien des Heidelberger
Finanzdienstleisters MLP aus dem DAX ausscheiden müssen, weil das
Unternehmen nicht mehr zu den 45 Werten mit der höchsten
Marktkapitalisierung zählt. In diesem Fall hat die Börse grundsätzlich die
Möglichkeit, einen Wert auch außerhalb der jährlichen Überprüfung im August
aus dem DAX auszuschließen. Weil offenbar weder Beiersdorf noch T-Online als
Nachrücker überzeugten, entschied sich die Deutsche Börse aber gegen einen
so genannten "Fast Exit" von MLP.

Man wolle "die Kontinuität wahren", lautete die offizielle Begründung.
Als Synonym für Kontinuität gilt MLP am Markt indes nicht, erst recht nicht
nach den Zahlen für das Geschäftsjahr 2002, die das Unternehmen am Mittwoch
vorbörslich bekannt gab. "Die Daten sind überaus schlecht gewesen", sagte
Arne Jokusch, Analyst bei Merck Finck & Co. Allerdings habe man mit
enttäuschenden Zahlen rechnen können, so ein Frankfurter Aktienhändler.
Wären die Zahlen gut ausgefallen, hätte das Unternehmen diese vermutlich vor
der Index-Entscheidung veröffentlicht. Die Aktien werden am
Mittwochvormittag von Investoren abgestraft und brechen um elf Prozent auf
7,56 EUR ein.

Enttäuschung über Nichtaufnahme von Beiersdorf

Enttäuscht reagierte der Vorstand von Beiersdorf auf die Entscheidung der
Börse. Der Kosmetikkonzern hatte zuvor als aussichtsreicher DAX-Kandidat
gegolten. Die Börse hatte sich aber gegen die Hamburger entschieden, weil
sich die Allianz nach wie vor von ihrer Beteiligung trennen will und die
künftige Eigentümerstruktur damit unsicher sei. Man sei "betrübt", sagte
Beiersdorf-Sprecher Klaus Peter Nebel am Mittwoch auf Anfrage von vwd.
Vorstandsvorsitzender Rolf Kunisch hatte zuvor gesagt, dass Beiersdorf ganz
sicher "eine Zierde des DAX" wäre. Die Begründung für die Entscheidung
wollte Beiersdorf aber nicht kommentieren.

Börsianer hingegen äußerten sich skeptisch zu der Entscheidung: "Die
Begründung, die Kandidaten seien unsicher, überzeugt nicht - MLP ist
schließlich auch nicht gerade sicher. Beiersdorf ist mehrfach so groß wie
MLP und immmer noch nicht im DAX - das ist schwer verständlich." Zudem sei
Beiersdorf "ein Aushängeschild für die deutsche Industrie und hätte auch
daher gut in den Index gepasst". Die im MDAX gelisteten Aktien von
Beiersdorf verlieren gegen 11.20 Uhr 3,4 Prozent auf 99,34 EUR.

Keine Überraschung im MDAX - EADS wird Schwergewicht

Anders als im DAX entspricht die Zusammensetzung des um 20 Titel auf 50
Werte reduzierten MDAX den Erwartungen. Einzig die Aufnahme des
Zementherstellers Dyckerhoff auf Kosten von Gildemeister bezeichneten
Händler als "etwas überraschend". Größter Wert im MDAX wird künftig der
multinationale Flugzeugbauer EADS sein, gefolgt von Beiersdorf und
Continental. Mit EADS, der holländischen Teleplan, Thiel Logistik aus
Luxemburg sowie der irischen Depfa Bank ziehen im März erstmals vier
ausländische Werte in den MDAX ein, was auf Grund der geänderten Regularien
möglich wurde. Teleplan, Thiel und der Elektronik-Händler Medion rücken aus
dem Nemax-50 in den MDAX auf.

Auch der neu gegründete TecDAX wird im Wesentlichen so aussehen, wie
Marktteilnehmer es erwartet hatten. Nachdem T-Online wegen des zu geringen
Streubesitzes nicht in den DAX einzieht, wird das Unternehmen größter Wert
und Zugpferd des Indexes. Etwas überrascht zeigten sich Aktienhändler über
die Aufnahme von Repower und WEB.DE an Stelle von Funkwerk und Intershop,
zumal WEB.DE, das als einziges Unternehmen den Aufstieg aus dem
Nemax-All-Share schafft, das Liquiditätskriterium nicht erfüllt hat.
Allerdings waren auch Repower und WEB.DE im Vorfeld durchaus als Kandidaten
gehandelt worden. Ansonsten notieren ausschließlich ehemalige MDAX- und
Nemax-50-Titel in dem neuen Technologie-Index.

Nemax-50 und SDAX auf dem Weg in die Bedeutungslosigkeit

Große Impulse für den Handel gingen von der Entscheidung indes nicht aus.
WEB.DE klettern am Vormittag um 6,4 Prozent auf 5,30 EUR. Intershop
verlieren 3,3 Prozent auf 2,65, Funkwerk 0,8 Prozent auf 14,60 EUR, beide
Aktien werden künftig noch im Nemax-50 gehandelt, der unterhalb des TecDAX
bestehen bleibt. Ende 2004 wird für den Index aller Voraussicht nach aber
Schluss sein. Bis dahin muss ihn die Deutsche Börse weiterlaufen lassen, da
noch Nemax-50-Derivate und Indexfonds gehandelt werden. Im Markt werden die
Werte unterhalb des TecDAX aber nur noch eine marginale Rolle spielen, heißt
es in Frankfurter Finanzkreisen.

Die Zusammensetzung des Nemax-50 hat aber eine gravierende Veränderung
erfahren: Zukünftig werden alle TecDAX-Werte parallel in dem Index stehen,
zuzüglich 20 weiterer Technologieaktien aus dem Prime Standard. Daher werden
zum 24. März nur noch 36 Titel im Nemax-50 stehen, die auch schon vorher in
dem Index notierten. Nur wenig mehr Aufmerksamkeit dürfte künftig dem SDAX
zukommen, der als Sammelbecken für kleine und mittlere Unternehmen unterhalb
des MDAX weiterbesteht. Der Index umfasst künftig 50 Werte, darunter einige
ehemalige Neuer-Markt-Titel. Zu den Schwergewichten gehören hier AVA,
gefolgt von Fielmann und Beate Uhse. +++ Ralf Drescher
vwd/12.2.2003/rd/sst/tw

 
aus der Diskussion: +++ Zusammensetzung des neuen TecDAX ab 24. März !!!!
Autor (Datum des Eintrages): ZockerFreak  (12.02.03 11:24:52)
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